Ein Fenster gegenüber, das wurde oft beschrieben, war ein Filmgegenstand, wurde gemalt, stand immer wieder im Mittelpunkt des Interesses. Nur ich hatte nie ein Fenster gegenüber, wie auf dem Foto. Mal gab es einfach kein Gegenüber – auch das ist in Berlin möglich. Vielfach standen Bäume dem Blick auf das Fenster gegenüber im Weg, mal blickte ich auf einen Park, mal auf eine Fabrik und mal auf Gleisanlagen. Da blieb nichts weiter, als beim Spaziergang in fremde Fenster zu blicken.
Dabei ging es mir gar nicht darum, in den Fenstern Menschen zu beobachten, wie Mann es zum Beispiel in der Hamburger Herbertstraße tut. Mich interessiert viel mehr, wie die Leute da leben, wie die eingerichtet sind. Deshalb mag ich die Niederländer, die ja mehrheitlich keine Vorhänge, keine Jalousien kennen. Dort sitzt man vielfach gut angezogen im Wohnzimmer, wohl wissend, dass man sie sehen kann.
Wie gesagt, ich ging und gehe gern mit dem Blick in fremde Fenster spazieren. Wenn dann drinnen Licht brennt oder der Fernseher flackert, kann ich meine Neugier befriedigen. Schön, die meisten Blicke sind eher enttäuschend, ja ernüchternd. Es wundert mich immer wieder, wie ein- und gleichförmig die Leute wohnen. Haben so viele Leute so wenig Geschmack, sich individuell einzurichten? Na, sicherlich gefällt es ihnen so, sonst würden sie es ja ändern.
Aber, es gibt auch andere Einblick in Fenster. Da hat einer die ganzen Wände voller Wandteller, da gleicht ein Zimmer einer Galerie. In anderen Zimmern sind die Wände hinter den Büchern gar nicht mehr sichtbar. Auch der Blick in so manche Küche offenbart erstaunliches. Manche wirkt unbewohnt, manche ähnelt einem Museum und wieder andere eher einem Haushaltsgeräteladen.
Warum ich das erzähle? Weil ich seit einigen Jahren nicht nur ein, sondern viele Fenster gegenüber habe. In vielen tut sich nichts, denn hier auf dem Land stehen viele Wohnungen leer. Doch seit einigen Tagen ändert sich da was. Hinter einigen Fenstern tut sich was, ist Bewegung und abends Licht. Wer da wohl zugange ist? So richtig gesehen habe ich bisher nur zwei oder drei Gestalten. Die renovieren und richten die Zimmer hinter den Fenstern gegenüber ein. Ob die wissen, dass ich gern in ihre Fenster blicke?
Jetzt gilt mein Blick aber ganz allein meinem Frühstück mit der Besten Frau der Welt.
Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.
Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Christoph, Sieglinde, Luise
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: Das Fenster gegenüber
… zieht mich magisch an
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