Umweltbonus und Innovationsprämie: Vorsicht, Falle!

... warnt der ZDK



ZDK-Präsident Jürgen Karpinski (Mitte), Vizepräsident und Bundesinnungsmeister Wilhelm Hülsdonk (li.) sowie Vizepräsident Thomas Peckruhn (re.).


Wer heute ein elektrisches Autos bestellt, kann nicht damit rechnen, die volle Summe von Umweltbonus und Innovationsprämie zu erhalten. Darauf wies heute der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) in seiner Jahrespressekonferenz hin.

Als Grund nannte ZDK-Präsident Jürgen Karpinski, die Bundesregierung habe das Auslaufen der bisherigen Prämienlösung für das Ende dieses Jahres beschlossen. Der Chipmangel in der Automobilproduktion führt zu langen Lieferzeiten, die ein rechtzeitiges Zulassen verhindern können, denn der Anspruch auf die Prämie entsteht mit dem Tag der Zulassung, der unter diesen Umständen erst in 2023 liegen kann.

Karpinski forderte die Bundesregierung deswegen auf, als Stichtag nicht das Zulassungsdatum zu berücksichtigen, sondern das Datum der Bestellung. Andernfalls erwartet der Verband ein Zusammenbrechen der Nachfrage nach Elektroautos. Eine Blitzumfrage des Verband in der vergangenen Woche habe ergeben, dass von den rund 29 Prozent der Kunden, die sich für eine Elektroauto interessierten, ein Drittel vom Kauf abgesehen und ein Viertel sich für einen anderen Antrieb entschieden haben. Ebenfalls in Umfragen hatte der ZDK ermittelt, dass 71 Prozent der Befragten auf jeden Fall ihr Auto behalten wollen. 89 Prozent von ihnen sehen sich auch in zehn Jahren noch als Besitzer eines Autos.

Karpinski forderte den Bundesverkehrsminister auf, sein Postulat der Technologieoffenheit bei alternativen Antrieben nicht aus dem Blick zu verlieren. „Wenn wir die Klimaziele im Straßenverkehr erreichen wollen, muss der Bestand an Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren in die Strategie zur CO2-Minderung einbezogen werden. Weltweit sind aktuell rund 1,4 Milliarden Pkw mit Verbrennungsmotoren ausgestattet, davon in Deutschland rund 46 Millionen. Auch diese Fahrzeuge könnten ihren Beitrag zur Verbesserung der Klimabilanz leisten, indem sie mit CO2-neutralen synthetischen Kraftstoffen betrieben würden“, so Karpinski. Diese E-Fuels wären sofort einzusetzen, auch als Beimischung zu Benzin- oder Dieselkraftstoff.

Die Verunsicherung der Kunden – so Karpinski – treffe das Kraftfahrzeuggewerbe in einer ohnehin schwierigen Lage. So brachte das Autojahr 2021 spürbare Umsatzeinbußen im Neuwagenhandel, bei jungen Gebrauchtwagen und im Service. Der Handel mit älteren Gebrauchtwagen, aber auch das Geschäft mit Lastkraftwagen brachte Zuwächse. Daraus ergab sich ein Rückgang des Gesamtumsatzes im Kraftfahrzeuggewerbe von minus 2,7 Prozent auf rund 179,8 Milliarden Euro im Vergleich zum Jahr 2020. Für das Jahr 2021 lag die Umsatzrendite im vorläufigen Durchschnitt bei 1,3 Prozent und damit um 0,1 Prozentpunkt über dem Wert des Jahres 2020. Karpinski: „Das ist jedoch kein Anlass, in Jubelstürme auszubrechen“, so ZDK-Präsident. „Von den Gewinnmargen der Hersteller und Importeure können wir als überwiegend mittelständische Unternehmerinnen und Unternehmer im Handel nur träumen.“

Der Umsatz mit fabrikneuen Pkw im Markenhandel ist im Jahr 2021 um minus 8,8 Prozent auf 57,4 Milliarden Euro eingebrochen. Die fabrikatsgebundenen Händler verkauften rund 1,52 Millionen neue Pkw, das waren noch einmal 12,3 Prozent weniger als im schwachen Jahr 2020.

Der Umsatz des Markenhandels mit Gebrauchtwagen sank um 8,3 Prozent auf rund 57,4 Milliarden Euro. Mit rund 2,7 Millionen Besitzumschreibungen betrug der Anteil des Markenhandels am gesamten Gebrauchtwagengeschäft 40 Prozent, das waren 8 Prozentpunkte weniger als im Jahr 2020. Wegen der Lieferengpässe bei Neuwagen rückten vor allem junge Gebrauchtwagen verstärkt in den Fokus. Diese wurden schnell zur Mangelware, da der Nachschub ausblieb, sonst vor allem gespeist von Flottenbetreibern, Autovermietern und Leasingrückläufern.

Im freien Gebrauchtwagenhandel, wo überwiegend ältere Fahrzeuge vermarktet werden, wuchs der Umsatz um rund ein Drittel auf 26 Milliarden Euro. Das lag auch am gewachsenen Marktanteil von 27 Prozent, einem Zuwachs von 6 Prozentpunkten gegenüber 2020. Das fehlende Drittel entfiel auf Privatverkäufe.

Im Geschäftsfeld Service und Reparatur brachte das Jahr 2021 einen Umsatzrückgang von minus 5,8 Prozent auf rund 25,9 Milliarden Euro im Vergleich zu 2020.

Die Anzahl der Betriebe ist im vergangenen Jahr mit 36.570 (minus 10 Betriebe oder 0,03 Prozent) nahezu konstant geblieben. Während die Zahl der fabrikatsgebundenen Betriebe um ein Prozent bzw. 140 Betriebe auf 14.460 schrumpfte, legte die Zahl der nicht fabrikatsgebundenen Betriebe um 0,6 Prozent bzw. 130 Betriebe auf 22.110 zu. Die Anzahl der Beschäftigten ging auf 435.000 zurück, das sind 0,3 Prozent bzw. 1200 weniger als im Jahr 2020. Die Gesamtzahl der Auszubildenden lag im vergangenen Jahr bei 88.600 und damit um 2,2 Prozent niedriger als im Jahr 2020 (90.600).

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Autoren-Union Mobilität/ProMotor

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