Genau  19 Jahre nachdem der letzte MG-Roadster die Fabrik verlassen hat und  100 Jahre nach der Firmengründung kommt wieder ein sportlicher  Zweisitzer mit der legendären Buchstaben-Kombination zu den Kunden. Der  Cyberster unterscheidet sich allerdings deutlich von seinen Vorfahren.  Und das gilt vor allem für den Antrieb, denn der jüngste MG ist  elektrisch unterwegs.
Im Rahmen der Pleite von MG Rover im Jahr  2005 übernahm der chinesische Konzern Nanjing Motors das Unternehmen,  das wiederum zwei Jahre später in der Shanghai Automotive Industry  Corporation (SAIC) aufging, und konzentrierte sich vor allem auf  konventionelle Fahrzeuge. Inzwischen gehört MG in Europa zu den  erfolgreichsten chinesischen Marken.
Mit  dem Cyberster kehrt MG nun zu den Wurzeln seiner Geschichte zurück. Das  Design des Roadsters wurde in London bei SAIC Design Advanced  entwickelt, und zog als Studie in den vergangenen Jahren über die  internationalen Messen. Nun rollt die Serienversion auf die Straße. Die  Kreativen setzten dabei auf die für Roadster typischen Eigenschaften.  Hinter der langen Motorhaube mit dem zentral angeordneten MG-Logo  schließt sich der Raum für Pilot und Copilot samt dem klassischen  Stoffverdeck an. Im kurzen Heck fanden die Designer noch Raum für ein  großzügiges Gepäckabteil. Highlight des MG sind die beiden nach oben  öffnenden Scherentüren. „Der Cyberster ist eine moderne Interpretation  der Marke MG. Wir haben daher die traditionellen Proportionen in den  Vordergrund gerückt“, erklärt Carl Gotham von SAIC Design Advanced in  London. „Die nach oben öffnenden Scherentüren sind dabei unser  Überraschungselement.“
Mit dem Cyberster räumt MG gleichzeitig  mit dem Vorurteil auf, dass Elektromobilität langweilig sein muss. Der  Zweisitzer kommt in zwei Varianten auf den Markt: Die Version X Power  steht mit Dual-Motor und Allradantrieb sowie 375 kW (510 PS) bei den  Händlern. Die Basisversion kommt mit Heckantrieb und 250 kW (340 PS) zu  den Kunden. Die Energie kommt von einem 77 kWh starken  Nickel-Kobalt-Mangan-Akku, für den MG beim Allradantrieb eine Reichweite  von 443 Kilometern verspricht. Der Heckantrieb kommt danach maximal 507  Kilometer weit. An einer Schnellladesäule kann der Energiespender mit  maximal 144 kW geladen werden.
Der  Mensch hinter dem Lenkrad blickt auf eine dreiteilige  Monitor-Landschaft mit den wichtigsten Informationen. Nach einer kurzen  Eingewöhnung lassen sich die wichtigsten Funktionen problemlos bedienen.  Leider wird aber der links angeordnete Bildschirm für die Navigation  teilweise vom Lenkrad verdeckt. Die Sportsitze bieten einen guten  Seitenhalt, und der ist auch nötig, wenn man die Leistung des Cyberster  abruft. Die Allradversion erreicht nach gerade 3,2 Sekunden aus dem  Stand Tempo 100 km/h, beim Heckantrieb vergehen fünf Sekunden.
Für  den Fall der Fälle befinden sich zwei massive Überrollbügel hinter den  beiden Sitzen. Die Materialien sind hochwertig und entsprechend  verarbeitet. Wahrscheinlich ist der Cyberster, die MG-Fans mögen das  Urteil verzeihen, der am besten verarbeitete MG aller Zeiten. Das Dach  sitzt fest in seinen Scharnieren, flattert nicht und ist in  Sekundenschnelle auch während der Fahrt bis 50 km/h geöffnet und  geschlossen.
Der  Cyberster ist elektrisch unterwegs, und daher fehlt logischerweise die  akustische Untermalung der Fahrt. Das mag Traditionalisten irritieren,  doch tatsächlich ist die Fahrt im Zweisitzer durchaus unterhaltsam.  Dabei unterscheidet sich der jüngste offene MG von seinen Vorgängern  deutlich. Der Cyberster ist eher ein Gran Turismo und weniger der agile  kleine Roadster wie der MGB in vergangenen Jahren.
Dank des  sauber abgestimmten Fahrwerks und des niedrigen Schwerpunkts sind  natürlich immer noch schnelle Kurvenfahrten möglich, und bei Bedarf  verzögert die Bremsanlage von Brembo zuverlässig. Die Lenkung ist  präzise und lädt auf Wunsch zu einer dynamischen Fahrweise ein. Dabei  zeigt sich der Cyberster von einer angenehmen Seite und ein  ausgeglichenes Handling ohne Tendenz zum Über- oder Untersteuern.
Das  bevorzugte Revier des MG ist die Landstraße, und dabei genießt der  Fahrer hinter dem Lenkrad eine gewisse Gelassenheit, die gut zum  Charakter des Cyberster passt. Natürlich ist das Fahrwerk sportlich  ausgelegt, doch gleichzeitig kommen die Komfortwerte nicht zu kurz, so  dass sich der MG auch für die lange Ausfahrt eignet, zumal das flache  Gepäckabteil im Heck ausreichend Platz für die Reise bietet.
Die  Preisliste für den Cyberster beginnt bei 64.990 Euro für die Version mit  Heckantrieb. Der Cyberster X Power mit Allradantrieb startet ab 69.990  Euro. (aum)
Fotos: MG via Autoren-Union Mobilität
Nach 19 Jahren endlich wieder ein Roadster
Gemeint ist der MG Cyberster
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