Preußen und Russen

... oder doch Preußen mit Russen



Fällt heute irgendwo das Wort Russe, so dreht man sich ja schon vorsichtig um, ob das auch keiner gehört hat. Es ist wieder zu einem Schimpfwort geworden. Der böse Russe aus den Weiten des Ostens.

Doch es gab auch anderes in der Geschichte. Davon kündet nicht zuletzt die Siedlung "Alexandrowka",  nur wenige Minuten von der Potsdamer Altstadt und Schloss Sanssouci entfernt.

Wir wandeln gerade auf den Pfaden europäischer Baueinflüsse durch die brandenburgische Landeshauptstadt und da gehört "Alexandrowka" eben dazu. Die Russische Kolonie wurde 1826 bis 1827 auf Wunsch Friedrich Wilhelm III. und auf dessen Kosten zum Gedenken an seinen verstorbenen Freund Zar Alexander I. angelegt. Hier mussten 12 russische Familien einziehen. Die Männer - russische Sänger - wurden zuvor vom Zaren Friedrich Wilhelm III. geschenkt. Der mochte den melancholischen Gesang der russischen Soldaten, worauf der Zar gleich einen ganzen Chor nebst Anhang nach Preußen verfrachtete.

Spätestens seit dem und seit den napoleonischen Kriegen war man sich sehr nah zwischen den Zaren und den preußischen Königen. Daran hat sich bis in die jüngste Vergangenheit nicht geändert. Noch heute wohnt ein Nachfahr der Sänger-Soldaten in der "Alexandowka" und im dortigen Restaurant verkaufen Russen und Ukrainer ganz friedlich gemeinsam mit Deutschen russische Spezialitäten, wie das berühmte Moskauer Eis.

Vielleicht wirkt in Potsdam noch immer das „Edikt von Potsdam“ nach. Es wurde vom Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1620-1688)  erlassen und ermöglichte den in Frankreich wegen ihrer Religion verfolgten Hugenotten (Protestanten) die Zuwanderung nach Brandenburg. Umgangssprachlich wird es auch oft einfach Potsdamer Toleranzedikt genannt. Auch aus Wien vertriebene Juden fanden Aufnahme in Brandenburg, das durch den Dreißigjährigen Krieg schwer gezeichnet war.

Man erhoffte sich so einen deutlichen Aufschwung. Leider dauerte es viele Jahrzehnte, bis nun endlich auch in Potsdam wieder ein jüdisches Zentrum neu errichtet wird. Die alte Synagoge fiel den amerikanischen Bomben kurz vor Ende des 2. Weltkrieges zum Opfer. Hätten die Russen Potsdam nur knapp einen Monat früher befreit, wäre der Stadt viel erspart geblieben.

Russen und Preußen, das ist allen Aktualitäten zum Trotz, immer noch eine ganz eigene Geschichte.

Foto: genussmaenner.de

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