Der Kibbuz war einst das Herzstück eines utopischen Traums – in mancher Hinsicht Israels eigene Version eines sozialistischen Versuchs mit hoffnungsvollem Aufstieg und tiefem Fall. In ihrem gefeierten Memoir „Wir waren die Zukunft“ blickt Yael Neeman auf die versunkene Welt ihrer Kindheit im Kibbuz Yehiam im Norden Israels zurück – gegründet 1946 von ihren ungarischen Eltern nach der Shoah.
Doch dies ist kein nostalgischer Rückblick. Mit literarischer Präzision und klarem Blick erzählt Neeman von einer Kindergeneration, die kollektiv und getrennt von ihren Eltern aufwuchs – im Zeichen einer radikalen Ideologie von Gleichheit und Gerechtigkeit. Lagerfeuer im Speisesaal, vom Pinienharz klebrige Hände, selbstgebaute Flöße auf dem Wasserreservoir – aber auch: Einheitskleidung, vorgeschriebene Lektüren, unterdrückte Sehnsucht und der alles erfassende Druck, eine „neue Welt“ zu bauen.
Neemans Memoir ist im Hebräischen längst ein moderner Klassiker – auf Deutsch spricht es mit neuer Dringlichkeit zu einer Leserschaft, die nach den Bruchstellen von Ideologie, Identität und Gemeinschaft fragt.
Wir waren die Zukunft
Autorin: Yael Neeman
Übersetzerin: Lucia Engelbrecht
Altneuland Press in Kooperation mit dem Kanon Verlag
Preis: 24,00 Euro
ISBN 978-3-98568-190-7
Wir waren die Zukunft
Leben im Kibbuz
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