Morgengruß von Helmut Harff: Kinder an die Macht

… ist das eine gute Idee?



Heute wird man wieder häufig Herbert Grönemeyers Lied „Kinder an die Macht hören“, schließlich feiern heute die Kinder ihren Tag.  Man wird wieder hören, wie schlecht es Kindern in Deutschland geht, wie im wörtlichen und übertragenen Sinn sie arm dran sind.


Kinder sind unsere Zukunft, wird man hören. Man wird auch hören, dass man in dieser Zeit gar keine Kinder mehr in die Welt setzen darf. Schließlich meinen ja einige Männer und Frauen, sie seien die Letzte Generation. Setzen sich die eigentlich auch für Sterilisation oder die bedingungslose Abtreibung ein? Wohl nicht, sonst hätten die sich ja längst in einem Kreissaal angeklebt.

Doch Kinder an die Macht? Wäre die DDR eine andere, eine bessere geworden, wenn ich und meine Schulkameraden mehr Macht als der Parteisekretär gehabt hätten? Es hätte wohl Westgeld für alle gegeben, Jeans wären nicht geächtet gewesen und wir hätten den Wehrersatzdienst auch im Arbeiter- und Bauernstaat durchgesetzt. Sicherlich wären unsere Ferien deutlich ausgedehnt worden und das wäre dann auch der Grund, warum heute unsere Enkel nicht richtig lesen könnten. Wir hätten es ja nie gelernt.

Nein, Kinder an die Macht ist keine gute Idee, Kinder machen, sich ausprobieren lassen ist dagegen eine gute Idee. Wenn ich mich zurück erinnere, so wollte ich aber auch gefordert und gefördert werden. Wenn das Kinder nicht erleben, suchen sie sich irgendwo Bestätigung, wie man es ja auch immer wieder erlebt. Wer dagegen bei seinen sportlichen, bei seinen künstlerischen, bei anderen Interessen unterstützt, aber auch etwas angetrieben – die Betonung liegt auf etwas – wird, der wird kaum Spaß daran haben, wirklichen Unsinn anzustellen oder einfach rumzugammeln, wie man es uns schon vor 60 Jahren vorgeworfen hat.

Noch ein Gedanken zu den Kinder aus „bildungsfernen Schichten“: Ich hasse dieses Stereotyp. Erstens ist mir schon nicht klar, was „bildungsfern“ ist. Waren das mein Vater, ein Tischler mit Abschluss 9. Klasse, war das meine Mutter, eine Kinderkrankenschwester mit Abschluss 8. Klasse, die mit mir ständig unterwegs waren, in Museen, in Theatern, im Zeichenzirkel, mit denen ich viel im Urlaub war, im Garten baute und buddelte, die ich schon in jungen Jahren bekochte? Ob das Eltern alles bieten konnten, die viel mehr Geld verdienten, aber immer auf Versammlungen rumhingen, an ihrer Karriere bastelten?

Und heute keine Kinder mehr in die vom Klimawandel bedrohte Welt setzen? Das ist ja nun der größte Unsinn, den es überhaupt gibt. Wer das fordert, der sollte mal daran denken, wo er heute wäre, wenn ihre Groß- und Urgroßeltern so in Zeiten der Weltwirtschaftskrise in den 1920er Jahren oder im 2. Weltkrieg so gedacht hätten. Es gäbe sie schlicht nicht.

Unsere Großeltern waren da anders, sonst könnte ich heute nicht mit der Besten Frau der Welt frühstücken.

Ich wünsche ihnen ein genussvolles Frühstück.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Simeon, Silka, Silvana

Foto: Pixabay

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