Morgengruß von Helmut Harff: Fragen an einen Klimaretter

… und nur wage Antworten



Manchmal passiert es und man trifft einen, der fast ganz allein den Klimawandel bekämpfen will. Ich traf so einen Menschen, der sich viele Sorgen macht, der den Weltuntergang schon am Horizont aufziehen sieht, der das Ende der Erde vor Augen hat.

Den ich da traf, der gehört nicht zur Fridays for Future-Generation, er ist in Sachen Klimaschutz schon seit über 30 Jahren aktiv. Wir sprachen also über den Klimawandel und er betonte immer wieder das Ende der Erde. Ich fragte ihn dann, wie er darauf kommt, dass der Klimawandel die Erde zerstören würde. Das Klima habe sich doch schon so häufig gewandelt, tut das eigentlich täglich und die Erde dreht sich noch immer um die Sonne. Mein Gesprächspartner räumte dann ein, dass es wohl eher uns Menschen an den Kragen gehen wird. Auf meinen Einwand, dass wir als Menschheit ja schon Eis- und Heißzeiten überlebten, kam ein recht inhaltsleerer Wortschwall.

Nun ist es ja nicht so, dass ich nicht sehe, dass sich das Klima schneller als zuvor wandelt und dafür nicht die Ameisen oder Elefanten verantwortlich zu machen sind. Doch ich frage mich, fragte meinen Gesprächspartner, was denn die selbst ernannten Klimaretter für die Rettung des Klimas tun? Na, hörte ich, er demonstriert, er redet wie gerade mit mir darüber, er schreibt Artikel und auch schon zwei Bücher zum Thema. Das meine ich nicht, ich meine, was er selber tut.

Nun wurde es spannend, beziehungsweise recht einsilbig. Mein Gegenüber hatte das neueste Smartphone neben dem Apple-Laptop vor sich auf dem Tisch. Ich wusste, er hat ein Grundstück, schließlich hatte er schon voller Stolz Fotos von seinem Haus und seinen Kakteen gezeigt. Selbstverständlich fuhr er kein Auto, lehnte das vehement ab und nimmt den Flieger nur, wenn es nicht anders geht. Doch ist er nicht fast rund um die Uhr online? Hat er nicht erzählt, dass er seit Corona fast alles online bestellt?

Ich fragte ihn danach, nach seinem ökologischen Fußabdruck. Beredest Schweigen und viele naja´s. Ich fragte ihn, warum er zu den größten Stromverbrauchern gehört, warum für ihn täglich zehn und mehr Autos unterwegs sind, warum er für sich und seine Frau so viel Wohnraum, so viel versiegelten Boden beansprucht, warum er so viele Kakteen züchtet, mit denen ja die Insekten nichts anfangen können. Ich wollte auch von ihm wissen, warum er augenscheinlich immer die neueste Technik kauft, auch wenn die alten Geräte absolut funktionstüchtig sind.

Es blieb bei den naja´s. Ich setzte noch einen drauf und fragte, wie er die Diskrepanz zwischen seinen eher wohlfeilen Forderungen und seinem täglichen Handeln in dem gerade im Ahrtal vom Hochwasser Betroffenen erklären will? Mein Gesprächspartner zahlte seinen Kaffee und räumte das Feld.

Klimawandel – das ist immer wieder auch ein Frühstücks-Gesprächsthema der Besten Frau der Welt und mir.  Wir demonstrieren nicht, auch in der Überzeugung, dass wir so auch gegen uns selber demonstrieren würden.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben:  Notburga, Tobias, Johann.

Foto: Pixabay

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