Morgengruß von Helmut Harff: Ab ins Home Office

Wer trägt die Folgen?

Die SPD will ein Recht auf Home Office-Arbeit gesetzlich garantieren. Das mit der kleinen Einschränkung, dass das nur für die gilt, bei denen das möglich ist. Doch wer sagt genau das? Der Arbeitnehmer, der Arbeitgeber, die Gewerkschaft, die Arbeitgeberverbände oder der Gesetzgeber, sprich die Politik?

Das ist aber nur eine völlig ungeklärte Frage. Die Liste dieser Fragen ist garantiert länger als der angestrebte Gesetzestext. Da sind die Kosten für den, der im Home Office tätig sein soll. Wer trägt die Kosten für den Arbeitsplatz, für die vier, für die zehn Quadratmeter Wohnfläche, für das Arbeitszimmer, für Schreibtisch, für Bürostuhl, für den zusätzlich verbrauchten Strom, für mehr verbrauchtes Wasser, für erhöhten Renovierungsbedarf? Wer macht dem Vermieter klar, dass Wohnraum als Büro – vielleicht sogar mit Kundenverkehr – genutzt wird?

Was ist mit der Pendlerpauschale, die bei vielen allein beim Autokauf mit einberechnet ist? Was ist mit Monatskarten, die vom Arbeitgeber zur Verfügung gestellt werden? Gibt es die noch oder werden nur noch die dienstlich notwendigen Fahrten abgerechnet? Und was ist mit den Abrechnungen gegenüber dem Finanzamt? Die gerade gezahlten maximal 600 Euro bekommen ja nur die, die die überhaupt steuerlich wirksam geltend machen können.

Doch es ist nicht nur das Geld, das in Frage steht. Es sind auch die ganzen Angebote, die man nutzen kann, wenn man eben im Büro arbeitet. Was ist mit Bildungsangeboten, mit Kantinenessen, was ist mit Betriebsratsarbeit? Was ist mit der so viel beschworenen Teamarbeit, mit dem kollegialen Austausch, aber auch dem mit Vorgesetzten? Was macht Home Office-Arbeit mit der Bindung an das Unternehmen? Muss man beispielsweise bei Videokonferenzen im Unternehmensshirt oder im Businessoutfit am Rechner sitzen? Wie bekommt man im Home Office überhaupt noch mit, was im Unternehmen passiert, wohin da der Wind gerade weht?

Doch das sind noch längst nicht alle zu beantwortenden Fragen. Was ist mit der Beziehung, wenn womöglich die Partner beide im Home Office arbeiten, ständig aufeinander hocken, niemand mehr etwas von der Arbeit zu erzählen hat? Was macht das mit den Kindern, die so vielleicht nur noch ansatzweise lernen, dass man zur Arbeit ins Büro, nicht nur nach nebenan geht?

Noch eines sollte die SPD bedenken: Wenn die Menschen längerfristig sich für Home Office entscheiden, werden sie sich sehr schnell auch für mehr Wohnraum entscheiden. Das verknappt dann das Wohnungsangebot nochmals.

Nicht, dass ich meine, dass Home Office Taufelszeug ist, schließlich arbeite ich seit 20 Jahren im Home Office, aber ich weiß deshalb genau, welche Probleme es da geben kann. Doch ich bin mein eigener Chef, da ist ohnehin fast alles anders, als wenn man seinen Büro-Arbeitsplatz in der Firma gegen den in der Ecke des Wohnzimmers tauscht.

Ich finde meine Home Office-Arbeit schon deshalb toll, weil ich so genügend Zeit und Muße für mein Frühstück mit der Besten Frau der Welt habe.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Mariä Heimsuchg, Wiltrud, Jakob

Foto: Pixabay

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