Die  Regel ist so einfach wie einleuchtend: Defensives Fahren sorgt für  Sicherheit und hilft, Unfälle zu verhindern, offensives Fahren birgt  Unsicherheit und Gefahr. Doch ist das tatsächlich immer so? Wer allzu  ängstlich und zögerlich unterwegs ist, kann auch andere  Verkehrsteilnehmer verwirren und so erst gefährliche Situationen  verursachen.
Grundsätzlich gilt: Defensives Fahren ist ein  wesentlicher Beitrag, um Unfälle im Straßenverkehr zu vermeiden und die  Verkehrssicherheit zu erhöhen. Deshalb macht Paragraf 1 der  Straßenverkehrsordnung (StVO) deutlich: Jeder Verkehrsteilnehmer hat  sich so zu verhalten, dass kein anderer geschädigt, gefährdet oder mehr  als nach den Umständen vermeidbar, behindert oder belästigt wird. Daraus  folgt, dass jeder, der dieser Forderung nicht nachkommt, gegen die StVO  verstößt. Insofern ist damit schon die Pflicht zu defensivem Fahren  verankert, in dem umsichtiges und vorausschauendes Verhalten am Steuer  gefordert ist. Sie bedeutet auch, dass man im Zweifel nicht auf einem  Recht, wie etwa der Vorfahrt, besteht, um gegebenenfalls eine knifflige  Situation zu entschärfen.
Allerdings heißt defensives Fahren  nicht, grundsätzlich auf seine Rechte zu verzichten und anderen immer  den Vortritt zu lassen. Wer beispielsweise an einer Kreuzung oder  Einmündung besonders aufmerksam fährt, etwa indem er oder sie versucht,  mögliches Fehlverhalten anderer Verkehrsteilnehmer zu antizipieren,  fährt defensiv. Das Gegenteil davon ist ein Autofahrer, der versucht,  sich irgendwie vorzudrängen oder rücksichtslos in den Verkehr  hineinzuquetschen und dabei andere Verkehrsteilnehmer behindert oder gar  gefährdet. Der defensive Fahrer hingegen verzichtet möglicherweise auf  seine Vorfahrt, um einer riskanten Situation vorzubeugen. Wer jedoch  ständig seine Vorfahrt nicht wahrnimmt, kann durch sein Verhalten andere  irritieren, mit der Konsequenz, dass auf diese Weise erst gefährliche  Situationen heraufbeschworen werden. Schließlich kann ja nicht davon  ausgegangen werden, dass andere Automobilisten damit rechnen, dass  übervorsichtige Autofahrer generell auf ihre Vorfahrt verzichten –  geschweige denn ist nachzuvollziehen, warum der Fahrer oder die Fahrerin  so handelt.
Kurz gesagt: Defensives Fahren verringert  Unfallrisiken für alle am Straßenverkehr Beteiligten und kann wesentlich  dazu beitragen, selbst entspannter von A nach B zu gelangen. Wer sich  jedoch am Steuer unberechenbar übervorsichtig verhält, indem er die von  der StVO eingeräumte Vorrechte nicht nachvollziehbar wahrnimmt, trägt  mehr zur Verwirrung anderer Verkehrsteilnehmer bei und beschwört so  unnötigerweise Unfallrisiken herauf. Immer auf seinen Vortritt zu  verzichten, kann somit unterm Strich mehr Probleme verursachen, als  seine Rechte achtsam und mit Übersicht wahrzunehmen.
Quelle: Goslar-Institut
Defensives Fahren ist nicht immer sicheres Fahren
Paragraf 1 der Straßenverkehrsordnung klärt auf
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