Morgengruß von Helmut Harff: Sonntagsgedanken

Früher war alles besser!!! Vor allem die Sonntage waren früher besser, so hört man als Best Ager von vielen Leuten im gleichen Alter. Im ersten Augenblick neige ich sogar dazu, denen zuzustimmen, die das behaupten. Schuld daran ist das, was im Gehirn passiert. Da erinnert man sich eher an die schönen Dinge.

Doch stimmt das mit früher und dem Sonntag? Damals, vor 60 Jahren, war der Sonntag der einzige freie Tag der Woche. Ja, wir gingen sechs Tage die Woche in die Schule. Am Sonntag zog man sich nach dem gemeinsamen Frühstück – dem einzigen der Woche – die Sachen „für gut“ an. Die waren nicht zur vielfach unbequem, sie durften auch auf keinen Fall schmutzig werden. Das hieß, rumtoben war strikt verboten. In vielen Familien gehörte damals der Kirchenbesuch noch zum sonntäglichen Ritus. `Früher war alles besser?

Deutlich besser war, dass am Sonntag Frühstücksbrötchen frisch vom Bäcker, geholt von mir, auf dem Tisch standen. Zum Mittag gab den Sonntagsbraten, also Fleisch. Davon bekam Vater ganz selbstverständlich das größte und Mutter ein kleineres Stück. Von mir gar nicht zu reden. Deutlich gerechter wurde der Sonntagskuchen – ich immer noch im Sonntagsstaat – aufgeteilt. 

Das war zwar alles lecker, aber langweilig. Deutlich besser war die Zeit, in der wir einen Garten hatten. Da gab es all das leckere Essen, aber keine für den Sonntag vorgehaltene Kleidung. Der beste Sonntag war allerdings für mich der, wo es raus ging, raus ins Blaue, wie man sagte. Manchmal ging es in den Tierpark oder an den See, häufig ins Museum (ich liebte das) oder einfach nach jwd – nach janz weit draußen.

War früher alles und vor allem der Sonntag besser als heute? Das kann ich nicht sagen. Ich meine, dass Sonntage heute noch immer eine Sonderstellung im Wochenverlauf haben, aber besser war es damals nicht.

Eines liebe ich aber noch immer: Mein Sonntags-Frühstück mit der Besten Frau der Welt.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Sonntagsfrühstück.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Rudolf, Rolf, Pantaleon, Natalie, Berthold

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