ColdWarGames – Alles nur ein Spiel

Sonderausstellung im AlliiertenMuseum Berlin-Zehlendorf in Kooperation mit dem Computerspielemuseum Berlin

Vom 2. Oktober 2025 bis 30. Juni 2026 laden das AlliiertenMuseum in Berlin-Zehlendorf und das Computerspielemuseum in Berlin-Mitte zu einer außergewöhnlichen Zeitreise ein: Die Kooperationsausstellung ColdWarGames – Alles nur ein Spiel widmet sich Spielen aus dem Kalten Krieg und über den Kalten Krieg. Jugendliche und Erwachsene können in nachgestalteten Wohnräumen vergangener Jahrzehnte Brettspiele entdecken oder an klassischen Konsolen selbst aktiv werden. Dabei erfahren sie spielerisch, welche historischen Ereignisse für die Spielentwicklung entscheidend waren und wie Spiele das binäre Denken über den Kalten Krieg prägten.

Homo ludens – der spielende Mensch – erfährt die Welt durch das Spiel. Den Ernst des Lebens begreift er spielerisch. Auch während des Kalten Krieges, einer fast fünfzig Jahre dauernden globalen Anspannung, geht der Spieltrieb nicht verloren. Der Mensch misst sich weiterhin im spielerischen Wettstreit.

Wie viele Spiele kennt auch die Logik des Kalten Krieges nur das Entweder-oder: Gewinner oder Verlierer, Sieg oder Niederlage. Dieses binäre System ist eine ideale Vorlage für Spiele aller Art: für die einfachsten Würfelspiele bis hin zu den modernsten Videospielen. So eingehegt, wird die politische Konfrontation im Spiel variierbar und gedanklich beherrschbar. Dadurch wirkt das Spiel zurück auf die Realität des Kalten Krieges, in dem scheinbar auch nur eine Seite triumphieren konnte.

Doch das Leben ist kein Spiel und die Welt ist nicht binär. Mit dem Ende des Kalten Krieges ist der Konflikt nicht aus der Welt geschafft und er ist auch weiterhin im Spiel präsent. Die Ausstellung zeigt, wie Menschen den Kalten Krieg spielen und wie der reale Kalte Krieg ihr Spiel beeinflusst.

In einem Querschnitt durch die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts werden sowohl Brettspiele wie Risiko (1957) als auch Konsolenspiele (GoldenEye, 1997) bis hin zu gegenwärtigen Shootern (Call of Duty Black Ops Cold War 2020) vorgestellt und zeitgeschichtlich eingeordnet. Das politisch- kulturelle Umfeld, das die „ColdWarGames“ hervorbrachte, wird anhand der Orte erläutert, an denen gespielt wurde: Inszenierungen von Wohnzimmern bieten ein immersives Erlebnis und zeigen anhand von Radiosendungen, Zeitungen, Postern und Fernsehprogrammen, wie der Kalte Krieg auf ganz unspielerische Art in die Lebenswelt eindrang. Neben den Spielen laden auch zahl- reiche weitere Exponate zum Interagieren ein: Kostüme vergangener Jahrzehnte können an- probiert werden, Radio und Fernsehen lassen sich umschalten und an einer interaktiven Station können eigene Plakate gestaltet werden.

 

 

 


ColdWarGames – Alles nur ein Spiel
2. Oktober 2025 – 30. Juni 2026
AlliiertenMuseum, Clayallee 135, 14195 Berlin
Öffnungszeiten: Dienstag–Sonntag, 10–18 Uhr.
Der Eintritt ist kostenlos!


 

 

Themenwände bieten eine historische Einordnung über den Verlauf des Kalten Krieges, die Aus- wirkungen auf die geteilte Hauptstadt und die Entwicklungen nach dessen Ende – bis ins neue Millennium, das durch den 11. September 2001 eine Zäsur erlebte. Abwägungsprozesse, wo die Grenze des Akzeptablen liegt und die Frage, ob Krieg überhaupt gespielt werden darf, lassen die Besuchenden selbst zu Spieler*innen werden, die vor der Entscheidung stehen, mit den dar- gebotenen Exponaten zu interagieren – oder auch nicht. Der zeitliche Rahmen der Spiele wird durch historische Objekte, wie einem Sputnik-Modell oder dem Aufzugsmotor aus den Ruinen des World Trade Center, ergänzt.

