Ein fescher Neuzugang

... ist der VW Taigo R-Line 1.5 TSI für Jens Riedel, Autoren-Union Mobilität



Erst T-Roc, dann T-Cross und nun T-Aigo, pardon, Taigo: Volkswagen spielt weiter auf der SUV-Klaviatur und bringt als erster Hersteller ein Schrägheck-SUV (merke, ein Coupé ist dem Wortsinn nach ein Zweitürer) ins Kleinwagensegment. Basis für den in Brasilien entwickelten Neuzugang ist der T-Cross, dort heißt der Neuzugang Nivus.

Für Europa wird der Taigo technisch stärker an den Polo angelehnt und in Barcelona gebaut. Das klingt nicht nur vielversprechend, es ist es auch. Um es gleich vorwegzunehmen: Der Taigo ist ein fesches Auto, das insbesondere in der R-Line-Ausgabe und mit dem 150 PS starken Benziner so gut wie keine Wünsche offen lässt. Das hat aber auch seinen Preis.



Die Formen sind weit fließender als die des etwas steif wirkenden und geradliniger gezeichneten T-Cross. Das Styling würde auch ein, zwei Klassen höher noch eine gute Figur abgeben. Das Interieur ist auf dem VW-üblichen Niveau, wobei wir uns lediglich in den Türinnenseiten am reinen Hartplastik gestört haben, das nicht so recht zum Rest des Auftritts passen will. Der Testwagen fuhr mit dem virtuellen Cockpit sowie berührungsempfindlichen Oberflächen für die Einstellung der Klimaanlage und anderen Funktionen vor.

Wählbar sind drei Ansichten in der Instrumentenanzeige, wobei die Felder links und rechts des Zentraldisplays ungewöhnlich leer bleiben. Die Digitalisierung überlebt hat der Drehschalter für das Licht – natürlich immer noch ohne das grüne Scheinwerferzeichen in der Instrumentenanzeige beim Einschalten. Und auch die Unsitte, die Beheizung der Außenspiegel über den Verstellknopf extra zu aktivieren, wurde beim Taigo beibehalten. Mit 14 Tasten ist das Bedienfeld im Lenkrad noch so gerade eben übersichtlich genug.



Der Taigo zeigt sich in der ersten Reihe überraschend geräumig und auch das Gepäckabteil mit einem Volumen von 440 bis 1220 Litern ist großzügig bemessen. Im Fond geht es angesichts des Radstands von 2,55 Meter zwar etwas beengter zu, aber es bleibt auch hier ausreichend Platz für Knie und Kopf. Das Gefühl, in einem Kleinwagen zu sitzen, kommt an keiner Stelle auf. Insofern erfüllt der Taigo alle Ansprüche an ein vollwertiges Erstfahrzeug.

Die Sitze bieten sehr guten Halt, das Fahrwerk präsentiert sich straff, ohne unkomfortabel zu wirken. Die Lenkung spricht direkt aus der Mittellage an, und das Sieben-Gang-Doppelkupplungsgetriebe ist bei der Wahl der Schaltpunkte über jeden Zweifel erhaben. Die Motorstärke hat mit dem nicht einmal 1,4 Tonnen schweren B-Segment-SUV leichtes Spiel und sorgt für dynamische Fahrleistungen, die beim Beschleunigen auch akustisch ansprechend untermalt werden.



Offiziell nennt VW für den Taigo R-Line 110 kW einen Normverbrauch nach WLTP von 6,1 Litern je 100 Kilometer bei 139 Gramm CO2 pro Kilometer. Der Fahrzeugschein wies bei uns 156 Gramm CO2 aus, was etwa 6,7 Litern Durchschnittsverbrauch entspricht. Im gemischten Stadt- und Landstraßenbetrieb kamen wir im Schnitt mit rund acht Litern auf 100 Kilometer aus, die Langzeitmessung im Bordcomputer zeigte 7,4 Liter Durchschnittsverbrauch an.

Der Pressevorführer beeindruckte mit der nahezu kompletten Armada an Assistenzsystemen von VW, die dem Fahrer für unseren Geschmack schon fast zu viel Arbeit abnehmen, etwa bei der Verkehrszeichen-gestützten Geschwindigkeitsregelanlage des IQ-Drive-Pakets mit Travel Assist, das mit nur 405 Euro Aufpreis zu Buche schlägt. Besonders gefallen kann der aktive Spurhalter mit seinem bestimmenden, aber nicht aufdringlichen Eingriff, er wirkt tatsächlich eher unterstützend als fordernd.



Den R-Line mit 150-PS-Benziner und DSG bietet Volkswagen zu einem Einstiegspreis von 31.265 Euro an. Die vielen schönen Extras von der Metalliclackierung über das Stylingpaket bis hin zum Beats-Audiosystem und den aktiven Fahrhilfen sind als Einzelposten – mit Ausnahme des fast 1700 Euro teuren und internetfähigen Navigationssystems – relativ preisgünstig. Das ändert aber nichts, dass der von uns gefahrene Taigo am Ende auf die stolze Summe von 37.690 Euro kommt. Aber wie gesagt, dafür gibt es einen vollwertigen, schicken und spritzigen Wagen, der alle Alltagsanforderungen voll und ganz erfüllt.

Foto: Autoren-Union Mobilität

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