Bugatti-Vollblut

... mit Stammbaum und Zertifikat



(Hans-Robert Richarz, Autoren-Union Mobilität) Damit der Marke kein Kuckuckskind untergeschoben werden kann, gibt es bei Bugatti seit 2020 das Programm „La Maison Pur Sang“ (Vollblut). Wohl kaum legt sich jemand einen der mehrere Millionen Euro teuren Supersportwagen als täglich fahrbaren Untersatz zu, um damit zur Arbeit zu fahren. Ein Bugatti ist eine Geldanlage und für manchen besonders wohlhabenden Eigner ein Sammlerstück.

Dessen Wertbeständigkeit will das Unternehmen mit seinem Gütesiegel sicherstellen. So brachen im vergangenen Jahr fünf historische Bugattis bei den Auktionshäusern Bonhams und Gooding & Company Rekorde. Noch nie zuvor dominierte ein Hersteller die ersten fünf Plätze bei den teuersten versteigerten Automobilen. Damit historische Fahrzeuge künftig so betreut werden wie sie es verdienen, rief Bugatti das Programm „La Maison Pur Sang“ ins Leben.

Es garantiert durch intensive Recherche aller vorhandenen Informationen die Echtheit eines Fahrzeugs. Durch die Betreuung innerhalb des Programms wird sichergestellt, dass die historischen Fahrzeuge der Marke auch nach vielen Jahren noch perfekt auf der Straße fahren oder in Sammlungen stehen. Ihre Besitzer sollen die Technologie dieser automobilen Schätze einwandfrei erleben und genießen können und sich nicht von billigen Kopien täuschen lassen.

Die Bezeichnung des Programms geht auf Ettore Bugatti selbst zurück, der am 1. Januar 1910 gemeinsam mit seinem Partner Ernest Friederich seine eigene Automobilfabrik „Automobiles Ettore Bugatti“ im elsässischen Molsheim gründete. Die Marke stieg alsbald mit ihren Renn-, Sport- und Luxuswagen zu den legendären Automobilherstellern der europäischen Geschichte auf. „Pur Sang“ (Vollblut) nannte der aus einer norditalienischen Familie stammende Franzose Bugatti seine automobilen Meisterwerke. Rund 7000 Fahrzeuge verließen bis zur vorläufigen Schließung der Fabrik die Werkshallen von Molsheim, rund 2000 davon sind erhalten geblieben.

Eine Renaissance erfuhr der Name, als der VW-Konzern die Markenrechte kaufte und sie 2005 mit dem 1001 PS starken Veyron 16.4 zu neuem Leben erweckte. Im Juli 2021 übertrug VW Kontrolle und Haupteigentümerschaft auf das kroatische Unternehmen Rimac, das innerhalb der VW-Gruppe für den Sportsektor zuständig ist. Einen Restanteil von Bugatti behält das ebenfalls für diesen Bereich zuständige Tochterunternehmen Porsche.

Das „La Maison Pur Sang“-Programm wird ausschließlich im Firmensitz von Bugatti in Molsheim durchgeführt und bestätigt die Echtheit sämtlicher Modelle aus der Geschichte der Marke, unabhängig von ihrem Alter. Für Kunden und Sammler umfasst das Programm außerdem eine umfangreiche Bandbreite an optionalen Leistungen zur Restaurierung und Rekonfiguration. Jetzt erhielt das erste Auto aus der modernen Bugatti-Ära das Echtheitszertifikat: der erste Prototyp des Veyron 16.4 Grand Sport, der seine Weltpremiere 2008 bei der Präsentation während der Monterey Car Week am kalifornischen Pebble Beach erlebte.

2020 kaufte Bugatti dieses Auto von seinem nicht genannten Besitzer zurück und brachte es wieder nach Molsheim, wo es als erstes Modell das neue Programm durchlief. Dafür wurde das Fahrzeug komplett in seine Einzelteile zerlegt. Für seine Echtheit stand nicht nur die Identifizierungsnummer grade, sondern auch die auf den Schlüsselkomponenten aufgebrachten Identifizierungsnummern. Da das Atelier in Molsheim mit Restaurierung, Lackierung, Metallarbeit und Lederverarbeitung aufwarten kann, eignet sich der Standort ideal für die Durchführung dieser Arbeiten. In Molsheim arbeitete das „La Maison Pur Sang“-Team vier Monate daran, den Veyron 16.4 Grand Sport 2.1 wieder in den Originalzustand zu versetzen, den er bei seiner Einführung 2008 hatte.

Die Restaurierung umfasste Demontage, Aufbereitung und Neulackierung der Karosseriebleche. Im Inneren wurde der Fahrgastraum komplett überholt und erhielt eine neue Lederausstattung sowie überarbeitete Leder- und Aluminiumteile. Zudem wurde entsprechend der Originalkonfiguration des Modells eine neue Mittelkonsole eingebaut. „Dank unserer umfangreichen Recherche und Archivmaterialien sowie den engen Kontakten, die wir mit Bugatti Clubs, Historikern und Sammlern auf der ganzen Welt pflegen, können wir für jedes Bugatti-Modell die Historie nachverfolgen und seine Echtheit feststellen, unabhängig vom Alter“, erklärt Luigi Galli, der für das „La Maison Pur Sang“-Programm in Molsheim zuständig ist.

Wenn Bugatti das „La Maison Pur Sang“-Echtheitszertifikat verleiht, haben Eigentümer und Sammler nicht nur Gewissheit, im Besitz eines Originalmodells zu sein, sondern können auch von einer erheblichen Wertsteigerung des Hypersportwagen von Bugatti profitieren. So auch beim Veyron 16.4 Grand Sport.

„Nach der offiziellen Bestätigung, dass es sich bei dem Fahrzeug um ein bedeutendes historisches Modell und den Prototyp handelt, der anlässlich der Einführung des Veyron Grand Sport 2008 weltweit präsentiert wurde, zog das Auto schnell die Aufmerksamkeit verschiedener leidenschaftlicher Sammler auf sich und wurde praktisch umgehend verkauft“, freut sich Galli.

Fotos: Autoren-Union Mobilität/Bugatti

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