Gesundheitswissen mit uralten Wurzeln

840 Jahre Hildegard von Bingen – auch Berlin hat jetzt seinen ersten Hildegard-Kräutergarten



Jährlich am 17. September wird der Gedenktag der Hildegard von Bingen begangen. Befasst man sich etwas ausführlicher mit der legendären historischen Person, so wird schnell klar: Hildegard mag zwar eine 840 Jahre alte Historie mit sich bringen, in vielen Bereichen war sie jedoch zu ihrer Zeit geradezu revolutionär.

Nicht ohne Grund benennt man sie auch als bedeutendste Frau des christlichen Abendlandes zu ihrer Zeit, als Ärztin, Naturforscherin, Politikerin, Musikerin, Theologin. Besonders in der Naturheilkunde gibt es viel Interesse das alte Wissen in der Heutzeit zu nutzen und im Sinne einer ganzheitlichen Gesundheitsfürsorge einzusetzen.

Auch Berlin hat nun seinen ersten Hildegard-Garten und zieht zahlreiche Familien und Naturbegeisterte nach Schöneberg-Tempelhof. Am 2. Juli erfolgte aus Anlass des 100-Jährigen Bestehens der Gartenarbeitsschule die feierliche Einweihung.

Das Projekt des neuen Hildegard von Bingen-Kräutergartens wurde auf Initiative der Partnergemeinde Kreis Bad Kreuznach gemeinsam umgesetzt und findet großen Zuspruch.

Tobias Dollase, Bezirksstadtrat Tempelhof-Schöneberg:  "Die Idee und Umsetzung des Hildegard von Bingen-Kräutergartens ist ein Ergebnis der langjährigen Partnerschaft mit dem Kreis Bad Kreuznach. Ich freue mich, dass die Landrätin aus Kreis Bad Kreuznach, Bettina Dickes, zu Gast bei der Jubiläumsfeier war und den Kräutergarten persönlich eingeweiht hat." Carsten Topf, Schul- und Sportamtsleiter des Bezirks ergänzte zum Start des Gartens: "Ich finde es sehr schön, dass die Schülerinnen und Schüler und alle anderen Besuchenden mit dem neu angelegten Hildegard von Bingen-Kräutergarten einen weiteren interessanten Zugang zur Natur bekommen und sich das Angebot der Gartenarbeitsschule in Tempelhof-Schöneberg noch vergrößert".

Daniela Dumann, Heilpraktikern in Berlin und Mitglied im Vorstand der
Internationalen Gesellschaft Hildegard von Bingen kommentiert den Berliner Hildegard Garten wie folgt: „Es freut mich außerordentlich, dass nun so vielen Kindern und Jugendlichen, Berlinern und Gästen aber auch Gesundheitsberufen die Chance gegeben wird, einen original angelegten Garten nach den Prinzipien der Hildegard-von-Bingen besuchen zu können und sich hier vor Ort auszutauschen. Ich bin mir sicher, dass daraus viele inspirierende Impulse entstehen.“

Diese Einschätzung trifft gut auf den Gedanken aus einem der zahlreichen Hildegard Heilbücher und Aufzeichnungen zum Wesen des Menschen und der Natur: „Die ganze Natur soll dem Menschen zur Verfügung stehen, auf dass er mit ihr wirke, weil ja der Mensch ohne sie weder leben noch bestehen kann.“  Hildegard von Bingen

Vor Ort wurde im September im neuen Hildegard-Garten nachgefragt. Im Interview mit Daniela Dumann.


Hildegardmedizin: das ist für die einen Neuland, für die anderen Komplementärmedizin und Achtsamkeitsphilosophie. Was begeistert so viele Menschen an der Hildegardmedizin?
D. Dumann:
Hildegard von Bingen hat ja als Nonne im 12 Jahrhundert gelebt und wird als erste deutsche Ärztin und Naturforscherin angesehen. Daneben hat sie große theologische Bücher geschrieben, die 2012 auch dazu geführt haben, dass sie zur Kirchenlehrerin in der katholischen Kirche ernannt worden ist.
Die Hildegard Heilkunde ist ein Teil der Traditionellen Europäischen Medizin (TEM) und verwendet unsere hier wachsenden Kräuter und Lebensmittel. Der spirituelle Aspekt der Hildegard Heilkunde hat seinen Boden in der Lehre des christlichen Abendlandes.
Viele Menschen begeistert, dass die Rezepte und Rezepturen der Hildegard Heilkunde, der Ernährungs- und Kräutertherapie leicht umzusetzen sind. Außerdem ist die Hildegardernährung mit ihren speziellen Gewürzen ganz besonders dazu geeignet, Krankheiten zu verhüten und verhilft vielen Menschen ohne großen Aufwand zu neuer Gesundheit.

