Bandscheibenvorfall beim Hund

Wenn der Rücken streikt



Genauso wie für uns Menschen sind Bandscheibenvorfälle auch für Hunde äußerst schmerzhaft. Koordinationsstörungen, Lähmungen, Inkontinenz – ein Bandscheibenvorfall kann sich bei Hunden auf verschiedene Arten äußern. Je nach Schwere der Symptome sind Schmerzmittel und Physiotherapie oder sogar eine Operation notwendig. Die Behandlungskosten sind durch Tierversicherungen je nach Tarif teilweise oder ganz abgedeckt.

Wenn ein Hund plötzlich Schmerzen hat, unsicher läuft oder seine Muskulatur nicht mehr zu funktionieren scheint, sollten Hundehalter hellhörig werden – höchstwahrscheinlich handelt es sich um einen Bandscheibenvorfall bei ihrem Tier. Je nach Ausprägung und Lokalisation kann ein betroffener Hund auch beim Laufen die Zehen über den Boden schleifen, plötzlich Vorder- oder Hinterbeine nicht mehr belasten können, keinen Kot oder Urin mehr absetzen können sowie inkontinent sein.

Befindet sich der Bandscheibenvorfall beispielsweise im Bereich der Halswirbelsäule, überwiegt häufig die Schmerzsymptomatik. „Die Schmerzen können dabei sehr massiv sein. Manche Hunde schreien sogar beim Streicheln des Kopfes auf“, sagt Dr. Saskia Walther, Tierärztin bei der Uelzener Versicherung. Weitere typische Symptome sind eine steife Haltung von Kopf und Hals und eine angespannte Nackenmuskulatur, aber auch Lähmungen. Bemerken Hundehalter eines oder mehrere der genannten Anzeichen, sollten sie unbedingt den Tierarzt aufsuchen. Durch eine Röntgenaufnahme kann der Tierarzt feststellen, ob es sich tatsächlich um einen Bandscheibenvorfall handelt.

Was passiert bei einem Bandscheibenvorfall?

Die Wirbelsäule besteht aus einzelnen Wirbelkörpern, die durch Gelenke miteinander verbunden sind. Zwischen den Wirbelkörpern befinden sich die Bandscheiben. Sie bestehen aus einem festen äußeren Faserring und einem inneren weichen Gallertkern. Die Bandscheiben sind sehr elastisch und haben eine stoßdämpfende Funktion. Ihre Elastizität kann jedoch abnehmen, sodass der äußere Ring spröde wird und einreißt. Bei einem Bandscheibenvorfall rutscht der Kern aus dem Ring heraus und drückt auf das Rückenmark. Der Hund leidet dann unter Schmerzen oder neurologischen Ausfällen.

Was sind die Ursachen eines Bandscheibenvorfalls?

Bei älteren Hunden ist ein Bandscheibenvorfall durch altersbedingte Degeneration des Gewebes nicht ungewöhnlich. Zudem haben manche Rassen mit bestimmten Merkmalen ein etwas höheres Risiko, einen Bandscheibenvorfall zu erleiden. So können Hunde mit besonders kurzen Beinen oder einem langen Rücken – zum Beispiel Dackel, Jack Russel Terrier, Beagle etc. – auch schon im mittleren Alter einen Bandscheibenvorfall bekommen. Brachycepale Rassen wie die französische Bulldogge oder der Mops haben häufig eine degenerierte Wirbelsäule. Dabei sind die eigentlich quadratischen Wirbel keilförmig verändert. Diese Rassen sind ebenfalls sehr gefährdet einen Bandscheibenvorfall zu erleiden. Fehl- oder Überbelastungen der Wirbelsäule oder Übergewicht können einen Bandscheibenvorfall zudem bei jedem Hund begünstigen.

Wie kann einem Bandscheibenvorfall vorgebeugt werden?

Leider lässt sich ein Bandscheibenvorfall nicht immer verhindern. Hält man den Hund jedoch auf Normalgewicht, lässt sich das Risiko einer Überlastung der Wirbelsäule und damit einer Erkrankung vermindern. Die Nutzung eines Brustgeschirrs statt eines Halsbandes kann die Belastungen auf die Halswirbelsäule reduzieren. Zudem verhindert eine regelmäßige Krallenpflege, dass sich der Hund durch zu lange Krallen beim Gehen fehlbelastet. Bei Rassen, die ein etwas größeres Risiko für einen Bandscheibenvorfall haben, sollten Aktivitäten, die die Wirbelsäule stark belasten können, eingeschränkt werden. Hunde sollten beispielsweise nicht vermehrt Treppen steigen.

Welche Therapie ist empfehlenswert?

Häufig helfen Schmerzmedikamente in Kombination mit physiotherapeutischen Behandlungen, Massagen und Therapieanwendungen. Die physiotherapeutische Behandlung ist dabei besonders wichtig. „Helfen Medikamente und Physiotherapie nicht oder haben die Hunde akute neurologische Ausfälle wie Lähmungen oder Kot- und Harnabsatzstörungen, ist eine Operation erforderlich“, erklärt Tierärztin Dr. Saskia Walther. Dafür muss der Hund in eine spezialisierte Praxis oder Klinik überwiesen werden und benötigt anschließend Physiotherapie.

Welche Ziele können mit der physiotherapeutischen Behandlung erreicht werden?

Ziel der Physiotherapie ist es, Muskelverspannungen zu lösen, Schmerzen zu lindern, die Beweglichkeit und Koordination des Hundes zu verbessern, Muskeln aufzubauen und neurologische Defizite zu beheben. All dies dient letztendlich dazu, die Lebensqualität des Hundes nachhaltig zu verbessern.

Und wie kann der Hundehalter bei der Regeneration helfen?

„Wichtig ist, dass die Besitzer zu Hause regelmäßig ihre ‚Hausaufgaben‘ mit dem Hund durchführen“, so Dr. Saskia Walther. Hundehalter erhalten vom Physiotherapeuten ein spezielles Trainingsprogramm, das sie mit ihrem Hund durchführen sollten. Die Aufgaben werden in regelmäßigen Abständen an den körperlichen Zustand des Hundes angepasst. Nur so bleibt der Trainingseffekt erhalten. Beispielsweise Spaziergänge auf unterschiedlichen Untergründen sind optimal geeignet, um den Hund nach einem Bandscheibenvorfall effektiv zu trainieren. Wichtig ist, sich an die Anweisungen des Tierarztes zu halten. Die empfohlene Dauer der Spaziergänge sollte nicht überschritten werden. Zudem gilt Leinenpflicht, um plötzliches Losrennen und unkontrolliertes Treppensteigen oder Sprünge des Hundes zu vermeiden. Für das Einsteigen ins Auto bieten sich spezielle Rampen an.

Quelle/Foto: © Uelzener

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