Morgengruß von Helmut Harff: Ist doch nur ein Spiel

Warum sind wir dann so verbissen?

Gestern war ich mal wieder so richtig sauer. Es wollte einfach nichts klappen – zumindest aus meiner Sicht. Da kam eine Mitspielerin daher und verkündete mir: „Das ist doch nur ein Spiel“.

So einen Spruch konnte ich gerade noch brauchen, auch wenn ich genau wusste, die Gute hat recht. Ja, was ich da auf dem heiligen Golfrasen trieb, war wirklich nur ein Spiel. Es ging um wirklich nichts, nicht um eine gute Platzierung in einem Turnier, nicht um die Verbesserung meines Handicaps. Es ging maximal um mein Ego, darum, den Ball so zu treffen, dass der dahin flog, wohin ich wollte. Und der blöde Ball machte das einfach nicht.

Da musste ja jemand schuld sein, der Ball, der Schläger, der Rasen oder die Tatsache, dass wir auf dem Platz schon am morgen 30 Grad hatten. Eigentlich muss ich sagen, da müsste jemand schuld haben, denn da war nur einer, der für die missglückten Schläge verantwortlich war. Doch darüber dachte ich erst an Loch 19 – dem Clubhaus – bei einem alkoholfreien Bier nach.

Ja, mir ging dann durch den Kopf, dass es sich ja wirklich nur um ein Spiel handelt. Doch warum war ich dann so sauer, so ehrgeizig? Ich hätte das Ganze ja auch viel lockerer angehen können. Doch macht man, machen wir, mache ich das? Locker einfach mal so spielen? Einfach mal so einen Skat kloppen, einfach mal so mit Kumpels kicken, einfach mal so mit der Familie Mensch Ärger Dich nicht spielen? Wer kann das schon mal einfach so? Wer kann mal einfach so nicht der Beste sein, gar dauernd verlieren? Na ja, vielleicht, wenn der Dreikäsehoch im Tor steht und Papas Bälle halten soll. Doch einfach ist auch hier das Verlieren nicht.

Nur ein Spiel? Spielen wir vielleicht genau deshalb, weil wir dabei auf keinen Fall verlieren wollen? Nicht verlieren wollen, wo es um nichts, wo es eigentlich um gar nichts geht? Ja, der Verlierer hat die A...karte gezogen, ist dem Spott der anderen ausgesetzt, hat sich blamiert. Spielen und verlieren, das können wir nicht. Da fällt es uns sogar noch leichter, im Job, sogar in der Beziehung zu verlieren, aber auf keinem Fall im Spiel.

Was sagt das eigentlich über uns aus, über uns den spielenden Menschen, den Homo Ludens? Ist uns der Erfolg im Spiel deshalb so wichtig, weil wir unsere Welt, so wie wir sie kennen, eben zuerst spielerisch entdeckt, erfahren und erlebt haben? Haben wir da versagt, wurde es schmerzhaft, wurde es unangenehm. Das haben wir behalten und genau das ist vielleicht der Grund, warum wir uns gerade dann so schwer tun, wenn es nur um ein Spiel geht, bei dem es um nichts geht. Vielleicht sollte ich Golfen wie einen Job betrachten. Ich bekomme ja nicht gleich ein Gehaltsabzug, wenn ich einen Ball nicht gut treffe.

Jetzt wird es wieder spielerisch – beim Frühstück mit der Besten Frau der Welt.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Sonntagsfrühstück

Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Alois, Aloisia, Alban, Ralf

Foto: Pixabay

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