Edles Blech unter dem Eiffelturm

... zu bewundern auf der Rétromobile



Mit der „Rétromobile“ findet vom 1. bis zum 5. Februar an der Seine wieder die wichtigste Oldtimer-Veranstaltung auf europäischem Boden statt, dieses Jahr zum 47. Mal. An die 1000 Aussteller präsentieren in den Hallen eins, zwei und drei des Pariser Messegeländes alles, was den Puls begeisterter Oldtimerfans höher schlagen lässt.

Und wo sich Liebhaber und Sammler von Old- und Youngtimer zum Rendezvous treffen, dürfen auch die großen Auktionshäuser nicht fehlen.

Von den vier wichtigsten und erfolgreichsten Versteigerer edler Alt-Autos wollen in Paris drei den Hammer schwingen und begehrte Fahrzeuge an die betuchte Frau oder den wohlhabenden Mann bringen: Artcurial Motorcars aus Frankreich, Bonhams aus England, sowie RM Sotheby’s aus Kanada. Gooding & Company aus den USA will sich darauf beschränken wertvolle Rennwagen zu präsentieren.

Artcurial präsentiert 299 Pretiosen

Platzhirsch Artcurial präsentiert in Paris die größte Auktion in der Geschichte der französischen Automobil-Versteigerungen. An drei Tagen in Folge sollen 299 spektakuläre Fahrzeuge die Besitzerin oder den Besitzer wechseln, an der Spitze ein Ferrari 250 LM, Baujahr 1964 (Foto oben), dessen Schätzpreis die Auktionatoren unter Verschluss halten. Modelle dieses Typs kamen 1964 und 1965 in der Sportwagenweltmeisterschaft zum Einsatz, allerdings nie als Werkswagen. Die Scuderia gab ihn ausschließlich an private Teams ab. Der in Paris unter den Hammer kommende Rennwagen ist das zehnte von 32 Exemplaren und gewann 1965 mit Masten Gregory und Jochen Rindt am Steuer das 24-Stunden Rennen von Les Mans.



Kaum weniger begehrt dürfte ein Bugatti 57 Atalante aus dem Jahr 1936 sein. Der Wagen mit dem Originalchassis sowie der Originalkarosserie kommt mit einem Schätzwert zwischen zwei und drei Millionen Euro unter den Hammer und ist eines der seltenen vier Exemplare, die noch mit einem originalen Schiebedach versehen sind.



In einem außergewöhnlich guten Zustand mit originalem Innenraum befindet sich ein 1975er Lamborghini LP400 Countach mit der Produktionsnummer neun. Ein Garagenfund, den der jetzige Besitzer 1983 kaufte und ein Jahrzehnt auf einer Atlantikinsel einlagerte. Kilometerstand heute 87.558 km, Schätzpreis 800.000 bis 1,2 Millionen Euro. Insgesamt liegt der Schätzwert aller von Artcurial in Paris angebotenen Fahrzeuge über 80 Millionen Euro.

Auch Bonhams mischt mit




Mit großem Aufgebot und außergewöhnlichen Raritäten wird sich auch das Auktionshaus Bonhams um finanzkräftige Sammler mühen. „Über vier Dutzend Marken kommen bei Bonhams in Paris zusammen. Angeführt werden sie von Porsche (30 Autos), gefolgt von Aston Martin (13), Ferrari und Mercedes-Benz (je elf)“, berichtet das Internetportal Zwischengas.com.

Außerdem befindet sich in im Angebot ein seltener Bugatti Type 55 Cabriolet aus dem Baujahr 1932, das nach Expertenmeinung zwischen drei und vier Millionen Euro in die Kasse spülen dürfte. Unter den sechs von diesem Typ produzierten Cabriolets ist dieses das einzige, das seine ursprüngliche Karosserie auf seinem Chassis von 1932 beibehalten hat. Zwei weitere wurden mehr oder weniger modifiziert, während die anderen nicht mehr existieren.



In einer ähnlichen Preiskategorie wird wohl der Ferrari F40 von 1988 landen. Das Auto kam 1988 anlässlich der Feier von Enzo Ferraris 40-jährigem Bestehen als Motorhersteller heraus. Er galt als ultimativer Supersportwagen und war das letzte Modell, das der Commentadore vor seinem Tod konzipiert und eingeführt hatte. Der F40 kostete in Deutschland damals 444.000 Mark, was nach heutigem Wert 450.000 Euro entsprechen würde. Er ging ausschließlich an ausgewählte Interessenten, wozu in erster Linie langjährige Ferrari-Kunden sowie Prominente gehörten.



