(djd). „Ich sehne mich nach Nähe, aber mein Körper fühlt sich nicht mehr nach mir an.“ So oder so ähnlich empfinden viele Frauen nach einer Brustkrebsdiagnose – insbesondere bei einer fortgeschrittenen oder metastasierten Form. Denn selbst wenn die Krankheit medizinisch behandelbar ist, bleibt sie oft ein tiefer Einschnitt.
Das gilt auch für das Thema Intimität. Körperliche Veränderungen wie der Verlust einer Brust oder therapiebedingte Scheidentrockenheit, dazu Schmerzen, Erschöpfung oder ein verändertes Selbstbild erschweren Nähe, Lust oder Zärtlichkeit. Viele Betroffene sprechen jedoch aus Scham oder Unsicherheit nicht darüber. Dabei gehört Sexualität und Intimität für die meisten Menschen zur Lebensqualität dazu.
Zärtlichkeit trotz Krebs
Genau an dieser Stelle setzt die Kampagne „Zärtlichkeit bei Brustkrebs“ an: Sie will Betroffene ermutigen, offen über ihre Bedürfnisse zu sprechen, den Partner oder die Partnerin mit einzubeziehen und auch Ärzte und Ärztinnen hierfür sensibilisieren. Die Initiative macht Mut, Intimität trotz aller Herausforderungen neu zu denken. Auf der begleitenden Website gibt es Podcasts, Erfahrungsberichte, Tipps, Adressen von Patientinnenorganisationen und Anlaufstellen für professionelle Hilfe und den Austausch mit anderen Frauen.
Neue Chancen erkennen
„Wenn Patientinnen zu mir kommen und sagen: ,Ich will, dass alles wieder so wird wie früher‘, erkläre ich ihnen, dass es das alte Leben so wahrscheinlich nicht mehr geben wird. Stattdessen ermutige ich sie, ein neues Kapitel zu beginnen, nicht die ‚Alte‘ werden zu wollen, sondern eine ‚Neue‘ mit neuen Chancen“, erklärt Prof. Dr. Annette Hasenburg, Gynäkologin und Psychoonkologin an der Universitätsmedizin Mainz. Sie rät dazu, frühzeitig über Veränderungen im Intimleben zu sprechen – in der Partnerschaft und mit medizinischem Fachpersonal. Unter www.esgehtummich-brustkrebs.de/zaertlichkeit-bei-brustkrebs finden sich weitere Tipps und Informationen.
Praktische Lösungen finden
Genauso wichtig ist es, körperliche Beschwerden auch pragmatisch anzugehen, bei Scheidentrockenheit etwa mit entsprechenden Cremes oder Gelen. „Lokales Estriol wird kaum systemisch aufgenommen und wirkt dort, wo es gebraucht wird“, erklärt Annette Hasenburg. Das kann sehr wirksam sein. Wer keine Hormone verwenden darf oder möchte, greift am besten auf Gele mit Hyaluronsäure oder auf fettbasierte Mittel wie Vaseline oder Olivenöl zurück. Wasserbasierte Gleitmittel sind weniger empfehlenswert. Nicht zuletzt unterstützt regelmäßige körperliche Aktivität dabei, das Körpergefühl zu stärken und das eigene Wohlbefinden zu verbessern – wichtige Voraussetzungen für Zärtlichkeit und Nähe.
Foto: djd/pfizer.de/Unsplash/Esther Ann
Intimität bei Brustkrebs – reden hilft
Eine neue Kampagne ermutigt Frauen, das Schweigen zu brechen
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