PLANETARISCHE BAUERN. LANDWIRTSCHAFT, KUNST, REVOLUTION

Ausstellung im Kunstmuseum Moritzburg



Was hat der Bauernkrieg mit unserer Gegenwart zu tun? Diese Frage steht im Zentrum der groß angelegten Sonderausstellung Planetarische Bauern, die vom 23. Mai bis 14. September 2025 im Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) zu sehen ist.


Planetarische Bauern – eine Kooperation von Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale), und Werkleitz – versammelt auf über 2.500 Quadratmetern rund 30 künstlerische Positionen international agierender Künstler:innen und Kollektive. In eigens für das Projekt entwickelten oder adaptierten Arbeiten widmen sie sich großen Themen unserer Zeit und unternehmen dabei eine Vergegenwärtigung der Historie, eine Bestandsaufnahme des Jetzt und eine Spekulation über mögliche Zukünfte.

Thematisiert werden auf eindringliche Weise gesellschaftliche Fragen und Problemstellungen, die vor 500 Jahren zu den Bauernkriegsereignissen führten und in veränderter Form in verschiedenen Gesellschaften rund um den Globus auch heute noch bzw. wieder aktuell sind. Das Spektrum der Arbeiten reicht von surrealen Geografien zu subversiver Geschichtsneuschreibung, von Landwirtschaft 4.0 zu Pflugscharen als Schwertern, von menschlichen Schicksalen zu Pflanzen-Bewusstsein, von Aktivismus bis Wunder. Planetarisch heißt: der Tatsache bewusst, dass die Erde nicht von uns Menschen allein bewohnt oder gar gemacht wird. Planetarisch heißt auch: Handeln hier kann katastrophale Folgen am anderen Ende des Globus haben.

Die Ausstellung bringt Halle (Saale) und sein Umland mit Regionen rund um den Globus in Korrespondenz – mit europäischen Nachbarn wie Frankreich oder der Slowakei bis Südostanatolien, Westindien, China und den Philippinen; von Kairo und Südafrika bis zur Mojave-Wüste, Louisiana und dem Amazonasbecken. Alles mündet in die Frage: Könnte das landwirtschaftliche Feld erneut zu einer Keimzelle gesellschaftlicher Veränderung werden?

Zur Ausstellung wird im August 2025 eine Publikation im MMKoehn Verlag erscheinen.

Planetarische Bauern. Landwirtschaft, Kunst, Revolution ist Teil der dezentralen Landesausstellung Gerechtigkeyt 1525. Unter diesem Titel erinnern 2024/2025 die Stiftung Luthergedenkstätten, die Kunststiftung Sachsen-Anhalt, die Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, das Landesmuseum für Vorgeschichte Halle und Werkleitz mit sieben Präsentationen an verschiedenen Standorten an das Wirken Thomas Müntzers und die Auswirkungen des Bauernkrieges. Der Ausstellungszyklus wird von Bund und Land gefördert. 

"Das Bauernkriegsgedenken ist viel mehr als ein Rückblick auf 1525 – es ist ein Kulturereignis mit Brücken bis in unsere Gegenwart. Es zeigt uns, wie aktuell die Fragen von Aufbruch, Umbruch und Gerechtigkeit auch heute noch sind. Das Ausstellungsgeschehen regt dazu an, über Macht, Teilhabe und Gerechtigkeit in Vergangenheit und Gegenwart nachzudenken – und es lädt dazu ein, unsere vielfältige Kulturlandschaft neu zu entdecken. Das gesamte Projekt ist mithin auch eine schöne Bestätigung unseres Landesmottos #moderndenken." - Dr. Reiner Haseloff, Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt

"Der Bauernkrieg ist für uns im Hinblick auf die Traditionslinien unserer Freiheitsgeschichte und die frühen Wurzeln demokratischer Werte wie der Menschenrechte nach wie vor von großer Bedeutung und Aktualität. Das Gedenken an die Ereignisse vor 500 Jahren ist dabei Teil unserer gemeinsamen deutsch-deutschen Erinnerungsgeschichte. Daher fördert der Bund in Zusammenarbeit mit den Ländern Sachsen-Anhalt, Thüringen, Bayern und Baden-Württemberg zahlreiche Projekte mit insgesamt bis zu 15 Millionen Euro, die eine Brücke von der Geschichte zu aktuellen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und Diskursen schlagen." - Wolfram Weimer, Staatsminister für Kultur und Medien

Für das Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) ist das in Kooperation mit Werkleitz realisierte Ausstellungsprojekt das aufwendigste Vorhaben der zurückliegenden Jahrzehnte.

