„Wir brauchen ein Ende der theoretischen Debatte um die Klimaziele"

... meint Hildegard Müller, die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie



„Wir haben einen Paradigmenwechsel in der Industriepolitik und brauchen ein Ende der theoretischen Debatten um die Klimaziele“, forderte heute Hildegard Müller, die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA) in Berlin.

„Unser Planet braucht entschlossenes Handeln“, schlägt Müller einen kämpferischen Ton an und mahnt gleichzeitig: „Die gewaltigen Aufgaben, die vor uns liegen, können wir nur mit langfristigem gesellschaftlichen Rückhalt bewältigen.“ Deshalb sei es wichtig, die verschiedensten Lebensrealitäten der Menschen zu berücksichtigen und den Wandel sozialverträglich zu gestalten.

Konkret fordert Müller für den VDA, mehr Geschwindigkeit beim Auf- und Ausbau der Infrastruktur, eine Beschleunigung der Planungsprozesse in allen Sektoren sowie eine realistische Bestandsaufnahme aktueller Entwicklungen im Bereich des Auf- und Ausbaus der erneuerbaren Energien und der digitalen Infrastruktur.

Zur Ladeinfrastruktur: „Die Lücke wird größer, nicht kleiner. Eine Lücke, die uns den Erfolg kosten kann. Scheitern ist aber keine Option.“ Deshalb fordert Müller einen zeitnahen Ladegipfel. „Wenn Deutschland sein aktuelles, bescheidenes Tempo beibehält, haben wir 2030 gerade einmal rund 160.000 Ladepunkte – nicht einmal ein Sechstel der angestrebten Millionen.“

Zu den erneuerbare Energien: „Nur wenn E-Autos mit 100 Prozent Ökostrom getankt werden, leisten sie ihren Beitrag zu klimaneutraler Mobilität“, hält Müller auch bei dieser Gelegenheit wieder fest. „Der Netzausbau ist also die Grundvoraussetzung, um die Mobilität der Zukunft zu ermöglichen – und muss entschlossener vorangetrieben werden“, fordert Müller. Sie weist darauf hin, dass es nicht nur um Strom fürs Auto geht: „Erneuerbare Energien werden zudem für die Produktion von E-Fuels und Wasserstoff benötigt.“ Der Bedarf an erneuerbaren Energien werde also stetig wachsen, könne aber nicht allein aus Deutschland heraus bedient werden. Deutschland brauche daher Energie- und Rohstoffpartnerschaften und eine aktive Rohstoffaußenpolitik. Eine Außenpolitik, die sich auch als Klimapolitik versteht, fordert Müller. „Die Märkte werden aktuell aber weitgehend ohne uns verteilt. Deutschland muss hier schneller aktiv werden und strategisch vorgehen.“

Halbleiter- und Batterieproduktion: „Wenn Deutschland auch Weltmarktführer der Zukunft sein will, dann braucht es jetzt den Aufbau von Halbleiter-Fabriken“, stellt Müller fest. Gerade auch um den Eigenbedarf für Zukunftsprojekte – wie vernetztes oder autonomes Fahren – sicherzustellen, brauche auch die Autoindustrie diese Versorgungssicherheit. Müller droht: „Nur wenn Europa selbst in diesen Markt einsteigt, können wir eine weltweite Führungsrolle auf den Märkten der Zukunft einnehmen."

Die VDA-Präsidentin sieht eine soziale Flankierung als Voraussetzung für eine erfolgreiche Transformation. Mobilität müsse weiter für alle zugänglich und bezahlbar sein, damit der gesellschaftliche Rückhalt langfristig gesichert wird. Dialog und aufklärende Kommunikation sieht der Verband als Voraussetzung dafür. Müller richtet das Gesprächsangebot an diejenigen, die andere Auffassungen haben und stellt sich an deren Seite, wenn sie betont: „Auch die deutsche Autoindustrie wünscht sich schnellere politische Entscheidungs- und Umsetzungsprozesse, gerade auch um Fortschritt zu ermöglichen. Mehr Geschwindigkeit bitte!“ Müller sieht wirksamere und schnellere Prozesse als Stärkung der Demokratie, „wenn sie in konstruktiver Debatte – mit dem Mut zur Entscheidung – entwickelt werden“.

Foto: Auto-Medienportal.Net/VDA

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