Gesundheits-News vom 25. März 2023

Zu wenig Resilienz



Die seelischen Probleme der Deutschen haben zugenommen. Der Andrang auf Psychiater in Praxen und Kliniken sowie auf Psychotherapeuten erreichte 2022 einen Höhepunkt: 97 Prozent hatten mehr oder gleich viele Terminanfragen als vor der Corona-Zeit, 2020 waren es 66 Prozent.

Dies sind Ergebnisse der Studie "Psychische Gesundheit in der Krise" der Pronova BKK, für die im Januar und Februar 2023 insgesamt 150 Psychiater und Psychotherapeuten befragt wurden.

Die vergangenen drei Jahre waren geprägt von Krisen, die sich massiv auf das Seelenleben der Deutschen ausgewirkt haben. Aus zwei durchstandenen Jahren im Zeichen der Corona-Pandemie gehen viele Menschen nicht gestärkt hervor, sie benötigen psychische Hilfe. Nur drei Prozent der befragten Psychiater und Psychotherapeuten hatten 2022 weniger Anfragen von Patienten, im ersten Corona-Jahr 2020 gingen die Nachfragen noch bei 34 Prozent der Befragten zurück.

Im multiplen Krisenjahr 2022 haben die Terminanfragen in Kliniken und Praxen im Vergleich zum Vorjahr nochmals um 22 Prozentpunkte zugenommen. Bei allen Befragten stellte 2022 das bisher stärkste Jahr dar: 80 Prozent hatten mehr Anfragen als vor der Pandemie, im Vorjahr waren es 58 Prozent und im ersten Corona-Jahr 35 Prozent. Den größten Andrang verzeichneten niedergelassene Psychiater: 84 Prozent hatten mehr Anfragen als vor der Corona-Pandemie. Der stärkste Anstieg der Anfragen im Vergleich zum Vorjahr betraf die Psychiater in Kliniken mit 76 Prozent zu 38 Prozent.

Hohe Dunkelziffer bei psychischen Problemen

"Die psychische Erkrankungslast bedingt durch die Corona-Pandemie sowie die weiteren Krisen des Jahres 2022 ist enorm hoch. Die Menschen kommen mit höherem Leidensdruck als in den Vorjahren zu uns", sagt Dr. med. Sabine Köhler, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie.

"Politik und Medizin hatten zunächst darauf gehofft, dass die Beschwerden mit jeder weiteren milder verlaufenden Corona-Welle weniger werden. Doch das Gegenteil ist der Fall: Der Andrang nimmt weiter zu, psychische Probleme verstärken sich auch 2022 erneut. Die Menschen haben kaum eine Chance gehabt, nach einer Krise durchzuatmen und Resilienz aufzubauen."

Hinzu kommt, dass die Terminanfragen in den Praxen und Kliniken nur die Spitze des Eisbergs bilden: 93 Prozent der Psychiater und Psychotherapeuten gehen davon aus, dass die Dunkelziffer psychischer Probleme sehr hoch.

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