"Den kuratorischen Ausgangspunkt der Ausstellung bilden strukturelle Ungleichheiten und die Benachteiligung von Teilen der Zivilgesellschaften. Diese führten und führen weltweit immer wieder zu Unruhen und gesellschaftlichen Krisen. Analog zu den Zwölf Artikeln, die die Bauern 1525 aufstellten, worin in Artikel 1 die freie Pfarrerwahl oder in Artikel 3 die Abschaffung der Leibeigenschaft sowie in der Konsequenz aller Artikel eine auf das Gemeinwohl aller ausgerichtete Verfassung der Gesellschaft gefordert werden, geht es auch heute um Fragen der tatsächlichen Teilhabe aller Mitglieder der Zivilgesellschaft und der Inklusion von ausgegrenzten Teilen der Gesellschaft, aber auch um Fragen von Stadt-Land-Unterschieden, ungleichen Bildungsbedingungen und Auswirkungen des Klimawandels. Ich freue mich, dass das Landeskunstmuseum mit einem derart relevanten Ausstellungsprojekt aktuelle Fragen künstlerisch reflektiert und diskutiert und wir uns damit in zeitgenössische gesellschaftliche Diskurse einbringen können." - Thomas Bauer-Friedrich, Direktor des Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale)

"Die Parallelitäten zwischen der Zeit um 1500 und heute sind beeindruckend. Zum Beispiel die berechtigte Kritik an Missbrauch und Privatisierung des Allgemeinguts Trinkwasser oder die Probleme, vor die uns die aktuelle Energiekrise stellt. Hier finden sich die Forderungen der Bauern von 1525 nach Rückgabe gemeinschaftlicher Flächen und nach Bau- und Brennholz direkt wieder. Ebenso sind die Fragen nach Verteilung sowie Mit- und Selbstbestimmung andauernd aktuell. Und in der heutigen Sorge um die Konsequenzen des Klimawandels lässt sich eine Wiederkehr der damaligen apokalyptischen Stimmung erkennen. Die Neuzeit, der Prozess des Übergangs vom Feudalismus zum Kapitalismus, dessen Teil die Bauernkriege waren, und die Globalisierung fanden in der Entdeckung Amerikas 1492 ihren Anfang. Neue Technologien und der Blick aus dem All ermöglichen uns den Übergang zur planetarischen Betrachtung unserer Welt, deren Ressourcen endlich und deren Lebensräume – ob Natur- oder Kulturlandschaften – fragil sind. Planetarische Bauern ist die künstlerische Vergegenwärtigung des Bauernkrieges – Zukunft ist Erinnerung nach vorn." - Daniel Herrmann, Direktor Werkleitz Gesellschaft e. V.

Beteiligte Künstler:innen und Kollektive
Lara Almarcegui (ES/NL)
Anca Benera & Arnold Estefán (RO/AT)
Mabe Bethônico (BR/CH)
Tega Brain (AU/US) & Sam Lavigne (US)
Viktor Brim (DE)
Enzo Camacho (PH/DE) & Ami Lien (US)
Chto Delat (RU/DE)
Liu Chuang (CN)
Alice Creischer & Andreas Siekmann (DE)
Fernando García-Dory & INLAND (ES)
Gauri Gill & Rajesh Vangad (IN)
Olivier Guesselé-Garai (FR/DE)
Tamás Kaszás (HU)
Luisa Keintzel (DE)
Yelta Köm (TR/DE)
Ulrike Kuschel (DE)
Lutz & Guggisberg (CH)
Antje Majewski (DE)
Edgardo Navarro (MX/DE)
Ilona Németh (HU/SK)
Elske Rosenfeld (DE)
Dread Scott (US)
Mikołaj Sobczak (PL/DE)
Åsa Sonjasdotter (SE/DE) & Daniela
Zambrano Almidòn (PE/DE)
Iza Tarasewicz (PL)
Total Refusal, Sarah Fichtinger &
Nikola Supukovic (AT)
Helena Uambembe & Lindokuhle Nkosi (ZA)
Waman Wasi (PE)
Michael Wang (US)

Öffnungszeiten & Tickets

Mo, Di, Do–So und Feiertage 10–18 Uhr | Mi geschlossen
Hausticket: 15 Euro | 10 Euro ermäßigt | Kinder und Jugendliche bis
18 Jahre, Azubis und Studierende Eintritt frei!
Dauerticket: 35 Euro | 25 Euro ermäßigt

Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale)
Friedemann-Bach-Platz 5
06108 Halle (Saale)
T: +49 34521259-12
F: +49 345 20299-90
M: +49 152 31081006
www.kunstmuseum-moritzburg.de
www.kulturstiftung-st.de

Bild: Planetarische Bauern: Andreas Siekmann, Nach Dürer, 2025, Installationsansicht, 2025
Foto: Michel Klehm, © Andreas Siekmann

© Copyright by genussmaenner.de - Berlin, Deutschland - Alle Rechte vorbehalten.
Veröffentlicht am {DATE:d.M.Y : DE} unter dieser Internetadresse: http://www.genussmaenner.de/index.php?aid=87479