Morgengruß von Helmut Harff: Das gibt es doch nicht

Sah ich gestern einen Friedensnobelpreisträger?



Die Beste Frau der Welt und ich machten uns gestern wieder auf nach Bad Saarow. In dem Brandenburger Ort findet gerade die 10. Auflage des Filmfestivals „Film ohne Grenzen“ statt.

Eigentlich wollten wir den Film „RABIYE KURNAZ GEGEN GEORGE W. BUSH“ sehen, doch dazu fehlte uns dann die Kraft. Der Grund war der Streifen „Young Plato“. In der Vorankündigung hieß es: „Der Film zeichnet den Traum des Schulleiters und seines visionären Teams nach und zeigt, wie kritisches Denken und seelsorgerische Betreuung Kinder befähigen und ermutigen können, über die Grenzen und Beschränkungen ihrer eigenen Gemeinschaft hinauszublicken.“. Mal ehrlich, wäre diese Ankündigung für Sie ein Grund, ins Kino zu gehen?

Na ja, wir hatten ja genau das vor und waren nicht gerade voller Vorfreude auf den Film. Freude kam auch nicht auf. Eher Entsetzen über Bilder, die zeigten, wie Menschen heute in Nordirland leben. Mir wurde schlecht und ich schämte mich, dass so etwas in Europa möglich ist und darüber, was wir für Probleme halten. Doch dann erschienen die Protagonisten – die Schüler einer Jungen-Grundschule – die der Holy Cross Boys School in North Belfast - und der Star des Abends - Schulleiter Kevin McArevey.

Wie der mit den Jungs, die er freundlich „meine Herren“ nennt und die immer wieder gelobt werden, umgeht, das ist einfach traumhaft. In der eigentlich ganz normalen nordirischen Schule werden Streitigkeiten auf dem Schulhof am Philosophie-Brett gelöst, wo die Jugendlichen lernen, selbstständig zu denken und zu argumentieren. Klingt ganz einfach, ist aber so etwas wie die Quadratur des Kreise beim Durchbrechen der noch immer vorhandenen Gewaltspirale. Wenn man dann noch sieht, wie perspektivlos die Kinder aufwachsen, in welcher Welt von Alkohol, Drogen, Fettsucht und auch ständiger Gewalt, so kann man das Tun von Kevin McArevey gar nicht hoch genug einschätzen.

Wir waren nach dem Film völlig platt, mussten reden, wollten, konnten keinen anderen Film mehr sehen.

Ich kann Ihnen nur empfehlen, wo immer Sie den Film „Young Plato“ sehen können, dies zu tun. Das mit der Warnung, dass sie aus dem Nachdenken, aus dem Grübeln so schnell nicht mehr raus kommen. Für alle, die mit Kindern zu tun haben, muss dieser Film zur Pflicht gemacht werden.

Und, ich bitte alle, die das können, Kevin McArevey für den nächsten Friedensnobelpreis vorzuschlagen. Mir fällt niemand ein, der den mehr als er verdient hat.

Was meinen Sie, worüber  die Beste Frau der Welt und ich beim Frühstück reden werden? Was so ein Festival wie „Film ohne Grenzen“ bewegen kann.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Sonntagsfrühstück.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Rosalie, Ida, Iris, Irmgard, Sven

Foto: eigen

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