
Hopfen,  Malz und Wasser – diese Zutaten sind im bayerischen Reinheitsgebot  verankert und gelten schon seit über 500 Jahren als Grundlage für  bayerisches Bier. 
Eine wichtige Zutat fehlt hier allerdings und  das nicht, weil sie im 16 Jahrhundert noch nicht bekannt war, sondern  schlicht, weil sie noch nicht erforscht war: Hefe. Sie ist beim  Bierbrauen essentiell, da sie bei der Gärung zur Entstehung von Alkohol  und Kohlensäure gebraucht wird. Bei den Weißbieren der Bayerischen  Edelreifung sorgt sie zudem für die Veredelung: Denn diesen Bieren wird  nicht nur einmal, sondern sogar gleich zweimal Hefe hinzugefügt. Ein  traditionelles Brauverfahren, welches das edelgereifte Weißbier zu etwas  ganz Speziellem macht.
Hefe war natürlich auch im Mittelalter  schon im Bier enthalten, jedoch wurde sie nicht wie heute bewusst  hinzugefügt. Anfangs war es eher eine Art „Glücksspiel“, ob das Bier  gelang oder misslang. Erstaunlicherweise wurden Brauereien, die sich in  der Nähe von Bäckereien befanden, beim Bierbrauen immer erfolgreicher.  Der Grund dafür lag – heute verständlich – in der Luft, denn die  Hefepilze gelangten durch das Backen in die Umgebung und so unbewusst in  die Braukessel. Erst im späten 16. Jahrhundert wurde der Zusammenhang  zwischen Hefe, Kohlensäure und Alkohol erkannt.
Doch was ist eigentlich die Aufgabe der Hefe im Bier?
Um  den vom Brauer gewünschten Alkohol- und Kohlensäuregehalt zu erreichen,  wird dem Bier am Ende des Brauprozesses Hefe hinzugefügt. Bei der  Gärung ernährt sich die Hefe von gelöstem Zucker, der während des  Brauens aus Malz entsteht und verwandelt dabei den Malzzucker in  Kohlensäure und Alkohol. Entscheidend für den Bierstil und den Geschmack  ist sowohl die beigefügte Menge als auch der Hefetyp. Denn letzterer  bestimmt, ob ein Bier ober- oder untergärig wird. Untergärige Hefe setzt  sich bei der Gärung am Boden des Bottichs ab und benötigt eine  Temperatur von unter zehn Grad, um dann bis zu sieben Tage zu gären. So  werden beispielsweise Bockbiere und Pilsener Biere gebraut. Im Gegensatz  dazu steigt die obergärige Hefe mit der Kohlensäure an die Oberfläche  und vergärt dort bei 16 bis 22 Grad in zwei bis drei Tagen. Zu den  obergärigen Bieren gehören zum Beispiel Kölsch- und Altbiere sowie  Weißbiere.
Bei den Weißbieren der Bayerischen Edelreifung kommt –  wie der Name schon sagt – nach der Standardgärung noch eine extra  Veredelung dazu. Viele Weißbiere werden an dieser Stelle pasteurisiert,  abgefüllt und direkt verkauft. Edelgereiften Weißbieren wird ein zweites  Mal vitale Hefe sowie frische Würze hinzugefügt, bevor sie – ohne  Pasteurisierung – in Flaschen oder Fässer abgefüllt werden. Bis zu drei  Wochen haben sie jetzt Zeit, ein weiteres Mal zu reifen. Durch die  zweite Gärung und die extra Zeit, entwickeln sich vielschichtigere  Geschmacksnuancen und die Kohlensäure im Bier wird feiner gebunden. Die  Braumeister setzen bereits seit Generationen auf das traditionelle  Verfahren der Bayerischen Edelreifung, denn das ist wahre  Brauhandwerkskunst.
Good to know: Heute verwenden Brauereien  nicht irgendeine Hefe, sondern genau die, die ihrem Bier den  charakteristischen Geschmack verschafft. Dafür stellen viele Betriebe  ihre Hefe in einer eigenen Zucht her oder sie kaufen die benötigte Hefe  zu. In der Hefebank im bayerischen Weihenstephan lagern dafür über 3.500  verschiedene Hefestämme für Brauereien aus aller Welt. Jede Brauerei  hat für ihre Sorten einen bestimmten Hefestamm und welcher das ist, ist  strenges Betriebsgeheimnis. Auch die drei Brauereien der Bayerischen  Edelreifung setzen auf Hefestämme, die in eigener Zucht hergestellt  werden.
Bayerische Edelreifung
Zwei Hefen schlagen in einem edelgereiften Weißbier
Veröffentlicht am {DATE:d.M.Y : DE} unter dieser Internetadresse: http://www.genussmaenner.de/index.php?aid=70515