Morgengruß von Helmut Harff: Männin, Männer*, Männlicher, MännerInnen

… das wollen immer weniger

Political Correctness, das ist die Forderung seit Jahrzehnten auch an uns Journalisten. Wir sollen geschlechterneutral schreiben, sagt man. Doch wer ist eigentlich „mann“ oder „frau“? Ganz fortschrittliche MännInnen und Frauen*? Leute, die die Welt so verändern wollen, wie sie sie sich vorstellen?

Ich habe mich dem immer verweigert, finde all die angebotenen Schreibweisen nicht nur merkwürdig, sondern auch sprachlich sehr bedenklich. Ich war auch immer der Ansicht, dass man mit komischen Schreibweisen, die kaum jemand normal lesen kann, nicht etwas für die Geschlechtergerechtigkeit tun kann. Dazu bedarf es weit mehr, als ein „*“ oder ein „I“ mitten im Wort. Ich kann auch ein(e) AutomechanikerIn oder ein „Automechaniker*" beleidigen, in dem ich einfach nur dem männlichen Schrauber glaube, der Kollegin keinen Gehör schenke.

Meine „überkommene“ Sichtweise wurde immer wieder kritisiert – nicht nur von Frauen. Doch nun scheint es so, als ob ich nicht nur nicht allein mit meiner Sichtweise wäre, sondern die Mehrheit der deutschen Frauen und Männer so denkt. Das ergab zumindest eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap für die "Welt am Sonntag" von Mitte Mai 2021. Die ergab nämlich, dass 65 Prozent der Deutschen das Gendern in der Sprache mit Sonderformen wie Sternchen, Doppelpunkt oder neuen Wortschöpfungen ablehnen. Männer sind sehr deutlich dieser Ansicht, aber auch 59 Prozent der Frauen.

Nun stehe ich Umfragen immer skeptisch gegenüber, doch wenn die "Welt am Sonntag" so etwas in Auftrag gibt, so bin ich schon der Ansicht, dass ich dieser Umfrage Glauben schenken kann. So glaube ich auch, dass gut die Hälfte der Befragten nicht der Ansicht sind, die gendergerechten Sprachformen in öffentlichen Einrichtungen generell zu verbieten. Auch nicht verwunderlich ist, dass die Anhänger der Grünen zu 47 Prozent der gendergerechten Sprachformen das Wort reden. Erstaunlich ist für mich, dass 72 Prozent der Anhänger „Die Linke“ diese „modernen“ Schreibweisen ablehnen. FDP-Mann Wolfgang Kubicki sprach wohl 77 Prozent seiner potentiellen Wählern aus dem Herzen, als er sich gegenüber der "Welt am Sonntag" so äußerte: „Sprache sollte nicht krampfhaft zum politischen Kampfmittel umfunktioniert werden.“

Ob das Thema eines für den Wahlkampf ist? Wir werden es merken, wenn wir uns die Wahlplakate ansehen. Mal sehen, wer auf Political Correctness im Wahlkampf verzichtet und so das Ohr an der Masse der Wählerinnen und Wähler hat?

Ich weiß gar nicht, wie oft sich die Beste Frau der Welt und ich uns beim Frühstück über diese merkwürdigen Schreibweisen amüsiert haben.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Marianne, Philipp N.

Foto: Pixabay

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