Morgengruß von Helmut Harff: Lesen nur noch Oldschool?

Zumindest muss man kaum noch Zeitungen lesen



Wenn es um die Lesefähigkeit unsere Kinder geht, so bekommen wir immer wieder zu lesen – schon das ist ja ein Widerspruch – dass die das nicht richtig können. Dafür gibt es sicherlich viele Gründe.

Ich befürchte, dass einer der Gründe für die Leseabstinenz des Nachwuchses ist, dass die Kids zuhause ihre Eltern immer weniger lesen sehen. In meiner Jugend gehörte mein zeitungslesender Vater einfach zu dem gewohnten Bild. Ich sehnte mich danach, genau wie er im Sessel sitzend die Zeitung lesen zu können. Wenn ich also schnell lesen lerne, so meine Motivation, dann bin ich ja schon fast so groß wie mein Papa. Und das wollte ich unbedingt.

Doch wer liest heute noch Zeitung? Die Auflagezahlen sinken und Jahr für Jahr werden Blätter eingestellt. So ging es meinen eigenen Zeitungen. In Spitzenzeiten in den 1990er Jahren ließ ich monatlich rund 100.000 Exemplare mehrerer Lokalzeitungen drucken. Das ist nun schon fast 20 Jahre her. Als wir in der Lausitz vor acht Jahren ankamen, steckten Woche für Woche vier verschiedene Verteilzeitungen im Briefkasten. Nun bleibt der Briefkasten leer.

Zukünftig wird es auch noch weniger Blätter an den Zeitungskiosken und  –verkaufstellen geben. Gerade hat die RTL-Group, Besitzerin des Verlages Gruner & Jahr, angekündigt, 23 Titel einzustampfen oder zu verkaufen. Ein Aderlass auf dem Zeitungs- und Zeitschriftenmarkt, für den es wohl kaum einen Ersatz gibt. Vielleicht bleibt noch hier und da eine Onlineausgabe, doch das ist eben  etwas anderes, als eine Zeitung in die Hand zu nehmen und zu lesen. Auf dem Rechner kann ich mir die sogar vorlesen lassen. Das ist gut für Menschen, die nichts oder sehr schlecht sehen können. Es ist aber eben kein Anreiz selber zu lesen.

Zeitungen sind ein ganz besonderes Kulturgut, deren Entwicklung direkt damit einherging, dass die Menschen lesen lernten. Gibt es nun immer weniger Zeitungen, so fällt Stück für Stück genau dieser Anreiz weg. Ich bezweifel, ob Handybotschaften oder Beiträge im Internet die Leselust wirklich ankurbeln. Und dass das unsere Schulen schaffen, daran glaube ich schon überhaupt nicht.

Lesen beim Frühstück mit der Besten Frau der Welt? Nein, das mag ich nun auch wieder nicht.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Walter, Beate, Rose-Marie

Foto: Pixabay

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