Morgengruß von Helmut Harff: Frauen in die Produktion

Warum macht Ihr es nicht wie zuhause

Im November 1989 gingen viele DDR-Bürger auf die Straße. Ziel war, die Macht der SED zu brechen und auch die Stasi in ihre Schranken zu verweisen. Deshalb war auch einer der beliebtesten der skandierten Sprüche: "Stasi in die Produktion“. Schön, zwei Jahre später wären sehr viele dann schon ehemalige DDR-Menschen froh gewesen, wenn sie noch einen Arbeitsplatz in der Produktion gehabt hätten.

Und doch, mir fällt immer wieder dieser bürgerbewegte Spruch von damals ein, wenn es um das Thema Frau und Job geht. Warum fordert eigentlich niemand „Frauen in die Produktion“? Klingt nicht freundlich? Das Thema ist ja auch nicht freundlich, sondern ein knallhartes, schließlich sind Frauen in diesem Land beruflich noch viel zu häufig benachteiligt.

Doch wer benachteiligt sie eigentlich? Ich hörte vor wenigen Tagen ein Interview mit einer Chemikerin, Wissenschaftlerin und Unternehmerin. Sie war an der Uni, in der Industrie in führender Position tätig, bevor sie sich selbstständig machte. Und, sie scherte sich nie um dumme Sprüche, sagte, dass sie immer ihr Ding gemacht hat und sogar von den so viel verdammten Männernetzwerken profitierte. Leider erfuhr man nicht, ob sie auch Frauennetzwerke initiierte. Doch interessant war, dass sie beim Schritt in die Selbstständigkeit auch Kolleginnen mitnehmen wollte. Doch die trauten sich nicht, zeigten sich als Bedenkenträgerinnen – ganz im Gegenteil zu den Männern.

Das deckt sich mit meinen langen Beobachtungen. Einerseits führen sehr viele Frauen – wie uns einst eine Werbung verriet – ein kleines, erfolgreiches Familienunternehmen. Sie organisieren das Familienleben genau wie die häuslichen Finanzen. Sie gehen genauso gern in den Baumarkt wie in die Boutique, benutzen den Mixer genau wie die Bohrmaschine. Unzählige stehen zuhause ihre Frau und das so, dass vielen Männern die Luft wegbleibt, wenn Frau mal ausfällt.

Doch „Frauen in die Produktion“? Nimmt man das als Synonym dafür, dass Frauen eben genau den Männern ihre Jobs streitig machen (sollen). Können tun sie das, was wir Männer machen auf jeden Fall. Doch es dann auch tun? Man muss nur hinsehen, wo man berufstätige Frauen trifft um zu sehen, dass Frauen es wohl eher als eine Zumutung empfinden, einen „Männerjob“ auszuüben. Das beginnt mit einem Job in der Produktion und endet längst nicht mit einer Professur an der Uni.

Regt sich da Protest? Ja, es studieren viele Frauen. Es gibt viele Juristinnen, viele Ärztinnen, viele, die etwas mit Medien studieren. Die machen sicherlich auch alle einen guten Job. Das gilt auch für Frauen, die eine Lehre absolvieren. Doch dann? Nichts mit dem Angriff auf die Männerdomänen. Nichts mit Karriere, nicht vor der Schwangerschaft, nicht mit Kindern und auch nicht, wenn die Kinder groß sind. Nichts mit „Frauen in die Produktion“.

Ehrlich, ich verstehe die Frauen nicht. Frauen die sich nicht trauen, sollten nicht jammern. Ob ich jetzt Ärger zuhause bekomme? Nein, nein, die Beste Frau der Welt hat in einer Männerdomäne studiert, gründete in ihren Leben nicht nur ein Unternehmen und ist immer noch freiberuflich tätig. Ja, sie geht viel lieber in den Baumarkt als in die Boutique.

Sie kann folglich sagen wo es lang geht, freut sich aber auch, wenn sie sich an den gedeckten Frühstückstisch setzen kann. Das eine schließt ja das andere nicht aus.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Florian, Guido, Valeria

Foto: Pixabay

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