Morgengruß von Helmut Harff: Was passiert danach

… frage ich mich gerade heute



Heute ist Totensonntag, der Ewigkeitssonntag, auch stiller Feiertag genannt. Heute gibt es wahre Völkerwanderungen auf die Friedhöfe und heute gilt in weiten Teilen des Landes: Ruhe! Es gibt keine öffentlichen Veranstaltungen, keine laute Musik, kein Tanz und Vergnügen.


Dass das immer Ende November so ist, geht auf ein preußisches Edikt zurück: König Friedrich Wilhelm III. von Preußen ordnete 1816 an, jeweils am letzten Sonntag des Kirchenjahres, dem letzten Sonntag vor dem 1. Advent, der Verstorbenen zu gedenken. Das tut man in Deutschland seitdem.

Doch ich finde, dass der Totensonntag nicht nur ein Tag des Gedenkens ist – den ich übrigens nicht brauche – sondern auch oder vor allem ein Tag ist, an dem man über seine eigene Endlichkeit nachdenkt. Man kann, man sollte sich auch Gedanken darüber machen, was passieren soll, wenn man selber zu denen gehört, die betrauert werden.

Über letzteres habe ich schon häufiger nachgedacht. Eigentlich ist es mir egal, schließlich kann ich vorher sagen, was ich will, ob davon etwas eintritt kann ich ja ganz sicher nicht kontrollieren. Und selbst wenn, ich müsste schon als Geist rumspuken, um die zu ärgern, die meinem Willen nicht entsprochen haben. Darauf habe ich aber nun gar keinen Bock. Ich könnte also sagen „nach mir die Sintflut“. Warum auch nicht, wenn ich es einfach nicht weiß?

Dann habe ich mehr Zeit darüber zu sinnieren, was denn nach dem Tod kommt. Auch hier sehe ich einen Wald von Fragezeichen vor mir. Niemand kann dazu wirklich Nachprüfbares sagen. Fakt ist, dass so einiges übrig bleiben kann, wenn man sieht, was Archäologen so alles ausbuddeln. Doch das in 140.000 Jahren irgendein Wesen darüber jubelt, einen Homo Sapiensschädel ausgebuddelt zu haben, ist nun wirklich nicht mein Ewigkeitsziel. Da gibt es kein Ziel. Schön würde ich finden, wenn irgendwie etwas über mein Ende hinaus bleibt, an dem sich Leute erinnern. Doch auch das kann mir eigentlich egal sein, denn es schmeichelt allerhöchstens meine Eitelkeit zu Lebzeiten. Wenn ich mir die Blümchen, die ein netter Mensch auf mein Grab pflanzt, von unten ansehe, kann auch das mir schnurzegal sein.

Wenn das keine Gründe sind, mein Frühstück mit der Besten Frau der Welt Tag für Tag in vollen Zügen zu genießen.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Sonntagsfrühstück.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Amalie, Amelia, Rufus, Edmund

Foto: Pixabay

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