Man verwendet die heilsamen Gewürze und Kräuter zum Würzen des Essens und ernährt sich von ausgesuchten heimischen Früchten und Gemüsen. Nach dem Motto „Eure Lebensmittel sollen Eure Heilmittel sein“ hat Hildegard von Bingen ein naturheilkundliches Werk geschrieben, in dem sie die Heilwirkung der Pflanzen, Bäume, Tiere und Edelsteine beschreibt. Und alles kann auf die eine oder andere Art und Weise zum Nutzen des Menschen eingesetzt werden.
 
Es sind unsere bodenständigen Getreidesorten und Kräuter, die vor der Haustüre wachsen und die man über den Hildegardgarten wieder neu entdecken kann.


Warum passen eine Großstadt und ein Hildegard-Garten so gut zusammen?
D. Dumann:
Ein Hildegard von Bingen Garten könnte auch in einer ländlichen Region sein, doch der Garten in der Großstadt hat seinen besonderen Reiz, weil er sehr meditativ mit einem Brunnen in der Mitte ist und durch seine Pflanzenauswahl auch die gesundheitlichen Probleme berührt, die den Großstadtmenschen im Besonderen plagen z.B. Schlafstörungen oder Erschöpfungszustände.

Haben Sie schon viele Gesundheitsgärten mit begleitet und beraten?
D. Dumann:
2004 habe ich zusammen mit einer Heilpraktiker Kollegin einen Garten in Berlin Hellersdorf geplant, den es leider inzwischen nicht mehr gibt, da die Fläche, auf der der Garten wuchs an das Schulamt zurückgegeben werden musste. In den Jahren ab 2008 bis heute habe ich auf einem eigenen Grundstück in der Schorfheide an einem Hildegard Kräutergarten gearbeitet. Und dann natürlich immer im privaten Kreis auf Anfrage Tipps gegeben zum Anpflanzen der Hildegard Pflanzen und zur Umsetzung eines Kräuterbeetes.

Gibt es ein festes System für einen Hildegard-Garten, was ist das Besondere?
D. Dumann:
Ein Hildegard Garten orientiert sich an den mittelalterlichen Klostergärten, hat aber keine genauen Vorgaben. Im Klostergarten war es wichtig eine Einfriedung zu haben gegen Tiere und gegen den Samenflug von Unkräutern, außerdem sollte auch immer Wasser vorhanden sein – sowohl zum Gießen als auch für die Meditation. Zudem sollten auch Sitzmöglichkeiten da sein, um im Garten zur Ruhe zu finden und in der Betrachtung der Pflanzen still zu werden.

Die Anpflanzungen in einem Klostergarten waren durch eine Anordnung Karl des Großen festgeschrieben. Im Hildegard Garten sind wir da freier in der Auswahl der Pflanzen. Es kommen nur Pflanzen vor, die auch bei Hildegard von Bingen beschrieben sind und die eine besondere Wertigkeit in ihrer Heilkunde haben.

Das Besondere am Garten hier in Tempelhof-Schöneberg ist die Anordnung nach Organen und Organsystemen.


Gibt es Tipps für Leute, die sich informieren wollen?
D. Dumann:
Die Gartenarbeitsschule gehört zur Berliner Schulverwaltung und sollte mit Voranmeldung besucht werden. Ab 2023 wird es regelmäßige Führungen durch den Garten geben und auch Workshops, bei denen zum Beispiel die Hildegardelixiere gekocht werden können. Bei Interesse kann an man sich gern an office@danieladumann.de wenden. Auch größere oder kleinere Gruppen, die den Garten besuchen wollen, können anfragen.

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Mehr zur Hildegardmedizin im neuen Herbstkurs Ausbildung in der Ganzheitsmedizinnach Hildegard von Bingen, Kurs Herbst 2022 ab 26.9. 2022

Bild: Fotograf H. Wiedl
Text: Claudia Burkhardt für Genussmaenner

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