Morgengruß von Helmut Harff: Der 9. November

... ein Tag der Deutschen?



Seit Jahrzehnten gibt es am 9. November viele Erinnerungen aber auch viele Diskussionen. Die drehen sich wie auch dieses Jahr vor allem darum, ob man den 9. November zum Nationalfeiertag erklären sollte.

Fakt ist, dass es wohl keinen Tag im Kalender gibt, der wie der 9. November ein besonderer Tag für uns Deutsche ist. Blickt man nur etwas mehr als 100 Jahre zurück, so wurde an einem 9. November gleich zweimal nach der Abdankung des Kaisers die Republik in Deutschland ausgerufen.

Es war an einem 9. November, da putschten in München einige Freikorpsleute und Nazis. Der Putsch wurde schnell niedergeschlagen, wobei ein gewisser Herr Hitler nur mit viel Glück mit dem Leben davon kam. Einige Jahre später versuchte ein Tischler im Münchener Hofbräuhaus den Herren am 9. November aus dem Weg zu räumen. Das ging schief. Schon ein Jahr zuvor befahl der inzwischen zum Diktator aufgestiegene Hitler ein Pogrom gegen die Deutschen jüdischen Glaubens und gegen solche, die eigentlich gar nicht mehr jüdisch dachten, aber irgendwie dazu gezählt wurden.

Dann dauerte es einige Jahrzehnte, bis wieder ein Ereignis an einem 9. November eintrat, das nicht nur das Leben in Deutschland sondern in vielen Teilen Europas umkrempelte. Klar meine ich die Maueröffnung, verantwortet von denen, die Jahrzehnte zuvor ihren Bau betrieben haben.

Was spricht also dagegen, den 9. November zum „Tag der Deutschen“ zu erklären? Im Radio diskutierte man selbstverständlich darüber. Eine Anruferin verwies darauf, dass das nicht ginge, weil nicht alle freudig auf diese Datum blicken, Millionen in der Folge der Ereignisse den Tod fanden. Ein andere äußerte, dass er gar keinen Feiertag haben will, in dem das Wort Deutsch vorkommt. Warum gibt der nicht seinen Pass ab? Da steht ja auch Bundesrepublik Deutschland drauf.

Ich halte es da mit dem ehemaligen Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse. Der, den ich noch aus der Zeit der Bürgerbewegung kenne, sprach sich für einen Feiertag am 9. November aus. Das mit dem Hinweis darauf, dass es wohl keinen Nationalfeiertag gibt, auf den man nicht auch sehr kritisch zurück blicken muss, in dessen Zusammenhang viele Menschen Hab und Gut, aber auch ihren Kopf verloren haben. Da hat der SPD-Mann ganz sicher recht, wenn man sich mal in Ländern wie Frankreich, den USA oder auch Russland umsieht.

Doch all die Ereignisse, die guten, die schlechten, die, für die wir uns schämen und über die wir jubeln, alle haben eines gemeinsam. Es waren Deutsche, die dafür verantwortlich zeichnen. „Tag der Deutschen“, dass muss ja nicht ein Jubeltag sein. Jubeln über Deutschland, das geht uns schon seit Jahrzehnten ab. Das können wir nur, wenn die Männer Fußballweltmeister werden, „wir“ Papst werden oder genau eine Mauer fällt.

Vielleicht ist es auch ganz gut, dass heute (noch) kein Feiertag ist. Sonst hätte der Bäcker zu und ich könnte keine Brötchen zum Frühstück mit der Besten Frau der Welt holen.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben:  Theodor, Herfried, Roland, Gregor

Foto: Pixabay

© Copyright by genussmaenner.de - Berlin, Deutschland - Alle Rechte vorbehalten.
Veröffentlicht am {DATE:d.M.Y : DE} unter dieser Internetadresse: http://www.genussmaenner.de/index.php?aid=72239