
Mehr  als 2,5 Stunden täglich verbrachten deutsche Smartphone-Nutzerinnen und  Nutzer im Jahr 2020 an ihren mobilen Endgeräten. Dies geht aus einem  aktuellen Report des Datenanalyse-Anbieters App Annie hervor. 
Die  Stiftung Auge betrachtet die Tendenz zur immer intensiveren  Handynutzung schon durch Kinder mit Sorge. Denn darunter kann das  räumliche Vorstellungsvermögen leiden und es wächst das Risiko, eine  Kurzsichtigkeit zu entwickeln. Die Experten der Stiftung Auge raten,  dass Kinder weniger Zeit an Smartphones und möglichst viel Zeit im  Freien verbringen sollten.
Nachrichten lesen, Serien schauen oder  schnell nebenbei die sozialen Netzwerke checken: Auch für Jüngere  gehören Smartphones zu den ständigen Begleitern im Alltag – eine  Tatsache, die in der aktuellen Pandemie sogar noch zugenommen haben  dürfte. Augenärzte betrachten diesen Trend mit Sorge. Der Grund: Schauen  Kinder täglich mehrere Stunden auf das Smartphone oder Tablet, erhöht  dies das Risiko für die Entwicklung einer Kurzsichtigkeit. „Daran ist  zum einen die meist schlechte Beleuchtung in Innenräumen Schuld,“ sagt  Professor Dr. med. Frank G. Holz, Vorstandsvorsitzender der Stiftung  Auge. Zum anderen komme es zu einem erhöhten Längenwachstum des  Augapfels, wenn Kinder wiederholt über längere Zeiträume auf Dinge in  geringer Entfernung schauen, so der Direktor der  Universitäts-Augenklinik Bonn. Dies führt dazu, dass sich der Abstand  zwischen Netzhaut und Linse vergrößert. Dadurch stimme die Brennweite  des Auges nicht mehr und Betroffene sehen in der Ferne unscharf, erklärt  Holz.
Wenn Kinder über lange Zeit auf einen Bildschirm schauen,  drohen neben Kurzsichtigkeit weitere Folgen. „Da Smartphone- und  Tabletbildschirme immer flach sind, kann Kindern bei intensiver Nutzung  der Geräte der Wechsel zwischen Nah- und Fernsehen schwerer fallen und  im schlimmsten Fall das räumliche Vorstellungsvermögen leiden“, sagt  Professor Dr. med. Christian Ohrloff, Mediensprecher der Stiftung Auge.  Um dem entgegenzuwirken, sei es wichtig, dass Kinder täglich im Freien  spielen, so der ehemalige Direktor der Universitäts-Augenklinik  Frankfurt am Main. „Draußen muss sich das Auge immer wieder an  unterschiedliche Distanzen anpassen“, erklärt Ohrloff. Studien haben  außerdem gezeigt, dass zwei Stunden helles Tageslicht pro Tag die  Kurzsichtigkeits-Entwicklung bremsen.
Da in der aktuellen  Pandemielage viele Kinder etwa beim Homeschooling auf Smartphones oder  Tablets angewiesen sind, sollte hierbei vor allem auf zwei Dinge  geachtet werden: „Der Arbeitsplatz der Kinder sollte möglichst hell sein  und viel Tageslicht abbekommen. Außerdem ist es wichtig, dass der  Abstand zwischen Bildschirm und Augen mindestens einen halben Meter,  besser noch mehr, beträgt,“ rät der Frankfurter Experte. Insgesamt sei  es immens wichtig, bei Kindern auf eine gesunde Entwicklung der Augen zu  achten. „Wenn der Augapfel im Kindesalter erst einmal falsch gewachsen  ist und sie kurzsichtig sind, lässt sich dies später nicht mehr  umkehren,“ so Ohrloff.
Quellen:
App Annie, The State of Mobile 2021: https://www.appannie.com/de/go/state-of-mobile-2021
DOG  Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft: Studie: Lockdown könnte  kindliche Kurzsichtigkeit fördern. Augenärzte raten zu mehr Tageslicht  und weniger Smartphone, Pressemitteilung Feb. 2021.
DOG Deutsche  Ophthalmologische Gesellschaft: Experten klären auf: Wann das Smartphone  für Kinderaugen gefährlich wird, Pressemitteilung Sept. 2018.
Pei-Chang  Wu et al.: Increased Time Outdoors Is Followed by Reversal of the  Long-Term Trend to Reduced Visual Acuity in Taiwan Primary School  Students. Ophthalmology, Volume 127, Issue 11, P1462-1469, November 01  2020. DOI: 10.1016/j.ophtha.2020.01.054.
Foto: Pixabay