
1. Anzahl wirksamer Medikamente wächst
In  den letzten zehn Jahren hat die Forschung bedeutende Fortschritte im  Kampf gegen Krebs erzielt. Es werden immer mehr potenzielle  Krebstherapien entwickelt, und auch Zulassungen neuer Medikamente in der  Onkologie nehmen immer weiter zu. 
Im vergangenen Jahr entfielen  33 % der gesamten Neuzulassungen von molekularen Wirkstoffen auf die  Onkologie. Von den 51 neuen Medikamenten, die im Jahr 2021 in den USA  von der Zulassungsbehörde FDA zugelassen werden, ist ein Drittel  Krebsmedikamente. Und nach Angaben von PhRMA Research befinden sich  derzeit mehr als 1300 Arzneimittel und Impfstoffe in der Entwicklung  durch innovative biopharmazeutische Unternehmen, die sich alle in der  klinischen Erprobung befinden oder auf die Prüfung durch die  amerikanische Arzneimittelbehörde warten.
2. Vielversprechende Therapien – Bispezifische Antikörper
Gerade  im vergangenen Jahr ist der 100. Antikörper zugelassen worden.  Antikörper bieten attraktive therapeutische Möglichkeiten und werden in  den letzten Jahren immer schneller weiterentwickelt, wobei bispezifische  Antikörper in der Onkologie zurzeit zu den zwei wichtigsten gehören.
Die  Zahl der klinischen Versuche mit bispezifischen Antikörpern nimmt  rasant zu. Das ist nicht überraschend, denn bispezifische Antikörper  bieten die Möglichkeit, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Sie  zielen zum einen auf den Tumor und zum anderen auf das Immunsystem, das  dadurch zur Bekämpfung des Tumors angeregt wird. Dieser Ansatz hat sich  bei der Behandlung von Blutkrebs als sehr wirksam erwiesen, ein Bereich,  in dem 2022 voraussichtlich neue Therapien zugelassen werden. 
Das  Verfahren ist jedoch nicht auf Blutkrebserkrankungen beschränkt. Im  Jahr 2021 wurde der erste bispezifische Antikörper, der von Johnson  & Johnson und Genmab entwickelt wurde, für die Bekämpfung von  Lungenkrebs zugelassen.
3. ADCs: Gezielter Angriff auf die Krebszellen
Die  zweite wichtige Innovation auf dem Gebiet der Antikörper sind  Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (ADCs). ADCs kombinieren die Wirksamkeit  der Chemotherapie mit der Spezifität von Antikörpern, indem sie eine  toxische Ladung an einen Antikörper binden, der hochselektiv für den  Tumor ist. Das Ziel besteht darin, die Krebszellen selektiv abzutöten  und dabei Kollateralschäden zu vermeiden, wie sie eine klassische  Chemotherapie im gesunden Gewebe verursacht. 
Eines der  eindrucksvollsten Beispiele für die Wirksamkeit von ADCs im Jahr 2021  sind die Daten zu Enhertu bei HER2+-Brustkrebs in der  Zweitlinientherapie, die das Risiko eines Fortschreitens der Krankheit  oder des Todes um 73 % verringerten – ein enormer Fortschritt für die  Patienten.
4. Darmkrebs-Früherkennung – Neue Alternative zur Darmspiegelung
Die  Frühdiagnose ist eine der wichtigsten Säulen im Kampf gegen den Krebs:  Je früher die Krankheit erkannt wird, desto höher sind die  Überlebenschancen nach der Behandlung. Somit sind  Krebsfrüherkennungsprogramme extrem wichtig, und sie werden  dementsprechend von vielen Gesundheitsorganisationen gefördert.
Für  Darmkrebs, die zweithäufigste Krebsart in der EU und den USA, wird  empfohlen, alle Erwachsenen zwischen 50 und 75 Jahren zu untersuchen.  Die Koloskopie ist die Goldstandard-Methode zur Erkennung dieser  Krebsart und sollte in der oben genannten Bevölkerungsgruppe alle 10  Jahre durchgeführt werden. Trotz ihrer hohen Genauigkeit wird die  Koloskopie nur von 40 % der Zielbevölkerung als Screening-Methode  genutzt. Dies unterstreicht die Notwendigkeit von Alternativen, die die  Akzeptanz der Darmkrebsvorsorge erhöhen.
Die erste revolutionäre  Alternative für die Früherkennung von Darmkrebs war die DNA-Analyse im  Stuhl. Der Dickdarm scheidet jeden Tag Zellen aus seiner Auskleidung  aus, und wenn ein Tumor vorhanden ist, kann abnormales Material oder  Blut im Stuhl nachgewiesen werden. Der größte Vorteil dieser Methode  ist, dass sie nicht invasiv ist und zu Hause durchgeführt werden kann.  Mehrere Studien haben gezeigt, dass diese Methode eine hohe Genauigkeit  aufweist. Exact Sciences war das erste Unternehmen, das diesen Test mit  dem Namen Cologuard auf den Markt gebracht hat. Er ist derzeit von den  Aufsichtsbehörden zugelassen und in den Screening-Leitlinien der U.S.  Preventive Services Task Force enthalten, die empfiehlt, den Test alle  drei Jahre durchzuführen. Nur wenn das Ergebnis positiv ist, muss sich  der Patient einer Darmspiegelung unterziehen, um Krebs auszuschließen.
5. Flüssigbiopsie: Frühdiagnose über Bluttest 
Eine  weitere vielversprechende alternative Methode zur Früherkennung ist ein  Bluttest: Aktuelle wissenschaftliche Ergebnisse haben gezeigt, dass  Tumorzellen auch Material wie DNA in den Blutkreislauf schreddern. Die  fortschrittliche Nukleinsäuresequenzierung ermöglicht den Nachweis  dieses Tumorzellmaterials aus einer einfachen Blutprobe. Eine solche  Methode ist die so genannte „flüssige Biopsie“. In den letzten Jahren  haben wir in diesem Bereich erhebliche Fortschritte erzielt. Guardant  Health ist eines der führenden Unternehmen bei der Entwicklung von  Flüssigbiopsie-Tests. In Vorstudien hat der LUNAR-Test von Guardant  gezeigt, dass er in 90 % der Fälle Darmkrebs in Blutproben nachweisen  kann. Das Unternehmen wird in diesem Jahr die endgültigen Ergebnisse  vorlegen, die, wenn sie sich bestätigen, zur Zulassung dieser Methode  als Screening-Alternative für Erwachsene im Alter von 50 bis 75 Jahren  führen könnten. Neben der Krebsfrüherkennung bietet die Flüssigbiopsie  mehrere Anwendungen in der Onkologie, die von Guardant Health und  anderen entwickelt werden. 
    
Foto: Rudi Van den Eynde, Global Head of Thematic Equity bei Candriam 
Am 4. Februar ist Weltkrebstag
5 Lichtblicke im Kampf gegen den Krebs
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