
Es  ist Wendezeit: Angefangen von der generellen Zeitenwende, die derzeit  heraufbeschworen wird, über die Energiewende bis hin zur Verkehrswende.  Allenthalben werden die Bürger darauf vorbereitet, dass in Zukunft alles  anders werden wird bzw. muss. Doch die Pläne der Wenden-Verfechter, die  anstehenden Veränderungen betreffend, stimmen mitunter wenig mit den  Vorstellungen der Bevölkerung überein, was sich wie ändern soll. 
Ein  Beispiel dafür ist die aktuelle Mobilitätsstudie 2022 der HUK-COBURG.  Hierzu wurden nach 2021 zum zweiten Mal in Folge mehr als 4.000 Personen  ab 16 Jahren repräsentativ und zeitgleich in allen 16 Bundesländern zu  Mobilitätskonzepten der Zukunft befragt. Dabei stellte sich heraus, dass  für die Deutschen bei der Mobilität der Zukunft weiter individuelle und  flexible Fortbewegung im Vordergrund stehen sollte. Konzepte, die  einseitig auf Verkehrsmittel wie Bus oder Bahn setzen, betrachten die  Bundesbürger demnach hingegen insgesamt mit großer Skepsis.
„Für  die Mehrzahl der Deutschen ist das alleinige Zurückdrängen des Autos  keine zielführende Zukunftsstrategie – auch nicht in den Städten“,  kommentiert Dr. Jörg Rheinländer, Vorstand bei der HUK-COBURG, die  Studienergebnisse. Stattdessen werde der Umstieg auf Elektro- oder  andere CO2-freie Antriebe favorisiert – verbunden mit der Forderung nach  einer deutlichen Kostensenkung für erneuerbare Energien, fasst Dr.  Rheinländer zusammen.
Für das Auto spricht aus Sicht von zwei  Dritteln der für die aktuelle Mobilitätsstudie Befragten, dass es sowohl  heute, wie auch in Zukunft, mit Abstand am besten die Anforderungen der  Menschen erfüllt, deutlich besser als Bus und Bahn. In dieser  Einschätzung sehen sich die Studienteilnehmer, insbesondere auch durch  die Erfahrungen während der Corona-Pandemie, bestätigt. Selbst in den  Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg ist die Mehrheit der Bevölkerung  dieser Meinung, wie die Analyse ausweist. Dazu trägt demnach nicht  zuletzt die rasant steigende Beliebtheit von Elektroautos bei.
In  der Befragung für die Mobilitätsstudie 2022 der HUK-COBURG sprechen  sich 67 Prozent der Teilnehmer für das Auto als ideales Verkehrsmittel  der Zukunft aus. Die Bahn kommt dagegen nur auf 16 Prozent Zustimmung  und der Bus auf 10 Prozent.
Ihren zentralen Wunsch nach  individuell und flexibel nutzbaren Verkehrsmitteln sehen die Deutschen  laut dieser Studie jedoch durch steigende Kosten stark gefährdet. So  befürchtet mit 48 Prozent nahezu jeder zweite Befragte, dass zukünftige  Mobilitätskonzepte die Kosten der Mobilität weiter verteuern werden. Und  rund jeder dritte Befragungsteilnehmer meint, dass der Umstieg auf  Elektromobilität mit einer Verknappung des Stromangebots und steigenden  Strompreisen einhergehen dürfte. Diese Aspekte finden nach Ansicht von  34 Prozent bei dieser Strategie zu wenig Beachtung.
Dass im  Rahmen zukünftiger Mobilitätskonzepte der Umweltschutz zu kurz kommen  könnte, ängstigt laut der neuen HUK-Studie nur 18 Prozent der Befragten.  Dies ist ein Drittel weniger als im Vorjahr mit 27 Prozent. Sorgen vor  einer „zu starken öffentlichen Bevormundung“ treiben dagegen 23 Prozent  und somit mehr Studienteilnehmer um als beim Umweltschutz. Weitere je 22  Prozent kritisieren in Bezug auf die Mobilitätsstrategien der Zukunft  „zu einseitiges Forschen nur in vorgegebene Richtungen“ und befürchten  einen „Verlust an Individualität und Selbstbestimmung bei der Wahl von  Fortbewegungsmitteln“.
Doch nicht nur beim Blick voraus, auch im  „Rückspiegel“ bewerten die Deutschen in der aktuellen HUK-Studie die  Mobilitäts-Entwicklung in den zurückliegenden fünf Jahren kritisch. Sei  es hinsichtlich Kosten, Schnelligkeit, Flexibilität, Hygiene,  Organisierbarkeit und auch CO2-Freiheit – in keinem der zehn für die  HUK-Studie abgefragten Bereiche vermögen die Studienteilnehmer  mehrheitlich eine Entwicklung zum Besseren zu erkennen. Besonders  negativ bewerten sie die Entwicklung der Kosten und der Bezahlbarkeit  von Mobilität für alle Bevölkerungsgruppen. Ausgesprochen hart fällt  dabei das Urteil der über 40-Jährigen aus. Nach ihrer Wahrnehmung  überwiegen bei der Organisierbarkeit und Schnelligkeit von Mobilität  klar negative Tendenzen. Derweil sehen die unter 40-Jährigen hierbei  zumindest keine Verschlechterung.
Aus den Resultaten der  aktuellen Mobilitätsstudie liest HUK-COBURG-Vorstand Dr. Jörg  Rheinländer eindeutige Statements ab: „Bei der Entwicklung neuer  Mobilitätskonzepte wünschen sich die Bürgerinnen und Bürger von den  Verantwortlichen einen ergebnisoffenen Umgang mit neuen Lösungen und vor  allem auch die Berücksichtigung individueller Bedürfnisse“, resümiert  er. Das gelte besonders für die Älteren, betont der HUK-Vorstand. Die  Jüngeren zeigten sich offener, meint Dr. Rheinländer.
Wie die  Verfasser der Studie weiter feststellen, lässt sich aus der Befragung  nicht ableiten, dass die Deutschen grundsätzlich gegen eine ökologische  Verkehrswende seien. Schließlich folgt nach den Hauptforderungen nach  bezahlbaren bzw. sinkenden Mobilitätskosten (49 bzw. 37 Prozent) auf  Platz 3 mit 26 Prozent der Wunsch nach CO2-Freiheit im Verkehr. Dabei  kommt das Elektroauto mit Abstand am positivsten weg. Denn jeder fünfte  Befragte sieht in ihm das ideale Fortbewegungsmittel der Zukunft. Das  sind rund doppelt so viele wie jene, die Bus oder S-Bahn für optimal  halten.
Quelle: Goslar-Institut
Das Auto ist die ideale Zukunftslösung
... ergab die Mobilitätsstudie 2022
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