Morgengruß von Helmut Harff: Die totale Abhängigkeit

Wir sollten wieder umdenken …

Wenn wir von Abhängigkeiten reden, so denken wir an Drogen, an andere Süchte. Doch mit Verlaub, das sind Peanuts. In einem hier erschienenen Kommentar fragte ein Kollege, was in den Hochwasser-Katastrophengebieten passiert wäre, wenn alle Fahrzeuge elektrisch angetrieben würden?

Die Frage ist ziemlich einfach zu beantworten: Einige Stunden liefe alles normal, dann würde alles stehen, denn den Fahrzeugen würde der Saft ausgehen, weil es schlicht keinen Strom gibt. Ein schrecklicher Gedanke. Doch in meinem Kopf wurde es noch schrecklicher. Ich dachte daran, wie es im vergangenen Winter war. Da hatten wir Stromausfall – über mehrere Tage bei recht frostigen Temperaturen. Nichts ging mehr, kein Licht, keine Heizung, kein Küchengerät. Hier saßen alle in Decken gehüllt und froren – oder sie saßen bei uns. Warum? Wir haben einen Kamin, konnten zumindest einen Raum heizen.

Und, ich dachte an den Stromausfall im Berliner Ortsteil Alt-Köpenick. Nichts ging mehr, kein Geschäft konnte öffnen, das Leben war wie erloschen, Menschen, die auf technische Hilfe angewiesen waren, überlebten nur knapp, im Krankenhaus ging fast nichts mehr.

Beides sind nur lokale Ereignisse, doch was, wenn Hacker oder Terroristen unsere Stromnetze lahm legen? Was, wenn ganze Landstriche, wenn große Teile von Städten wie Berlin oder München ohne Strom sind? Was, wenn das in einer Zeit passiert, in der wir uns von Verbrennungsmotoren total verabschiedet haben? Wir sind so gut wie tot, nichts, aber auch gar nichts geht mehr. Wir sind nicht nur verwundbar, Millionen Menschen werden das nicht überleben, man kann uns in aller Beliebigkeit erpressen. Ein echtes Horrorszenario.

Doch sind wir nicht schon heute nahezu total von der Energiequelle Strom abhängig? Hat uns das nicht gerade wieder die Flutkatastrophe vor Augen geführt? Keine Kommunikation, so gut wie nichts funktioniert mehr – es sei denn, die Dinge werden anders als mit Strom betrieben. Da spielt es auch keine Rolle, wie der Strom produziert wird, wenn er nicht ankommt, sind wir hilflos.

Hilflos scheint auch die Politik zu sein. Die predigt seit Jahrzehnten, dass wir sparsam mit der Energie aus der Steckdose umgehen sollen. Nun sollen wir möglichst alle auch mittels Elektroenergie mobil sein. Doch augenscheinlich fragt sich niemand, was passiert, wenn eben diese Energieform – zumeist unsere einzige – nicht zur Verfügung steht. Ich sehe nicht, wo man über Alternativen nachdenkt. Noch setzt man auf Benzinaggregate – doch wie lange noch? Es bleibt nicht viel Zeit darüber nach zudenken, wie wir unsere Abhängigkeit von der Elektroenergie verringern können.

Man stelle sich ein Frühstück vor, wenn es kein Strom gäbe? Kein Toast, kein Kaffee, kein Tee, kein Frühstücksei. Die Butter wäre ohne Kühlschrank ranzig, der Käse und die Wurst ungenießbar.

Oh, da fällt mir ein, ich muss ja schnell das Frühstück für die Beste Frau der Welt und mich machen.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Daniel, Daniela, Stella, Julia

Foto: Pixabay

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