Elektroautos: Statt mieten einfach kaufen

... rät Dirk Kunde von Autoren-Union Mobilität



Große Autovermieter wie Hertz und Sixt stoßen etliche E-Autos wieder ab. Die Gründe für die Abkehr von der elektrischen Antriebstechnik sind eher finanzieller als technischer Natur. So gelangen viele Modelle, vor allem von Tesla, in den Gebrauchtwagenverkauf der Autovermieter. Eine gute Gelegenheit für Interessenten, die einen günstigen Einstieg in die Elektromobilität suchen.


Ein Blick auf die Seite Sixtcarsales.de zeigt aktuelle Angebote. Ein Tesla Model 3 mit Allradantrieb und großer Reichweite (AWD Long Range) des Modelljahres 2023 wird für 42.440 Euro angeboten. Das Fahrzeug wurde Ende 2022 zugelassen und ist gerade mal 5354 Kilometer gefahren. Mit den Zusatzkosten für die schwarze Metallic-Lackierung und dem Autopiloten würde das Model 3 neu 58.070 Euro kosten. Das ergibt eine Einsparung von 27 Prozent gegenüber dem Neupreis. Auf der Webseite finden sich auch etliche Angebote, die Einsparungen von über 30 Prozent bieten, wenn man mit mehr gefahrenen Kilometern leben kann. Der Verschleiß bei einem Elektromotor fällt aufgrund weniger beweglicher Teile im Vergleich zum Verbrennungsmotor geringer aus. Hinzu kommt bei Tesla: Dank regelmäßiger Softwareupdates bleibt das Auto aktuell und erhält mitunter sogar neue Funktionen. Vor allem der Autopilot wird laufend verbessert. Er ermöglicht assistiertes Fahren ohne Hände am Lenkrad, aber mit den Augen auf der Straße.

Der Verkauf ist keine Absage an den Elektroantrieb. Autovermieter wie Sixt stoßen im Durchschnitt nach neun Monaten ein Fahrzeug, unabhängig von der Antriebsart, wieder ab. In der Regel gibt es so genannte Buyback-Verträge. Die Hersteller nehmen ihre Autos zu zuvor vereinbarten Preisen zurück. Somit gelangen diese Autos nicht in den Vermieter-Handel mit Privatkunden.

Bis 2030 will Sixt seine Flotte in Europa zu 70 bis 90 Prozent elektrifizieren. „Wir sehen uns als Begeisterungsbeschleuniger für das Thema E-Mobilität. Dafür haben wir bereits viel investiert und tun das auch weiterhin, beispielsweise in die Ausstattung von Stationen mit eigenen Ladepunkten sowie in elektrische Mietfahrzeuge“, sagt ein Sixt-Unternehmenssprecher.

Preissenkungen reduzieren Wiederverkaufswert

Tesla macht vieles anders als klassische Autohersteller, so auch im Geschäft mit Autovermietungen. So ließ sich Tesla nicht auf Buyback-Verträge ein. Hertz, Sixt und andere müssen am Ende der Laufzeit zusehen, den besten Preis für die E-Autos auf dem Gebrauchtwagenmarkt zu erzielen. Bei Abschluss der Verträge haben die Controller der Autovermieter Annahmen über mögliche Verkaufspreise getroffen und darauf ihre Kalkulation gestützt. Womit sie nicht gerechnet haben, sind die wiederholten Preissenkungen von Tesla. Sobald der US-Hersteller einen Preis senkt, sinken auch die Wiederverkaufswerte aller Tesla-Modelle, die bereits auf den Straßen unterwegs sind. Die Kalkulation der Autovermieter brach in sich zusammen.

Hertz nimmt eine Abschreibung in Höhe von 245 Millionen Dollar in Kauf. Den Unmut in der Führungsetage kann man sich vorstellen. Das Abstoßen der E-Autos, insbesondere der Tesla-Modelle, ist auch ein Signal an die jeweiligen Autohersteller: So nicht! Hertz hatte im Herbst 2021 eine Bestellung von 100.000 Model 3 bei Tesla platziert. Weitere 175.00 bei General Motors und 65.000 beim Neuling Polestar. Das US-Unternehmen Hertz legte im gleichen Jahr nach einer Insolvenz einen Neustart hin. Die Großbestellungen der E-Autos sollten ein Zeichen für den Neuanfang werden. Nun wurden sie zum finanziellen Desaster. Mindestens 20.000 E-Autos unterschiedlicher Hersteller will Hertz abstoßen.

Ein Schutz vor Enttäuschungen ist, sich breiter aufzustellen. Tesla gilt zwar als Branchenprimus der reinen E-Auto-Hersteller, doch das Angebot ist breiter. Sixt probiert es beispielsweise mit der chinesischen Marke BYD (Build your Dreams). In den kommenden Jahren werden 100.000 E-Autos und Plug-in-Hybride in die Flotte aufgenommen. Beim Vertrag mit Stellantis geht es sogar gleich um eine viertel Million Autos in den kommenden drei Jahren. Hier sind allerdings alle Antriebsarten vertreten. Sixt übernimmt in Europa und Nordamerika Fahrzeuge der Marken Alfa Romeo, Chrysler, Citroën, Dodge, DS Automobiles, Fiat, Jeep, Lancia, Opel, Peugeot, Ram, Vauxhall und Maserati.

Wem die Kaufpreise auf der Wiederverkaufsseite von Sixt zu hoch sind, findet auch Angebote für eine Fahrzeug-Finanzierung mit überschaubaren monatlichen Raten. (aum)

Foto: Autoren-Union Mobilität/Sixt

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