Mit zwei bis 2,5 Millionen Euro Erlös rechnet Bonhams für einen Talbot-Lago T26 Grand Sport Coupé „Chambras“ aus dem Jahr 1948. Bei diesem Auto handelt es sich um das berühmteste unter den 36 Exemplaren der T26-Grand-Sports-Serie: Es hat eine umfangreiche Renngeschichte, war fünfmal hintereinander in Le Mans von 1949 bis 1953 dabei und belegte dabei mehrmals vordere Plätze. Laut glaubhafter Unterlagen gelangte es 1948 als bloßes Chassis an den französischen Rennfahrer André Chambas.

Gooding & Company kommt mit einem Triumvirat



Das Auktionshaus Gooding & Company aus Kalifornien kommt zum zweiten Mal auf die Rétromobile, allerdings nicht als aktiver Versteigerer. Die Amerikaner wollen vielmehr auf ihrem Messestand in Halle 1 K 080 einen Vorgeschmack darauf bieten, was sie am 2. und 3. März bei ihrer Versteigerung auf Amelia Island im US-Bundesstaat Florida unter den Hammer nehmen wollen. Dazu gehört ein bemerkenswertes Trio historischer Rennwagen: ein Ferrari 250 MM Spider Series II von 1953 zum Schätzwert zwischen drei und fünf Millionen Euro, daneben zwei private Verkaufsangebote, ein 1927er Bugatti Typ 35B Grand Prix und ein Jaguar E-Type „Competition“ von 1961. Der Bugatti soll um die 2,4 Millionen Euro, der Jaguar rund 1,3 Millionen Euro kosten.

RM Sotheby’s will klotzen statt kleckern



RM Sotheby's startet seinen europäischen Auktionskalender am 1. Februar mit Pauken und Trompeten und bringt 87 der besten Automobile mit, die derzeit auf dem Markt erhältlich sind. Die gesamte Auktion, sie ist die bislang größte der Kanadier in Paris, umfasst einige der begehrtesten Marken vor und nach dem Krieg und etwas mehr als 110 Jahre Automobilgeschichte.

Keine Auktion kommt ohne eine Auswahl bester Modelle von Ferrari aus, und so bietet Sotheby’s an der Seine nicht weniger als 14 der Autos aus Maranello an. Zu den jüngeren Exemplaren gehört ein Ferrari Enzo Ferrari, Baujahr 2003. Der zeitweise in puncto Höchstgeschwindigkeit schnellste für die Straße zugelassene und nur drei Jahre lang gebaute Ferrari trug seine Bezeichnung nach dem Namen Firmengründers Enzo Ferrari. Das Fahrzeug gilt als eines der großen Hypercar-Ikonen der Moderne, hat einen 6,0-Liter-V-12 Mittelmotor mit einer Leistung von 651 PS und einen Schätzpreis von 3,8 bis 4,2 Millionen Euro.



Bugatti spielt bei der Rétromobile in Paris eine wichtige Rolle, was für historische wie für zeitgenössische Modelle gleichermaßen gilt. So definierte der 2022er Bugatti Chiron Profilée den Begriff „Hypercar“ neu. Die Sonderanfertigung auf Basis des Bugatti Chiron ist einzigartig, sie gibt es weltweit nur einmal. Die Karosserie sorgt für einen verbesserten Abtrieb und optimirtes Luftstrommanagement. Von 0 auf 300 km/h beschleunigt das Auto in 12,4 Sekunden, sein Schätzpreis liegt zwischen 4,2 und 5,5 Millionen Euro Euro.



Der Bugatti Veyron Grand Sport von 2009 mit abnehmbarem Dach ist eines von nur 58 Exemplaren, die zu einer Höchstgeschwindigkeit von 408,47 km/h (369 km/h bei geöffnetem Verdeck) in der Lage sind. Für seinen Antrieb ist Bugattis 8,0-Liter-W-16-Motor mit vier Turboladern verantwortlich, der 987 PS leistet. Der Schätzpreis liegt hier bei 1,3 bis 1,5 Millionen Euro.



Ein historischer Bugatti darf bei RM Sotheby’s natürlich nicht fehlen. Es stehen sogar zwei zur Verfügung: einmal ein Type 55 Roadster aus dem Baujahr 1932 im Stil von Jean-Bugatti (Schätzpreis: 1,8 bis 2,2 Millionen Euro) sowie ein Type 43 Roadster von 1928 für eine bis 1,2 Millionen Euro.

Oldtimerfans und alle die es werden wollen, sollten sich von den Hyperpreisen, die in der Szene für die oberste der Oberklasse gang und gäbe sind, nicht abschrecken lassen: Besucher der Rétromobile kommen auch allein optisch auf ihre Kosten. (Hans-Robert Richarz/cen)

Fotos: Autoren-Union Mobilität/Kevin van Campenhout/Peter Singhof/Artcurial//Bonhams/Gooding & Company/RM Sotheby’s

© Copyright by genussmaenner.de - Berlin, Deutschland - Alle Rechte vorbehalten.
Veröffentlicht am {DATE:d.M.Y : DE} unter dieser Internetadresse: http://www.genussmaenner.de/index.php?aid=77576