Morgengruß von Helmut Harff: Zwischen Kreuzberg und Antalya

Mein neues Türkenbild



Türken kenne ich eigentlich nur aus Berlin, Frauen mit Kopftuch oder noch mehr verhüllt und kleine und große Machos sowie Taxifahrer, die sich bis heute im Osten nicht richtig auskennen. In der Türkei war ich nur einmal auf einer Pressereise, auf der man das Gebiet um Izmir sozusagen im Bilderbuchmodus präsentierte.


Und nun, da waren wir, die Beste Frau der Welt und ich zu einer VIP-Reise eingeladen. Wir logierten in wirklich tollen Hotels, in denen sich nur wenige Türken einen Aufenthalt leisten können. Wir spielten Golf, was auch nur wenige Türken machen und wir besuchten Ausgrabungsstätten. Und doch, wir erlebten vor allem Dank unserer Reisebegleiterin Nalan eine Türkei, die an vielen Stellen nicht viel mit unserem Bild von diesem Land zu tun hatte.

Selbst in Kleinstädten wie Korkuteli sah man nicht mehr verhüllte Frauen als in der Lausitzer Kleinstadt Forst. Niemand rollte irgendwo seinen Gebetsteppich aus, wenn der Ruf des Muezzin aus den Lautsprechern an den Minaretten erklingt – das selbst nicht auf dem Land.
Ja, das Land, die Dörfer: Hier war mit Händen der Unterschied zu der Städtern zu greifen. Die Leute auf dem Land scheinen häufig arm und weit mehr den Traditionen verpflichtet, als in lauten und hektischen Städten wie Antalya. Doch unsere Vorurteile wurden auch hier nur in Teilen bestätigt. Klar, hier sah man keine jungen Frauen, die bei ihrer Kleidung gern am Stoff sparen, doch auch auf den Dörfern waren die Frauen selbstbewusst.

Toll wurde es immer, wenn wir von Nalan zum Essen geführt wurden – was gefühlt ständig der Fall war. Die türkische Küche ist toll. Das gilt auch für den türkischen Mokka, den Tee, von dem ich noch nie so viel getrunken habe und vom Raki. Ja, Alkohol wird wohl nicht wenig getrunken. Dagegen wird Schweinefleisch nur von Ausländern konsumiert, gibt es in Gaststätten nicht.

Was mich irritierte, war, dass man augenscheinlich nicht viel Wert auf Kunst und Kultur legt. Wir besuchten nur zwei historische Museen mit Ausgrabungen aus vortürkischen Zeiten. Weitere Museen, Galerien oder gar Theater sahen wir nicht, soll es auch nur sehr selten geben, sieht man mal von noch bespielten Amphitheatern ab.

Unser Türkeibild hat sich massiv gewandelt. Das passiert sicherlich kaum, wenn man eine Rundreise mit 40 und mehr Teilnehmern macht. Dazu muss man sich eben eine eigene Reiseleiterin wie Nalan leisten und durch das Land auch abseits der Wege der Busreisenden unterwegs sein.

Wir waren sicherlich nicht das letzte Mal in der Türkei, aber garantiert nur als Touristen.

Ich frühstücke jetzt mit der Besten Frau der Welt – selbst gebackenes Schwarzbrot und Mett.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben:  Lea, Elmar, Reinhilde

Foto:  eigen

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