Morgengruß von Helmut Harff: Mai-Gedanken

… zum Tag der Faulen



Eines gleich vorweg, wer sich nicht für einen Teilzeitjob in einer Viertagewoche begeistert, der soll sich heute auf keinen Fall angesprochen fühlen oder ebenso stinkig sein wie ich.

Eigentlich ist alles an diesem 1. Mai wie immer. Die Sonne scheint, vielfach wurden schon gestern die Maibäume aufgestellt und die Polizei „vergaß“ danach die Autofahrer blasen zu lassen. Vielerorts tanzten die Hexen und die Teufel und in Berlin trafen sich Vermummte und Polizei zu ihrer ganz eigenen Mai-Party. Viele saßen im Garten und grillten, andere verdufteten in einen Kurzurlaub. Sicherlich wird es einige auch heute auf 1.Mai-Demonstrationen ziehen.

Also ein ganz normale Kampf- und Feiertag der Werktätigen, wie es im DDR-Deutsch heißt? Nein, für mich überhaupt nicht. Und das liegt an der Diskussion über die Einführung der 4-Tage-Woche – und das womöglich auch noch bei vollem Lohnausgleich und in Teilzeit. Mal ehrlich, wer so einen Vorschlag gerade am Vorabend des 1. Mai macht, hat doch den Schuss nicht gehört. Alle Welt jammert, dass an allen Ecken Menschen fehlen, die die anstehende Arbeit machen und dann so ein Vorschlag. Das ist doch, als ob ein Arbeitgeber, dem Leute fehlen, noch zusätzlich 20 gute und wichtige Mitarbeiter entlässt.

Dann wird das Ganze auch noch mit der massiven Arbeitsüberlastung begründet. Wie, in Deutschland arbeiteten 2021 rund 12 Millionen in Teilzeit, das sind 29,3 Prozent. Wenn von denen, die längst nicht alle kleine Kinder oder Hilfsbedürftige zu versorgen haben, 40 Stunden die Woche arbeiten würden, hätten wir wohl kein Arbeitskräfteproblem. Doch genau das wollen in unserer stressigen Freizeitgesellschaft ja augenscheinlich immer weniger Menschen. Wahrscheinlich feiern wir den 1. Mai bald als Tag der Freizeit.

Ich stelle mir auch gerade vor, wie das wäre, wenn all die, nicht als Arbeitnehmer gelten, also die Freiberufler, die Selbstständigen und die Unternehmer das tun, was die Gewerkschaften und weite Teile Politik wollen – nur vier Tage arbeiten? Arztpraxen haben nur noch vier Tage auf, die Autowerkstatt repariert nur noch an vier Tagen, der Bäcker hat nur noch vier Tage auf und auf den Elektriker wartet man noch einige Wochen länger.

Arbeiten, mit seinem Kopf und seinen Händen Werte zu schaffen – das ist etwas, was unser Menschsein ausmacht. Überlassen wir das jetzt einigen wenigen oder der gerade ebenfalls so viel diskutierten und nicht verstandenen künstlichen Intelligenz?

Na egal, ich genieße jetzt mein Frühstück mit der Besten Frau der Welt.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Feiertagsfrühstück.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Josef d. Arbeiter, Arnold

Foto: Pixabay

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