ColdWarGames eröffnet einen niedrigschwelligen Zugang über Spiele, die Wissen auf immersive Weise vermitteln. So wird mit der Ausstellung nicht nur der Kalte Krieg in Bezug zur Demokratie- geschichte gesetzt, sondern durch sie wird auch eigenmächtiges, demokratisches Lernen ermöglicht. Ihre Relevanz liegt darin, den Kalten Krieg begreifbar zu machen und daraus Lehren für die Gegenwart zu ziehen.

 

Idylle unter dem Atompilz

Brett- und Kartenspiele dominieren die deutschen Wohnzimmer der Nachkriegszeit. In der Phase des Wirtschaftswunders entsteht ein vielfältiger Spielemarkt, der komplexere und themenspezifische Spiele auch für Erwachsene hervorbringt: Neben den Klassikern wie Mühle und Mensch-ärgere-dich-nicht werden auch Themen- und Strategiespiele wie Monopoly oder Risiko populär. Letzteres ruft die „Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften“ auf den Plan, die in dem Welteroberungsziel eine Gefahr für die Jugend sieht. Die ersten Videospiele kommen in den 1970er Jahren auf den Markt und werden in Spielhallen popularisiert.

Das Zeitgeschehen ist unruhig: Auf den Zweiten Weltkrieg folgt der Kalte Krieg, der die Welt in ein östliches und ein westliches Lager teilt. Das Atomwaffenarsenal beider Supermächte ist groß genug, um den gesamten Planeten unbewohnbar zu machen. Mehrmals sieht es so aus, als würde der Konflikt heiß werden: ob in der Panzerkonfrontation nach dem Bau der Berliner Mauer, während der Kubakrise oder in den Stellvertreterkriegen wie dem Vietnamkrieg.

Im Kontrast zu den zahlreichen Krisen steht der Rückzug in die private Idylle des heimischen Wohnzimmers, wo sich die Konflikte der Welt ausblenden lassen und die Menschen ihren neuerworbenen Wohlstand genießen. In diesen Wohnzimmern wird gespielt, und mit einem wachsenden Markt wird auch der Kalte Krieg gespielt – sei es in Form der Welteroberung, der militärischen Simulation oder auf frühen Spielekonsolen.

 

Future-retro-Wars

Im neuen Jahrtausend beschleunigt sich der digitale Fortschritt: Die Rechnerleistung ist seit dem Jahr 2000 um das Tausendfache gestiegen. Der digitale Spielemarkt wuchs in derselben Zeit um das Doppelte. Davon profitieren nicht nur aufwendige Produktionen mit Millionenbudgets, sondern auch Spiele kleiner unabhängiger Entwickler-Studios und auch das klassische Brettspiel. Die Marke „Kalter Krieg“ ist weiterhin populär. Unter diesem Etikett lassen sich vergangene Konflikte nachspielen oder fiktive Szenarien fortspinnen.

Über das AlliertenMuseum und das Computerspielemsueum

Das AlliiertenMuseum zeigt das Engagement der Westmächte in Berlin und Deutschland von 1945 bis 1994. Schwerpunkte sind die Berliner Luftbrücke, der Kalte Krieg und das Alltagsleben der amerikanischen, britischen und französischen Gemeinschaften. Der Standort ist authentisch: In den Gebäuden lagen einst Kino und Bibliothek der US-Truppen; dahinter eine große Wohnsiedlung für US-Soldaten und Familien. Gegenüber saßen die US-Militärregierung und die Berlin Brigade. Herausragende Exponate sind das letzte Wachhäuschen vom Checkpoint Charlie, eine britische Hastings und der Berliner Spionagetunnel.

Das Computerspielemuseum eröffnete 1997 in Berlin die weltweit erste ständige Ausstellung zur digitalen interaktiven Unterhaltungskultur. Seitdem hat das Museum die Entwicklung des Mediums in über 40 nationalen und internationalen Ausstellungen begleitet. In der Dauerausstellung lassen über 300 Exponate, rare Originale, spielbare Klassiker, interaktive Spielobjekte und Kunstinszenierungen die Welt des spielenden Menschen entstehen. 

Wir finden das eine ganz spannende Ausstellung, für Junge und Ältere. Die Jungen erfahren, wie die Zeiten früher waren und heute - teilweise - wieder sind. Und die Älteren erinnern sich vielleicht selig zurück an die Zeiten, als sie ganz unbedarft am Amiga oder PC soviel ballerten wie es nur ging. Und jetzt wird das nochmal in einen gesellschaftlichen Kontext gestellt. Unser Tipp: Anschauen!

 

Foto: AlliiertenMuseum/Dora Csala

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