Morgengruß von Helmut Harff: Sind denn alle verrückt

Manchmal denke ich, ich steh im Wald



Ich wohne ja bekanntlich mehrheitlich in einem kleinen Dorf in der Lausitz nahe der polnischen Grenze. Hier wohnt es sich gut und auch das Virus scheint weit weg, trotz einer Inzidenz über 1.000 im Landkreis. Das liegt wohl auch daran, dass viele Leute noch immer nicht geimpft sind.

Doch habe ich die Hoffnung, dass nun ein Umdenken einsetzt. Ob das immer etwas nützt, daran zweifele ich seit gestern massiv. Ich zweifele auch daran, ob die Politik, ob die Behörden überhaupt daran interessiert sind, dass sich alle impfen lassen.

Was passiert ist? Mich sprach eine alte Dame an und beklagte sich, dass man sie einfach nicht impfen wolle, beziehungsweise sie gar nicht zum impfen komme und auch nicht mehr einkaufen kann. Wie das, fragte ich. Sie erklärte mir, dass sie als noch ungeimpfte ohne Auto nicht mehr zum Einkaufen und damit auch nicht zum Arzt kommt. Den gibt es – fast möchte ich sagen selbstverständlich – nicht im Dorf, sondern zehn Kilometer entfernt in der Kreisstadt. Dahin kommt sie nur mit dem Bus. Der nimmt sie aber nur mit, wenn sie geimpft oder getestet ist. Testen kann sie sich aber nur – sie ahnen es – in der Kreisstadt. Sie wisse nicht, was tun.

Ich konnte das nicht glauben und wollte bei der Coronanummer des Kreises nachfragen. Ich schickte eine Mail und versuchte es telefonisch. Nach fünf Stunden gab ich das Telefonieren auf, denn ich bekam einfach niemand an die Strippe. Dass meine Mail nicht beantwortet wurde, erwähne ich nur am Rande. Mehr Glück hatte ich dann nach weiteren drei Stunden bei der Coronaauskunft im Land Brandenburg. Dort sagte man mir, dass die Frau so  nicht Bus fahren dürfe. Auf die Frage, wie sie dann den Bus nehmen könne, sagte man mir, dass das nur mit einem Test möglich sei. Hallo, kein Test, kein Bus, kein Bus, kein Test? Ja, hörte ich und „dann bringen sie doch der Frau einen Selbsttest mit“. Und wenn sie das nicht will oder vielleicht spontan am Sonntag irgendwo hin will, fragte ich weiter. Die Antwort war ganz lapidar: Dann muss sie laufen.

Mal ehrlich, wer solche Regelungen aufstellt, der muss doch den Schuss nicht gehört haben, der hat doch einen an der Waffel. Ja, ich weiß, das ist nicht nett, wobei ich finde, dass ich noch sehr nett bin. Ich bin nämlich der Ansicht, dass da einige einen IQ von unter 50 haben, die sofort aus dem Amt entfernt werden müssen. Hallo, so züchtet man Wutbürger, die das gar nicht sein wollen.

Wenn ich will, dass sich Leute testen, sich Leute impfen lassen, dann muss ich doch alles dafür tun, dass das jeder und überall tun kann. Doch wie es scheint, ist man gar nicht interessiert, macht sein Ding und lässt die Leute allein – und das nicht nur auf dem Dorf. Wenn die Verantwortlichen es nicht auf die Reihe bekommen, dass ihre Regeln für alle anwendbar sind, dann sind die das Papier nicht wert, auf dem die stehen, dann sollten sie lieber den Leuten in der Klinik die Bettpfanne wechseln, als so unüberlegten Misst zu produzieren.

Mein Tipp: Nehmen sie wenigstens überall hin einen Selbsttest mit – man weiß ja nie. Noch eines: Lassen sie sich doch von allen, die von Ihnen einen Impfnachweis oder einen Test verlangen diesen auch vorzeigen. Vielleicht kann man ja so Leute in Quarantäne schicken, die Menschen so im Regen stehen lassen.

Die Beste Frau der Welt und ich bringen der alte Dame nach dem Frühstück selbstverständlich die Selbsttests mit.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben:  Barbara, Johannes v.D

Foto: Pixabay

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