Morgengruß von Helmut Harff: Eine Bitte an die Jugend

Macht es besser als wir

Das Bundesverfassungsgericht hat in bemerkenswerter Art und Weise eine Entscheidung für die heute jungen Menschen getroffen. Wir dürfen ihre Zukunft nicht aufs Spiel setzen, müssen ihnen eine wenigstens halbwegs intakte Umwelt übergeben.

Und genau hier setzt meine Bitte an die Jugend von heute an, die sich ganz sicher zurecht Sorgen um ihre Zukunft macht. Meine erste Bitte ist: Glaubt nicht den Erwachsenen, die euch nun vor Gericht geholfen haben und auch denen nicht, die in eurem Sinne entschieden haben. Das sind alles Heuchler, das sind ja alles die, die euch den ganzen Mist eingebrockt haben.

Deshalb meine zweite Bitte: Macht es anders als wir. Wir haben an den Fortschritt, an die Atomkraft geglaubt. Wir haben die Wirtschaft, wir haben die Landwirtschaft, wir haben unser Leben auf Effizienz getrimmt. Wir haben Milliarden von Autos, von Maschinen, von Robotern gebaut. Wir haben Straßen – auch See- und Luftstraßen - , wir haben Flughäfen und Hochhäuser gebaut. Wir haben Bankpaläste und noble Büros für Umweltschutzorganisationen gebaut. Wir haben große Wohnungen gebaut und bewohnen solche allein, in denen eigentlich Großfamilien Platz haben. Wir haben uns Häuser mit Garagen und Hobbykellern gebaut und die Vorgärten gepflastert. Wir essen und trinken Dinge, die vor 100 Jahren niemand kannte und werfen davon viel weg. Wir produzieren Müll in gigantischen Mengen. Wir haben tolle Büros eingerichtet mit tollen Möbeln und super Schreibtischstühlen. Wir richten unsere Wohnungen alle zehn Jahre neu ein, kaufen uns noch häufiger ein neues Auto. Wir meinen sogar, dass E-Autos die besseren sind. Ja, wir haben alle mindestens einen Computer und ein Handy – und beides muss immer toller und vor allem immer das aktuellste Modell sein. Wir reisen, als ob es kein Morgen mehr gibt. Und, wir sind sogar der Ansicht, dass wir unsere Demokratie am Hindukusch oder in Mali verteidigen müssen.

Ja, Jugend von heute, all das haben wir gemacht und hören damit nicht auf, auch wenn das die, die euch vor dem Verfassungsgericht unterstützten, lautstark fordern. Sie tun es nicht – glaubt mir. Ihr könnt also von uns nicht wirkliche Hilfe erwarten. Ihr müsst euch schon selber helfen. Ganz nebenbei, das ging auch uns schon so, denn auch unsere Eltern haben uns keine intakte Welt, keine gesunde Umwelt hinterlassen. Nur wir haben das nicht begriffen – und wenn doch, haben wir maximal halbherzig etwas dagegen getan. Wie wenig, seht ihr ja selbst. Also folgt uns nicht, baut keine Einfamilienhäuser, keine weiteren Autos, keine weiteren Straßen, fahrt nicht in den Urlaub, vergesst Worte wie shopping, wie trendig. Nutzt die Dinge so lange sie funktionieren, bewegt eure Hände und nicht die Schalter an den vielen Helferlein überall. Wenn ihr keine E-Autos fahrt, die Stunden vor dem Rechner oder mit dem Smartphon in der Hand auf zwei oder drei am Tag reduziert, wenn ihr die Kühe mit der Hand und nicht elektrisch melkt, wenn ihr nur dann Erdbeeren esst, wenn sie in eurem Garten gereift sind, wenn ihr nicht gegen jedes Windrad jahrelang klagt, dann haben zumindest eure Kinder die Chance, nicht um jeden Flecken Land kämpfen zu müssen.

Ich muss euch noch etwas sagen: Ich glaube nicht, dass ihr vernünftiger als wir, als eure Groß- und Urgroßeltern seid. Stimmt nicht? Dann habe ich noch eine letzte Bitte: Beweist es mir – noch heute.

Wenn ihr das tut, schmeckt der Besten Frau der Welt und mir unser Frühstück noch besser.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Philipp u. Jakob, Viola, Alexander

Foto: Pixabay

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