«La montaña invertida»

Kunsthaus Zürich präsentiert Wu Tsang



Die US-amerikanische Künstlerin, Film- und Theaterregisseurin Wu Tsang kehrt nach ihren gefeierten Arbeiten am Schauspielhaus Zürich an den Heimplatz zurück. Ab dem 11. Juli 2025 präsentiert sie im Kunsthaus gemeinsam mit dem Autor, Kurator und Dramaturg Enrique Fuenteblanca im Rahmen der Reihe «ReCollect!» eine Intervention mit Werken aus der Sammlung des Kunsthauses sowie eine neue Soundinstallation. 

 
Wu Tsang (*1982 Worcester, Massachusetts) ist bildende Künstlerin, Film- und Theaterregisseurin, deren Arbeiten dokumentarische und narrative Techniken mit fantastischen Sprüngen in die Welt des Imaginären verbinden. Wu Tsang ist bekannt für ihre langjährigen Kooperationen, insbesondere mit ihrem transdisziplinären Kollektiv Moved by the Motion, dem unter anderem Tosh Basco, Asma Maroof und Josh Johnson angehören. In Zürich begeisterte sie mit poetischen Arbeiten am Schauspielhaus als Hausregisseurin von 2019/2020 bis 2023/2024.

Nun kehrt Wu Tsang gemeinsam mit dem Autor, Kurator und Dramaturgen Enrique Fuenteblanca an den Heimplatz zurück: Im Rahmen der Reihe «ReCollect!» haben sie unter dem Titel «La montaña invertida» (Der umgekehrte Berg) eine Intervention mit Werken aus der Sammlung des Kunsthauses und einer Soundinstallation der Künstlerin konzipiert – ein vielschichtiges, symbolträchtiges Projekt, das den Kuppelsaal des Museums in einen Ort des Hörens, Fühlens und Umdenkens verwandelt. Ab Frühling 2026 wird zudem der Grafikraum mit weiteren Arbeiten aus der Sammlung geöffnet, was den konzeptuellen Abschluss des Projekts bildet. 

LA MONTAÑA INVERTIDA: EIN UMGEKEHRTER BLICK AUF DIE SAMMLUNG UND DIE WELT


Ausgangspunkt dieses kuratorischen Vorhabens ist das Motiv des Bergs – ein topografisches wie kulturelles Symbol mit ambivalenter Bedeutung. Der Berg steht für Erhabenheit, Rückzug und Widerstand, aber auch für Fiktion, Projektion und Mythos. Der Titel «La montaña invertida» spielt mit der Idee der Umkehrung: Was passiert, wenn wir die Dinge nicht nur anders sehen, sondern umgekehrt? Wenn wir «mit den Ohren sehen», wie Tsang und Fuenteblanca es formulieren, wenn wir aus der Perspektive der Marginalisierten blicken, aus der Tiefe statt vom Gipfel?

Der Präsentation gehen vorherige thematische Iterationen voraus: Der erste Teil des Projekts wurde Anfang 2025 von Cloud Castle im Klanghaus Toggenburg in Auftrag gegeben. Die Plattform wurde vom Kunsthaus Bregenz, dem Bündner Kunstmuseum Chur, dem Kunstmuseum Liechtenstein und dem Kunstmuseum St. Gallen initiiert. Es versammelten sich Künstlerinnen und Künstler wie die Sängerin Rocío Márquez, die Mezzosopranistin Katia Ledoux, der Gitarrist Raúl Cantizan oder der Hornist Tapiwa Svosve sowie das Kollektiv Moved by the Motion, um ein atmosphärisches Klangstück zu entwickeln. Diese mehrtägige künstlerische Klausur diente der kollektiven Reflexion über Berge als Orte kultureller Bedeutung – in Spanien ebenso wie in der Schweiz – und bildet das Herzstück der nun im Kunsthaus gezeigten Präsentation. 

Im Kuppelsaal entfaltet sich diese Reflexion in Form eines raumgreifenden, bühnenartigen Aufbaus: Die Besucherinnen und Besucher können in diese vielschichtige Klangwelt eintauchen, die mit Stimmen, Klängen und Rhythmen spielt – mit Flamenco ebenso wie mit zeitgenössischer Komposition. Ergänzt wird diese sinnliche Erfahrung durch eine Auswahl von Sammlungswerken von Marianne von Werefkin und Ernst Ludwig Kirchner bis Francis Bacon und Nedko Solakov: Zentral ist dabei Johann Adam Meisenbachs ikonische Aufnahme von Tänzerinnen und Tänzern, unter ihnen Suzanne Perrottet und Rudolf von Laban, am Fusse des Monte Verità in Ascona am Lago Maggiore.

EINE BRÜCKE ZWISCHEN VERGANGENHEIT UND GEGENWART


Perrottet, Pionierin der modernen Tanzpädagogik, und Laban, Begründer der Labanotation, lebten und forschten zeitweise auf dem Monte Verità – jener reformerischen Kolonie von Kunstschaffenden, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts alternative Lebensentwürfe zwischen Mystik, Körperfreiheit und Avantgarde erprobte. In der Verbindung mit der aktuellen Soundinstallation schlägt das Projekt eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Bewegungen des Körpers und des Denkens.

Der Mythos «Carmen» – ein zentrales Bezugssystem in Tsangs und Fuenteblancas laufender Forschung – fungiert dabei als weiteres Resonanzfeld. In der Oper von Bizet zieht sich Carmen in die Berge Andalusiens zurück, wo sich das Drama zwischen Freiheit, Begehren und Tod entfaltet. Diese Narrative spiegeln sich im Konzept der Intervention: Die Berge als Ort der Flucht, als Versteck und Projektionsfläche. In der Umkehrung der Perspektive wird das Museum selbst zur Bühne eines anderen Sehens und Hörens, zur Aufforderung, sich den Spuren jener Geschichten zu nähern, die im Kanon oft nur am Rande vorkommen. So wird «La montaña invertida» zu einer vielschichtigen Geste: Eine poetische Dekonstruktion des musealen Raumes, eine politische Rekontextualisierung der Sammlung, und eine sinnlich-akustische Einladung zum Innehalten, Zuhören und umgekehrten Sehen. Das Projekt wurde kuratorisch von Raphael Gygax betreut.

Kunsthaus Zürich
Heimplatz
CH–8001 Zürich
Tel. +41 (0)44 253 84 84
www.kunsthaus.ch

Eintrittspreise, Öffnungszeiten und Veranstaltungen auf www.kunsthaus.ch/besuch-planen und www.kunsthaus.ch/besuch-planen/programm/.
 
Ticket-Bezug an der Kasse oder im Vorverkauf auf tickets.kunsthaus.ch.
 
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