Morgengruß von Helmut Harff: Meine letzte Fernseh-Prunksitzung

Zoten unerwünscht – Karnevalsübertragungen im Fernsehen

Ich gebe es zu, ich sehe gern im Fernsehen die verschiedensten Karnevalssitzungen. Ich bin immer gespannt, welche Themen die Redner ganz nach vorne stellen. Ich gestehe auch, dass ich die Mundarten nicht immer verstehe.

Dieses Jahr freuten sich alle, dass man nach der Coronazeit wieder ohne Einschränkungen zusammen feiern kann. Das war klar. Nicht erwartet habe ich, dass der Krieg in der Ukraine nicht das große Thema war. Dafür beklagte sich gefühlt jeder Redner und die wenigen Rednerinnen darüber, dass man gar nicht mehr wisse, was man noch sagen darf. Das habe ich nicht verstanden, denn schließlich gilt doch – so glaubte ich jedenfalls  - das Recht der freien Meinungsäußerung und die künstlerische Freiheit.

Doch ich wurde bei einem Radiointerview mit einer öffentlich-rechtlichen Fernsehverantwortlichen abrupt auf den Boden der bundesdeutschen Realität gefeuert. Mir fiel die Kinnlade runter, bei dem, was ich da hören musste. Dass die Sitzungen Aufzeichnungen sind und dass die zumeist kürzer als das Original sind, das wusste ich auch. Doch dass man in den Redaktionen Zensur ausübt, das haute mich um. Ja, die Dame gab unumwunden zu, dass man in der Redaktion entscheide, welcher Redebeitrag über den Äther gehen darf, was rausgeschnitten wird. Ja, das ist Zensur, wie ich sie aus der DDR kenne.

Was ist hier los, wenn Redaktionen eine Zensur ausüben, vieles, was denen als politisch unkorrekt erscheint, einfach per ihrer Wassersuppe streichen. Da fühlt man sich gleich auf mit Katar, Saudi-Arabien, Afghanistan oder Russland auf eine Stufe gestellt. Komisch, dass das niemand aufregt. Wahrscheinlich ist das kein Aufreger, weil das einfach die Regel ist, dass politisch Unkorrektes nicht gesendet, vielleicht auch nicht geschrieben wird.

Wundern tut mich nur, warum man über Minderheiten – ist das nicht schon allein inzwischen ein Schimpfwort – keine Witze machen „darf“, sehr wohl aber über die Minderheit der Politiker und selbstverständlich auch über Männer. Liegt das daran, dass in den Redaktionen keine Politiker und kaum Männer mit abstimmen dürfen, was von den Karnevalssitzungen gesendet wird? Wobei, dass man auch nur darüber nachdenkt, ist für mich schon ein Skandal.

Doch was machen? Ich bin ein friedfertiger Mensch, einer der zu den verschiedensten Minderheiten – Mann, behindert, Migrationshintergrund – gehört, also kaufe ich mir keinen Bio-Sekundenkleber, baue keine Stinkbomben. Nein, ich boykottiere ab sofort jede Karnevals-Fernsehsitzung. Vielleicht schließen Sie sich ja an.

Doch egal, die Fernsehzensorinnen können mir garantiert eines nicht vermiesen – mein Frühstück mit der Besten Frau der Welt.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Petrus D., Gunhild, Enrica, Peter

Foto: Pixabay

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