Morgengruß von Helmut Harff: Nippelalarm

Von wegen Gleichberechtigung

Geht es in diesem Land um die Gleichberechtigung, so geht es immer um den weiblichen Teil der Bevölkerung. Doch wie ist das mit den Männern?

Die Frage tauchte gestern in einer etwas komischen Situation auf. Ich saß im Garten bei weit über 20 Grad in der Sonne und machte ein Selfie – ich oben ohne mit meiner Heldenbrust. Deren Größe steht bei 95 Kilo Gesamtgewicht, vielen von zarten Frauen in Punkto Größe nichts nach. Ich postete das Foto mit der Unterschrift „Nippelalarm in der Lausitz“. Kurze Zeit später tat das Gleiche eine Bekannte, die zu den sehr zarten Frauen gehört. Auch sie in der Sonne, auch sie oben ohne – also genau wie ich, also so, wie Millionen Frauen am Strand. Nicht besonderes, nichts, was man nicht kennt. Und doch, das Foto wurde gesperrt und es gab Ärger mit dem Anbieter.

Wer wird da nun diskriminiert? Die Frau, die ihre Nippel ganz freiwillig zeigt oder der Mann, der das auch tut? Egal wie man die Frage beantwortet, von einer Gleichbehandlung kann man hier wohl beim besten Willen nicht reden. Und das ist nicht nur in den sozialen Netzwerken so. Mir fällt schon seit Jahren auf, dass beispielsweise im Fernsehen die allermeisten Männer im Businessdress dort auftreten. Nur in wenigen Sendungen ist das etwas lockerer. Und bei den Frauen? Die haben eine deutlich größere Auswahl von Outfits, zeigen Bein und Dekolletee und Ihre Schuhe können gar nicht hoch genug sein. Auch hier gibt es Ausnahmen von der Regel – aber auch nicht mehr. Gleichberechtigung sieht auch hier anders aus.

Und dann die Werbung. Da kommt vielleicht ein männliches Werbegesicht auf x solcher von Frauen. Da muss man ja schon froh sein, dass Männer Männermode präsentieren. Ich habe noch kein Hotel, keinen Wellnesstempel und ähnliche Einrichtung gesehen, die nicht hauptsächlich mit jungen Frauen für sich werben. Fährt man dann dahin, sind im Prospekt mehr solche Frauen zu sehen, als in der Realität. Auch hier von Gleichberechtigung keine Spur.

Gleichberechtigung darf keine Einbahnstraße sein. Das gilt beispielsweise auch für die Quote. Wieso gibt es die nicht für Männer, wenn es um Berufe im Gesundheitswesen, in der Pflege, in der Erziehung, im Handel geht. Ein oder auch 100 Frauen mehr in Vorständen von Großunternehmen sind maximal ein kleines, kaum sichtbares Trostpflaster, haben aber auch nichts mit Gleichberechtigung zu tun.  Noch viel schlimmer steht es um die Gleichberechtigung von Männern beim Thema Kinder. Hier scheint wie vor tausenden von Jahren zu gelten: Kinder sind Frauensache, Männer sind höchstens Versorger.

Ja, mir kommt bei dem Thema immer wieder der kalte Kaffee hoch. Das auch, weil es in der Politik niemanden zu geben scheint, dem eine wirkliche Gleichberechtigung am Herzen liegt. Dabei würden davon Männer wie Frauen gleichermaßen profitieren – nicht nur beim Nippelalarm in den sozialen Netzwerken.

Kalten Kaffee, den gibt es garantiert nicht beim Frühstück mit der Besten Frau der Welt.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Herta, Julius, Zeno

Foto:
Pixabay

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