Trotz allem – Gardi Hutter

Biografie Schweizer Kult-Clownin


Als Gardi Hutter in den 70iger Jahren an der Zürcher Hochschule der Künste zu studieren begann, machte man ihr wenig Hoffnung, als Clown erfolgreich sein zu können. Nur Männer seien komisch, Frauen wären immer nur große Tragödinnen gewesen, außerdem wäre sie zu klein.


Wie sehr sich die Professoren irren sollten, zeigt ihr erfolgreiches, absolut einmaliges und bewegtes Künstlerleben. 2020 wurde Gardi Hutter dann durch besagte Zürcher Hochschule ein Ehrendoktortitel verliehen: der Honory Companion. Hinzu kommt die Berthold Brecht Professur an der Universität Leipzig.

Ihre Stücke sind fast wortlos, aber sie sprechen Bände, und diese Sprache verstehen alle Menschen. Gardi Hutter erfindet absurde Universen, in denen sich die Figuren mutig, aber aussichtslos nach dem Glück abstrampeln. Das berührt in seiner Tragikomik aufs Tiefste, und ist zugleich eine Riesen-Gaudi. Einzigartig.

Lange war das Buch über das bisherige Leben dieser Ausnahmekünstlerin geplant. Trotz Pandemie konnte es nun Ende März 2021, pünktlich zum 40. Geburtstag Ihrer Bühnenfigur Hanna, erscheinen. Die tapfere Hanna hat das Publikum vor 40 Jahren in Mailand das erste Mal zum Lachen gebracht. Fast 4000 Mal stand Gardi Hutter seither in 35 Ländern weltweit auf der Bühne: ein Riesenerfolg!

Auf der Basis zahlreicher Gespräche zeichnete die Historikerin Denise Schmid das ereignisreiche Leben der 1953 geborenen Clownin aus dem St. Galler Rheintal auf und bettet es in den größeren gesellschaftlichen Kontext ein. Drei Brüder und ein streng katholisches Elternhaus prägten Gardi Hutters erste Lebensjahre, Fremdheitsgefühle und Selbstzweifel. Im Rahmen des Aufbruchs von 1968 wandelte sie sich zu einer rebellischen jungen Frau. Ihr Feminismus, ihre soziale Einstellung, ihr Umweltbewusstsein gehen auf jene Jahre zurück.

Gardi Hutter überschritt so manche Grenze, wurde zunächst Schauspielerin, lebte in Paris, Rom und Mailand, traf ihre große Liebe. Über Jahre suchte sie nach der eigenen Clownfigur, die keinesfalls "männlich neutral", sondern "explizit weiblich" sein sollte. Die Vorbilder fehlten, und dann hatte sie 1981 plötzlich die zündende Idee.

Neben den beruflichen Höhepunkten und dem privaten Glück als Mutter erzählt Gardi Hutter in der Biografie offen über die große Kluft zwischen dem Erfolg und den persönlich schwierigen Jahren in der Lebensmitte. Im Werkbuch im zweiten Teil berichtet die Künstlerin, wie sie das Programm Die Schneiderin entwickelte. Dieser Werkbuchteil, ergänzt mit Skizzen, Protokollen, Videos und Bildern, ist auch online unter gardihutter.werkbuch.com abrufbar. Mit der Kombination von Biografie und Werkbuch gewährt dieser Band einen ganz besonderen Blick hinter die Kulissen von Gardi Hutters Leben und Kunst.

Trotz allem – Gardi Hutter
Autorin: Denise Schmid
Verlag: Hier und Jetzt  
Preis: 44,00 Euro
ISBN: 978-3-03919-521-3

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