Der  Lockdown, Klimaziele und der beginnende Wahlkampf, aber auch digitale  Vertriebsmodelle stellen das Kraftfahrzeuggewerbe vor immer neue  Herausforderungen und eine ungewisse Zukunft. Nicht nur die Händler,  sondern vor allem auch die Verbraucher seien derzeit stark verunsichert,  beklagt der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK).
Bundesinnungsmeister  und ZDK-Vizepräsident Wilhelm Hülsdonk vermisst derzeit nicht zuletzt  die fehlenden Folgenabschätzungen in der Politik. Als Beispiel nennt er  die Ankündigung, dass die Kraftstoffpreise in der nächsten  Legislaturperiode um 16 Cent steigen, und schon jetzt hätten sich die  Strompreise für das Laden von Elektroautos deutlich erhöht. Individuelle  Mobilität müsse bezahlbar bleiben.
In der Klimaschutzdebatte  fehlt Hülsdonk die Einbeziehung der Bestandsfahrzeuge, die ja nicht  plötzlich verschwinden. Über 46 Millionen Pkw in Deutschland hätten  immer noch einen Verbrennungsmotor unter der Haube. Sie könnten mit  Biokraftstoffen oder synthetisch hergestellten Kraftstoffen  weiterbetrieben werden. Dazu braucht es den klaren politischen Willen,  bei der Förderung dieser Technologien die Gleichberechtigung mit der  E-Mobilität herzustellen. Klimaschutz im Straßenverkehr müsse Lösungen  für alle Fahrzeuge bieten, so der ZDK-Vize. Nur der Wettbewerb  unterschiedlicher Technologien werde dazu beitragen, diese Ziele zu  erreichen.
Die politischen Diskussionen verunsicherten zudem die  Verbraucher. Der Kunde wisse nicht mehr, für welche Antriebsart er sich  beim nächsten Autokauf entscheiden soll und welche möglichen  Auswirkungen das in der Zukunft haben könnte.
Nicht nur die  schwachen Verkaufszahlen belasten die Autohäuser. Der fast ein halbes  Jahr dauernde Lockdown im wichtigen Frühjahrsgeschäft sowie der  geringere Autoverkehr haben auch Auswirkungen auf das Reparatur- und  Servicegeschäft gehabt. Das zeigt die aktuelle Quote der  durchschnittlichen Werrkstattauslastung: Von Januar bis einschließlich  April 2021 lag sie bei 75 Prozent und damit um einen Prozentpunkt unter  dem Wert des ebenfalls schon schwachen Vorjahres. Im Vergleich zu 2019  ist ein Minus von 7 Prozentpunkten zu verzeichnen.
In der  aktuellen Branchenumfrage des ZDK, an der sich 971 Betriebe (Autohäuser  und freie Werkstätten) beteiligt haben, rechnet nur jede dritte  Markenwerkstatt mit einer Belebung des Aftersales-Geschäfts durch  Gewerbekunden, aber immerhin 46 Prozent durch Privatkunden. Bei den  freien Werkstätten ist die Skepsis größer: Von einer Geschäftsbelebung  durch gewerbliche Kunden gehen lediglich 24 Prozent der Befragten aus,  und bei Privatkunden sind es 34 Prozent. Als Gründe werden mehrheitlich  die Verunsicherung der Kunden wegen der zukünftigen politischen  Ausrichtung alternativer Antriebstechnologien sowie die ständig  wechselnden Corona-Schließungsanordnungen und Hygieneschutzmaßnahmen  angeführt.
Die unsichere Zukunft zieht die Autokäufer derzeit  nach Auskunft von Vizepräsident Thomas Peckruhn, Sprecher des  Fabrikatshandels, vor allem zu Gebrauchtfahrzeugen. Hier sehen deutlich  mehr Betriebe eine positive Entwicklung. 54 Prozent der befragten  Autohäuser gehen von einer Geschäftsbelebung in diesem Bereich aus,  während es beim Neuwagenkauf nur 27 Prozent (gewerbliches Geschäft) bzw.  35 Prozent (Privatkunden) sind.
In der Blitzumfrage wurde auch  das Thema „Auto-Abo“ angesprochen. 76 Prozent der Befragten sind der  Meinung, dass diese Art der Fahrzeugnutzung bei gewerblichen Kunden in  Zukunft größere Bedeutung bekommt, bei Privatkunden sehen das 48  Prozent.
Foto: Auto-Medienportal.Net/Pro Motor/Volz
Die Politik verunsichert die Autofahrer
... stellt der ZDK fest
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