Gestern hörte ich ein Wort, das nun garantiert nichts mit dem C-Virus, aber genauso wenig mit der aktuellen Politik oder unserem Bildungswesen zu tun hat. Das Wort lautet: Universalgelehrter.
Ich wusste gar nicht, dass man dieses Wort überhaupt noch verwendet, bekam dann aber schnell mit, dass es in dem Beitrag nicht um lebende Menschen geht. Doch wer gilt, wer galt als Universalgelehrter? Klar, damit meint man das Gegenteil von Fachidioten, wie sie uns heute an jeder Straßenecke, in jeder Talkshow begegnen.
Doch ich wollte es genau wissen und schlug bei Wikipedia nach. Da ist zu lesen: „Als Universalgelehrter wird ein Gelehrter mit ungewöhnlich vielseitigen Kenntnissen in verschiedenen Gebieten der Wissenschaften bezeichnet. Ein verwandter Begriff, der in der Antike gelegentlich als ehrender Beiname eines Gelehrten – zum Beispiel des Grammatikers Lucius Cornelius Alexander Polyhistor – verwendet wurde, ist Polyhistor (von altgriechisch πολυΐστωρ polyhístōr, deutsch ‚viel wissend, gelehrt‘). Während das lateinische genius universalis („universaler Geist“) weitgehend dieselbe Bedeutung hat, enthält der moderne Begriff Universalgenie den Aspekt, dass der Gelehrte auf verschiedenen Gebieten außergewöhnliche Leistungen oder geniale Erfindungen hervorgebracht hat.“
Aha, es gibt ihn augenscheinlich doch noch, den Universalgelehrten. Ein Deutscher, auf den diese Bezeichnung zutrifft, fällt mir allerdings nicht ein, was aber nicht zwangsläufig heißen muss, dass es den nicht gibt. Schließlich bin ich ganz sicher kein Universalgenie, maximal einer mit einem ungesunden Halbwissen, der sich für viel interessiert, viel gemacht und erlebt hat. Doch das reicht ganz sicher nicht, sich mit dem Titel eines Universalgelehrten zu schmücken.
Und doch, ich wünschte mir nicht nur angesichts der C-Krise den einen oder anderen Universalgelehrten. Nichts gegen Virologen oder anderen Fachleuten, doch die – so mein Eindruck – können eben eines nicht, was ein Universalgelehrter wohl kann – über den eigenen Tellerrand zu blicken, die Dinge in ihren Zusammenhängen zu sehen und dann auch entsprechend zu handeln. Universalgelehrte wären also garantiert systemrelevant.
Doch wo sollen Universalgelehrte angesichts unsres Bildungssystems herkommen? Gibt es eine Bildungsstätte, die sich auf die Fahnen geschrieben hat, Universalgelehrte hervorzubringen? Wo würden Universalgelehrte gesucht werden? Könnten Sie sich eine Stellenanzeige mit der Überschrift: „Universalgelehrter (m/w/d) gesucht“ vorstellen? Ich nicht. Wobei, warum sollte die CDU/CSU nicht bei der Suche nach einem Kanzlerkandidaten so eine Anzeige aufgeben? Na ja, die Partei müsste dann wohl jemand nehmen, den heute keiner kennt, der möglicherweise gar kein Parteimitglied ist. Für das Land wäre das allerdings nicht verkehrt.
Es braucht nicht unbedingt einen Universalgelehrten, um das Frühstück für die Beste Frau der Welt und mich zu machen. Dazu reicht ein ungesundes Halbwissen.
Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.
Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Amadeus, Diemut
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