BÉNÉDICTE PEYRAT „GOLDGRUND“

... ausgestellt in der Rehbein Galerie



Eine Frau tastet mit dem Fuß ein gelbes Gas-Wasser-Gemisch, sie ist allein und isoliert auf einer Insel. Kann die Wand hinter ihr sie halten? Im Himmel ist eine Mandel, am Rand zwei starke Hände. Am Ende wartet Freiheit.

In Bénédicte Peyrats neuer Werkreihe und Ausstellung Goldgrund entfalten sich luzide Bildräume, in denen Mensch, Tier, Licht und Materie miteinander interagieren und ineinander übergehen. Die Szenarien erinnern an Mythen oder archetypische Rituale; mitunter an helle Visionen mit nachtseitigem Grund.

Ein Fuchs aus flüssigem Licht steigt aus einem Vulkan. Mensch, und Fuchs – der allzeit präsente Fuchs – teilen sich Schutzräume aus Gold und Licht. Und im Bauch der Kuh kann man sich warmliegen.

Peyrats Bilder sind visuelle Erkundungen eines inneren Kosmos, in dem die unsichtbaren Ströme von Kühle und Wärme in der Luft sichtbar gemacht werden, Schwere und Leichtigkeit von Gedanken und Erinnerungen sich vereinen, und Erdung und Auflösung miteinander kommunizieren. Verlust, Wendungen und Fluidum sind konstante Begleiter der Figuren in den Bildern. Stets liegt ihnen Gold oder die Anmutung von Gold zugrunde. Sie begegnen sich in indirekter oder ätherischer Verbindung: mit einem Schlauch, einer Vase, einem Tuch, einer goldenen Substanz, einer Geste oder einem Blick aus dem Bildraum. Sie sind aufeinander angewiesen, müssen Herausforderungen bewältigen und können sich durch Rituale lösen und befreien.

Holzgemaserte Räume, Lichtungen, Vitrinen, Gondeln, Kisten oder Schalen sind Schauplätze. Behälter, die polysem zwischen Gefäß und Symbol schweben. Die Barriere der Nacht oder Sonnenaufgang; Zeit scheint unerheblich, wenn der Kreislauf des Wassers und des Lichts leitet. Vielmehr wirken die vollzogenen Rituale, als hätten sie eine andere, uralte oder kommende Zeitrechnung.

Peyrats Malerei ist erzählerisch, flächig und durchzogen von leuchtenden Farben, die sich in zarten Lasuren oder kontrastreichen Flächen entfalten. Gold wird hier nicht als Ornament, sondern als atmosphärische Kraft gedacht, als Untergrund, der den Bildern eine Basis und einen Raum bietet. Es strahlt, verbindet, trägt – es durchlässt. In manchen Bildern scheint das Gold der Hintergrund zu sein, in anderen ist es Flüssigkeit, Dampf, Licht oder Atem.

Bénédicte Peyrats Arbeiten sind voller kunsthistorischer Andeutungen, von Botticelli bis zu ägyptischen Gottheiten, von Rossellinis Film „Stromboli“ bis hin zu Dieter Krieg. Doch diese Zitate verschwimmen, werden umcodiert, verlieren ihre Eindeutigkeit. Was bleibt, ist eine Schwebe zwischen Erinnerung, Erzählung und Einsamkeit.

Goldgrund ist keine Geschichte, sondern eine Möglichkeit. Vielleicht auch ein Trost.
Ein Blick auf das Schimmern unter der Oberfläche der Dinge.
Und ein Versuch, in einer zersplitterten Welt Bilder zu schaffen, die zusammenhalten, was nicht zusammengehört oder nicht mehr zusammen ist.

Rehbein Galerie
50672 Köln
Große Brinkgasse 31
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Bild: Bénédicte Peyrat, Stil de grain iridiscent, 2024, Acryl auf Leinwand, 40 x 60 cm

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