Morgengruß von Helmut Harff: Warte, warte noch ein Weilchen

Das ist so nervend

Wissen Sie, was ein exspecto hominem ist? Das sind Sie, das bin ich, das sind wir alle. Für alle ohne Latinum: Das ist der wartende Mensch – und das sind wir ja wohl alle.

Ja, wir alle warten auf die Impfungen, auf die Tests. Wir warten auf mehr Bewegungsfreiheit, auf den Genuss von Kunst und Kultur. Wir warten darauf, wieder ohne Einschränkungen reisen und shoppen zu können. Wir warten darauf, wieder Sport treiben zu können und wir warten darauf, unsere Familien, unsere Freunde und Bekannte treffen zu können. Wir warten darauf, wieder ins Wirtshaus, ins Café gehen zu können. Ja, wir warten darauf, dass die Politik endlich eine nachvollziehbare Strategie zum Umgang mit der Pandemie hat. Ich habe sogar den Eindruck, dass der Frühling darauf wartet, dass die Krise irgendwie ihren Schrecken verliert.

Wir sind also zu exspecto hominem mutiert. Stellt sich die Frage, was das Warten mit einem macht. Warten ist nun nicht gerade die Tugend, die bei uns Menschen, vor allem bei uns Deutschen wohl besonders ausgeprägt ist. Zu langes Warten zermürbt, macht sauer, erzeugt Frust. Warten hat schon so manche Beziehung und auch so manches Projekt vorzeitig beendet. Ja, es gibt Tätigkeiten, bei denen Warten dazu gehört, doch wenn das eben nicht der Fall ist, reißt bei uns mal ganz schnell der Geduldsfaden.

Ich frage mich schon länger, wann das bei uns der Fall sein wird? Ich frage mich auch, warum das nicht längst der Fall ist? Haben wir zu viel Angst, macht man uns zu viel Angst? Lassen wir es zu, dass uns die Politik am ausgestreckten Arm warten lässt? Akzeptieren wir klaglos, dass man uns immer wieder versichert, dass das Warten, wenn nicht schon bald, so doch irgendwann ein Ende haben wird?

Mich erinnert das an das Versprechen, dass es uns im Jenseits besser als hier im irdischen Jammertal gehen wird. Augenscheinlich glauben das nicht einmal christliche Politiker, die lieber hier im Garten Eden leben wollen – und dafür Euros wie Donald Duck scheffeln.

Und wir, wir warten? Oder tun wir nur so? Machen wir das, was wir als Deutsche schon mehrfach gelernt haben – so zu tun, als machen wir alles, was die Obrigkeit will, tun aber ansonsten, was wir für richtig halten?

Ich warte jetzt nicht, sondern mache das Frühstück für die Beste Frau der Welt und mich.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Edward, Sibylle, Cyrill

Foto: Pixabay

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