Morgengruß von Helmut Harff: Ein Universalgenie

… gibt es nicht mehr

Ich schrieb ja gestern an dieser Stelle über eine Ausstellung in der Slawenburg Raddusch in der Niederlausitz zum 200. Geburtstag von Rudolf Virchow. Er wurde in der Laudatio als ein Universalgelehrter, als Universalgenie bezeichnet. Doch ob er diesen Titel verdient, wurde anschließend kontrovers diskutiert.

Doch wen bezeichnet man eigentlich als Universalgenie? Dazu zwei Zitate aus dem Online-Lexikon Wikipedia: „Als Universalgelehrter wird ein Gelehrter mit ungewöhnlich vielseitigen Kenntnissen in verschiedenen Gebieten der Wissenschaften bezeichnet.“ „Während das lateinische genius universalis („universaler Geist“) weitgehend dieselbe Bedeutung hat, enthält der moderne Begriff Universalgenie den Aspekt, dass der Gelehrte auf verschiedenen Gebieten außergewöhnliche Leistungen oder geniale Erfindungen hervorgebracht hat.“

Aha, solche Menschen wird es heute nicht mehr geben, denn die Wissensexplosion seit dem 19. Jahrhundert macht es wohl schlicht unmöglich, so ein Universalgelehrter, so ein Universalgenie zu sein. So ist es sicherlich nicht falsch, Gottfried Wilhelm Leibniz als einen der letzten Universalgelehrten zu bezeichnen. Doch was war dann Virchow? Er war ein sehr umfangreich gebildeter Mensch, der sich für sehr viele Dinge so interessierte, dass er auf vielen Gebieten als allseits anerkannter Fachmann galt. Er war dann noch gar nicht nebenbei auch Politiker, saß im Reichstag als Widersacher von Bismarck.

Doch das ist 150 Jahre her. Wie ist das heute? Sieht man sich an, wie es in unserer universitären Welt aussieht, so scheint es unmöglich, heute ein Universalgelehrter zu werden, zu sein. Wer kann beispielsweise Physik, Philosophie und Umweltmanagement studieren? Und doch, es gibt auch heute Menschen, deren Wissenshorizont weit über denen hinausgeht, die man gern etwas abwertend als Fachidioten bezeichnet. Es gibt die Menschen, die an vielen Stellen ihr Wissen unter Beweis stellen, die nicht in engen Grenzen denken.

Doch man muss kein Mensch mit einen IQ über 150 sein, man muss kein Superhirn, kein Supertüftler sein, um über den eigenen Tellerrand hinaus zu sehen. Wissen, Kenntnisse sind ja nichts, was nur wenigen Menschen zur Verfügung steht. Das steht uns allen zur Verfügung. Es spricht also nichts dagegen, sich für viele Dinge zu interessieren, die Dinge in anderen Zusammenhängen zu sehen, zu versuchen hinter die Dinge zu blicken. Das ist gar nicht so schwer, wenn man nicht landläufigen, populistischen und einfachen Erklärungen folgt.

Die Beste Frau der Welt ist auch so ein kleines Genie, was ich schon beim Frühstück merke. Da verlässt sie gern ausgetretene Wege und ich genießen das.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben:  Maximilian, Horst, Pilár, David

Foto: genussmaenner.de

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