Morgengruß von Helmut Harff: Krieg hautnah

Beobachtungen vor der Tür



Es liegen zwischen meinem Büro nahe der polnischen Grenze und der ukrainischen Hauptstadt Kiew genau 1.300 Kilometer oder 15 Autostunden. So lange dauert die Fahrt zumindest in normalen Zeiten. Doch wann die wieder kommen, dass weiß wohl nicht einmal der Moskauer Kriegsherr.


1.300 Kilometer, das klingt nicht wie um die Ecke. Und doch, zumindest im übertragenen Sinn sind die Einschläge des Krieges auch bis hier in die Lausitz zu hören. Vielfach sind die wirklich laut, immer dann wenn die Militärhubschrauber über unsere Köpfe dröhnen. So toll findet das hier wohl in der Lausitz niemand. Das umso mehr, als gerade ein Hubschrauberabsturz in Rumänien gemeldet wurde. Die hier fliegen direkt über bewohntes Gebiet.

Blickt man ansonsten in den Himmel, so ist der leer. Das ist wirklich verwunderlich, weil vor dem Kriegsbeginn im Osten täglich Militärjets ihre Kondensstreifen in den Himmel malten. Die sind weg. Wohin? Keine Ahnung. Ich hoffe, sie fliegen nur Streife an der ukrainischen Grenze und keinen Meter weiter.

Auch auf der Autobahn hat der Krieg schon Einzug gehalten. Sieht man sonst so alle halbe Jahr mal ein Militärfahrzeuge, so sind das in den vergangenen Wochen und Tagen deutlich mehr geworden. Beruhigend ist das ebenfalls nicht. Da freue ich mich schon deutlich mehr über andere Konvois. Ich meine die Hilfskonvois, von denen ich schon einige gesehen habe. Gestern fuhr ich an einem vorbei, der aus einem 40-Tonner und 27 Kleintransportern bestand. Da ist viel gesammelt und gespendet worden, da war viel Hilfe unterwegs, auch wenn alle Beteiligten ganz sicher wissen, dass das nur der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein ist. Doch viele Tropfen, die sicherlich auf allen Autobahnen Richtung Ukraine unterwegs sind, lindern Leid und sorgen eben doch für einige Kühlung von blutenden und seelischen Wunden.

Was mich wundert, ist, dass hier in Forst/Lausitz, also am deutsch-polnischen Grenzbahnhof noch (?) keine Züge voller Flüchtlinge ankommen. Hier gibt es für tausende Flüchtlinge Unterkünfte, leer stehende Wohnungen, Gasthäuser, Schulen, Hotels und andere Quartiere. Und, es gibt ganz sicher sehr viele Menschen, die den Menschen auf der Flucht vor dem Krieg hilfreich zur Seite stehen.

Krieg, nur wenige Raketen-Flugminuten entfernt, das ist sicher auch heute das Thema bei meinem Frühstück mit der Besten Frau der Welt.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben:  Kunigunde, Camilla, Leif, Friedrich

Foto: Pixabay

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