Plateforme 10 – Das neue Kunstquartier in Lausanne

Hier sollte man den zweiten Blick riskieren



Das schweizerische Lausanne ist vor allem bekannt als Stadt, in der das Internationale Olympische Komitee, das IOC, viele internationale Sportverbände und auch das Olympische Museeum ihre Heimat gefunden haben. Doch die Hauptstadt des Kanton Waadt, am Genfersee gelegen, hat auch sonst museal einiges zu bieten.

Sozusagen ladenneu ist die "Plateforme 10". Hier haben das Musée cantonal des Beaux-Arts (MCBA), das Museum für Fotografie Photo Elysée und das Musée de design et d'arts appliqués contemporains (mudac – Museum für zeitgenössisches Design und angewandte Kunst) einen gemeinsamen Standort direkt am Lausanner Hauptbahnhof auf dem Areal der ehemaligen Lokomotivhallen gefunden. Ergänzt wird das museale Angebot durch die Stiftungen Toms Pauli und Félix Vallotton.

Es ist somit wohl die einzige Kulturplattform mit einem eigenen Gleisanschluss. Der erste Teil von "Plateforme 10" wurde 2019 mit der Eröffnung des MCBA eingeweiht, während Photo Elysée und das mudac ihre Tore am 18. Juni 2022 öffneten. Nicht erst seit dem polarisieren die beiden Museumsbauten die Betrachter. Die einen sind fasziniert von der modernen, funktionalen Architektur in Beton. Schließlich steht der Besucher beim Betreten des Areals vor einem riesigen Betonklotz. Da lohnt der zweite Blick, denn gerade Fotografen haben den Museumsbau als ideale Kulisse für sich entdeckt.

Das MCBA - und sein anderes Konzept

Hier sehen, was nirgendwo anders zu sehen ist! In diesem Sinn wurde der Rundgang konzipiert, der die Besucher*innen durch die der Sammlung des MCBA führt. Sie ermöglicht Vergleiche mit internationalen Bewegungen, vermittelt aber auch eine Vorstellung vom Schaffen der Künstler*innen aus der Waadt und, weiter gefasst, der französischsprachigen Schweiz, ob ihre Karriere nun im In- oder Ausland stattgefunden hat.

Einige Schwerpunkte sind zu erkennen: Klassizismus, Akademismus, Realismus, Symbolismus und Postimpressionismus; abstrakte Malerei in Europa und den Vereinigten Staaten; Schweizer und internationale Videokunst; neue Figürlichkeit; geometrische Abstraktion; und schliesslich künstlerische Praktiken, die von politischem und sozialem Engagement zeugen, aus allen Perioden. Zudem umfasst die Sammlung bedeutende Künstlerbestände, darunter jene von Charles Gleyre, Félix Vallotton, Louis Soutter, Pierre Soulages und Giuseppe Penone.

Es macht Spaß, sich auf diese Art der Präsentation der Sammlung einzulassen, die seit 1816 durch Ankäufe, Schenkungen, Vermächtnisse und Leihgaben kontinuierlich gewachsen ist.

Die Besichtigung erfolgt auf zwei Stockwerken. Die präsentierte Auswahl entwickelt sich regelmässig weiter. Leihgaben aus Privatsammlungen führen einen Dialog mit jenen der kantonalen Sammlung, ein Präludium zu der ständigen Erneuerung des Blicks, der in Lausanne auf die bewundernswerte Lebenskraft der Kunst geworfen wird.

Foto:
Eigen

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