
Die  Autorin, Kritikerin und public intellectual Susan Sontag hat sich  zeitlebens intensiv mit den visuellen Medien beschäftigt. Aus der  Philosophie und Literaturwissenschaft kommend, erkannte sie hellsichtig  den bestimmenden Einfluss der Fotografie in unserer medial geprägten  Gesellschaft. Als attraktive Frau selbst ein begehrtes Objekt der  Fotograf*innen, nutzte sie die Wirkmacht des Mediums auch für ihre  eigene Agenda.
Die frühe Begegnung mit Bildern des Holocaust  bezeichnete sie als „negative Epiphanie“ in ihrem Leben und als  Ausgangspunkt für ihre weitere Beschäftigung mit der Fotografie. Der  Film sei das Leben, die Fotografie ein Memento mori, schrieb sie bereits  in ihrem Erstlingsroman The Benefactor 1963. Als leidenschaftliche  Cineastin sah Sontag im Film die „lebendigste, erregendste und  bedeutendste aller Kunstgattungen.“ 
Als Regisseurin realisierte  Sontag vier Filme und lotete die Grenzen von Sichtbarmachung und  Voyeurismus auch in der Praxis aus. Zu ihrer Selbstermächtigung als  Autorin und Intellektuelle gehörte auch die Auseinandersetzung mit dem  Feminismus und der Frage, was es in der heutigen Gesellschaft bedeutet,  eine Frau zu sein. Wie ihre Vorbilder Simone de Beauvoir und Hannah  Arendt legte Sontag Wert auf eine gleichberechtigte Anerkennung als  Denkerin.
Der Film ist das Leben, die Fotografie ein Memento mori.– Susan Sontag
Die  Ausstellung Susan Sontag. Sehen und gesehen werden legt ihren  Schwerpunkt auf die Überlegungen zu Fotografie und zeichnet Sontags  Theorien und Gedanken dazu nach. Auch ihre Beschäftigung mit queerer  Kultur, die Diskriminierung von HIV-Infizierten und ihre eigene  Krebserkrankung bleiben nicht unerwähnt. Außerdem wird Sontag in ihrer  Rolle als Filmbegeisterte und Regisseurin gezeigt, nicht zuletzt um sie  als unabhängige Frau darzustellen, die sich zeitlebens gegen die  Gesellschaft aufgelehnt hat.
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Bild: Susan Sontag © The Peter Hujar Archive / VG Bild-Kunst, Bonn 2025
SUSAN SONTAG: "Sehen und gesehen werden"
... in der Bundeskunsthalle Bonn
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