Morgengruß von Helmut Harff: Die weiße Fahne hissen

… oder kämpfen bis zum Ende – welchem auch immer



Papst Franziskus, das Oberhaupt der katholischen Kirche, hat mal wieder dafür gesorgt, dass seine Kirche nicht mit Themen wie Frauen in der Kirche oder Kindesmissbrauch Schlagzeilen macht. Er hat mit Blick auf die Ukraine geäußert, dass man, so man einen Krieg nicht gewinnen kann, verhandeln soll, die weiße Fahne hissen soll.

Das sorgt erwartungsgemäß für Unruhe, für Ärger, aber auch für Zustimmung. Die Papsteinlassung erinnert an die Bibelstelle, wonach man die andere Wange hinhalten soll, wenn man auf die eine geschlagen wird. Diese Stelle ist wohl eine der meist zitierten der Bibel, aber auch eine, die immer für Kontroversen sorgt.

Doch warum eigentlich? Wie ist das mit Gewalt, wenn die nicht zwischen Staaten, sondern zwischen Individuen passiert? Rät die Polizei, dass man bei Einbrüchen, bei Überfällen, ja selbst bei Vergewaltigungen, den Täter verfolgen, stellen oder gar zur Strecke bringen soll? Nein, sie rät genau zum Gegenteil. Man soll dem Räuber aushändigen, was er will, man soll nicht zum Tränengasspray, nicht zur Waffe greifen, wenn man überfallen wird. Selbst Frau soll bei Übergriffen eher auf Gegenwehr verzichten. Der Grund ist immer der Gleiche: Die eigene Überlebenschancen steigen deutlich, wenn man auf Gegenwehr verzichtet.

Und was macht die Polizei bei gewalttätigen Zusammenrottungen, Demos oder bei aus dem Ruder laufenden Fußballspielen, aber auch bei Geiselnahmen und ähnlichen Vorkommnissen? Richtig, sie setzt auf Deeskalation. Erst wenn es gar nicht mehr anders geht, wird unter der Maßgabe, dass niemand so richtig geschädigt wird, Gewalt eingesetzt.

Leider rät niemand Staaten genau so zu handeln. Das Ergebnis sind Schäden, die im besten Fall mit irren Summen wieder zum Teil zu beheben sind. Selbst im reichen Deutschland hat es Jahrzehnte gedauert, bis man von den Kriegsschäden kaum noch was sieht. Von den Millionen Toten gar nicht zu reden. Von denen kommt keiner zurück, die sind weg, einfach weg.

Wäre es da nicht wirklich sinnvoller, dem Papst bei seiner Idee zu folgen? Das klingt fast unmöglich, doch das 20. Jahrhundert, unsere Geschichte zeigt, was alles möglich ist – in jeder Richtung.

Ganz friedlich geht es bei meinem Frühstück mit der Besten Frau der Welt zu. Da braucht es keine weiße Fahne, sondern ein weißes Tischtuch.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben:  Rosina, Alram, Ulrich

Foto: Pixabay

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